Chronik von 1923 - 1941

1923

Der Bericht in der Chronik über das Jahr 1923 wird am Ende von Kardinal Piffl unterfertigt. Die durch diese Unterschrift bezeugte höchste kirchliche Kontrolle und der daraus "sich ergebende sanfte Vorwurf und die Weisung, dass, da die Amtssprache deutsch sei, und somit auch die Pfarrchronik in dieser Sprache, im Falle ihrer spärlichen Kenntnis in lateinischer Sprache - doch ungarisch auf keinen Fall - zu führen sei", erklärt den Umstand, dass die bisherige Tradition aufgebend die Lokalchronik von 1924 an ohne jedwede Bemerkung und Kritik sich auf die trockene Aufzählung der Daten in deutscher Sprache beschränken wird.

"Nach einem schweren und Widerwärtigkeiten verlassenen Jahr, übertreten wir mit trauernder Seele und schmerzerfülltem Herzen die Schwelle des neuen Jahres und gehen der unsicheren Zukunft entgegen. Das menschliche Herz wurde von Gott so geschaffen, das es über die Unannehmlichkeiten, Sorgen und Schwierigkeiten alsbald hinweg kommt, nur die erfreulichen und angenehmen Ereignisse bleibende Spuren in ihm hinterlassen. Diese erfreulichen und erbaulichen Ereignisse wünscht der Pfarrchronist besonders hervorzuheben und für die Nachwelt verewigen als Zeichen dafür, dass, wenn auf politische Verhältnisse das Wort der Heiligen Schrift zutrifft: "Das Leid des Herzens schlägt die Seele", so widersprechen die Blumen die aus dem Seelenleben sprießen, den Worten des ungarischen Dichters: "In deiner Vergangenheit findest du keine Freude, in deiner Zukunft keine Hoffnung". Wenn wir aus den allgemeinen Erfahrungen und den direkten Beobachtungen die Konsequenzen ziehen, so können wir politisch die ungarischen Herzen in keine rosigen Hoffnungen wiegen.

Die österreichische Verwaltung, klug geworden aus dem Schiffbruch des verfehlten Beginns und des gewalttätigen Auftretens, begann sanftere Töne anzuschlagen und ließ durch reichliche Entlohnung der von den Ungarn übernommenen Staatsangestellten in diesen das Heimweh nach dem Osten verstummen. Die starken Bande, die die Leiden, Freuden, Tränen und Triumphe eines Jahrtausends unser vernünftig denkendes deutschen Volk an die ungarische Rasse kettete, wurden von den gewaltsamen Friedensurkunden nur gelockert, während die materialistische Denkungsart jener, die sich mit der Lage abfinden konnten diese langsam und unbemerkt verschwinden ließ. Die schluchzende Bitterkeit des patriotischen Schmerzens bricht aus dem ungarischen Herz hervor, wenn man Schritt für Schritt erfahren muss, dass der charakterlose Wahlspruch: ubi bene, ibi patria, immer mehr um sich greift. Die Mühlen Gottes und der Geschichte mahlen zwar langsam und gut, doch allen Anzeichen nach wird die jetzige Generation die Zeit, wo die Trianoner Gewalt zermalmt wird, nicht erleben.

Umso erfreulichere Erlebnisse kann der Chronist auf den Blättern des Jahres 1923 aufzeichnen über den Aufschwung des Seelenlebens, welcher besonders in der Opferbereitschaft ihre Früchte trug. Der Besuch der Kirche und der Empfang der Sakramente nahmen zu.

Die Weihe der Glocke der oberen Kirche wurde zwar in diesem Jahr vorgenommen. Die Anschaffung der Glocken für die kleine Kirche und die Kapellen auf Wegen der Sammlung ist ein Verdienst des 1923er-Jahres, die Einweihung wird 1924 stattfinden. Die gründliche Renovierung z.T. Neuherstellung des Friedhofskreuzes um 2 Mill. Kr. erfolgte im Laufe des Herbstes. Am 1. Nov wurde das Kreuz geweiht. Die Steinmetzarbeiten wurden vom hiesigen Baumeister Gruber durchgeführt. Am 18. Nov. war die Einweihung des Seitenaltares der kleinen Kirche, der von der frommen Jungfrau Maria Tinagl für die Kosten von 38 Mio. Zum Andenken ihrer beiden verstorbenen Brüder, Michael und Martin, von denen der Erste irgendwo in den Karpaten als Opfer des blutigen Krieges seinen ewigen Schlaf schläft. Die Burschenfahne wurde am 25. Nov, geweiht. Fahnenmutter Frau Lotz, geb. Németh. Das Gerüst des Glockenturmes in der großen Kirche muss erneuert werden, die Gesamtkosten 40 Mill. Kr. übernahm die Gemeinde. Am 31. Mai fielen große Hagelkörner über unsere Gemeinde. Der warme trockene Sommer brachte die Trauben rasch zum Reifen, darum tropfte schon Ende Sept. vom Tisch der Weinpresse der wenige doch ausgezeichnete Rebensaft, dessen Preis bis zu 7-8 000 Kr. anstieg. Den Glanz der freudvollen lokalen Ereignisse trübten einige bedauernswerte Ereignisse. Waghalsige und schlaue Einbrüche machten das Leben unsicher. Ein Teil der Täter kam in der Person einiger verkommener junger Burschen zum Vorschein, die ihre wohlverdiente Strafe erhielten.

Im Juli ertränkte sich ein melancholischer junger Ehemann, Johann Kaindlbauer in der Ziegellacke. Seinem Beispiel folgte im November Josef Leeb, Barbier, (Rasierer) den seine unglückliche Ehe in den Tod jagte. Zwei Selbstmörder in einem Jahr, auf demselben Ort, auf dieselbe Art sind bezeichnend für eine Zeit, deren Kinder schwachen, doch nicht bösen Willens sind und vor der Mühsal des Lebens zurückweichen und mit sündiger Hand ihrem Leben ein Ende bereiten. Nicht auf sündige Weise doch umso verhängnisvoller und tragischer beendete Frau Josefa Fuhrmann ihr Leben, die am 20. Juni so vom Kirschbaum stürzte, dass sie mit gebrochenem Rückgrat nach zwei Tagen im Sarg lag.

Um sich über die Entwertung unseres Geldes ein Bild machen zu können, mögen einige Beispiele für die Preise sprechen; ein Ei 2000 Kr. 1 kg. Rindfleisch 28.000 Kr., ein Paar Schuhe 3,000.000 Kr. 1 q. Weizen 330.000 Kr., 1 kg. Fett 40.000 Kr., 1 kg. Butter 6000 Kr., 1 Liter Milch 4000 Kr., 1 Semmel 450 Kr., Der Aufzeichnung würdig ist, dass die durch den Schmuggel verkommenen und von der rechtschaffenen Arbeit entwöhnten Elemente im Laufe des Jahres massenhaft nach Amerika auswanderten, besonders nach Argentinien in der Hoffnung des leichteren Lebens, und der Bereicherung. Aus unserer Gemeinde waren es 50, die ihr Glück über den Ozean versuchten. Mit ihrer Abreise wurde hier die Atmosphäre nur sauberer, worum der Wunsch allgemein ist, sie mögen in ihrer neuen Heimat wahrlich ihr Glück finden und ihre verlassene Heimat durch ihre Rückkehr verschonen.
Gesehen 27. Aug. 24
+XG Kard. Piffl

Die neue Burschenfahne wird von Pfarrer Josef Ribarits geweiht.

Fahnenmutter: Frau Lotz, geb. Nemeth (Frau vom fürstl. Gutsverwalter Andreas Lotz)

Der jeweilige Jahrgang, der zur Musterung kommt, ist verpflichtet, bei jeder kirchlichen Feier die Fahne zu tragen. Die letzten Fahnenträger im Jahre 1939 sind: Kaindlbauer Josef, Pfalz Hans und Wartha Josef.

Neuer Apotheker: Mag. ph. Karl Meixner Zum besseren Verständnis der nachfolgenden Verdienstmöglichkeiten:

1914: 1 Krone = 53 Schilling (Euro 3,85) 1924: 10.000 Kronen = 1 Schilling (Euro 0,07) (inflationsbedingt)

Der Kreisarzt, Dr. Adolf Gerö, bekommt eine jährliche Fuhrenpauschale 300.000 Kr. Die Gemeindehebamme ist berechtigt, für eine Geburtshilfe 50.000 Kr. zu verrechnen. Holzarbeiter bekommen von der Gemeinde pro Kubikmeter Scheiter 11.000 Kr. und pro Bündel 500 Kr.

Monatslohn
Gemeindehilfssekretärin:
Feldhüter:
Glöcknerlohn: 
Stierfütterer: 
Urbarialwaldhüter: 
300.000 Kr.
50.000 Kr.
75.000 Kr.
75.000 Kr.
600.000 Kr.
Lohn der Robottage:
für Handrobot
für Zugrobot
20.000 Kr. pro Tag
80.000 Kr. pro Tag

Pappauer Franz wird Urbarialwaldhüter von Donnerskirchen und Gschieß.

Der Keller der Apotheke wird von Baumeister Gruber Michael gebaut.

Gemeinderatswahlen:
Gemeinderichter: Josef Suchentrunk
Gemeinderäte: Balheim Johann, Bühler Josef, Hauser Martin, Heurigs Rupert, Leeb Stefan, Pumpler Josef, Rubel Josef, Scherr Rudolf, Schratzenthaler Franz, Stiglitz Franz

Für die Nichturbarialisten wird ein ?Sprunggeld? pro Rind eingehoben.

Nachtwächter: Koller Andreas (vor Mitternacht), Jautz Anton (nach Mitternacht)

Gehälter:
Der monatliche Lohn beträgt 1,000.000 Kronen pro Person (Euro 7,-)

Gemeindevorstehung:
Bürgermeister (= Richter): 2,592.000
Kr. Stellvertreter: 1,008.000 Kr.
Kassier: 1,152.000 Kr.
Gemeindevorstand: 720.000 Kr.
Lehrer: Oberlehrer Ignatz Zimmermann: 2,800.000 Kr. jährlich
Lehrer Michael Niegl: 2,400.000 Kr., plus zusätzlichem Wohnungsgeld von 700.000 Kr. .
Anna Job: 2,700.000 Kr. plus zusätzlichem Wohnungsgeld nach Vereinbarung
Taggeld für Lehrer: 1,000.000 Kr. .

Der Turm der kleinen Kirche wird neu gebaut.

Der Gemeindediener ersucht den Gemeinderat, man möge ihm einen Wintermantel kaufen.

Pro Kubikmeter Stein verlangt die Gemeinde 6.000 Kr. . Die Steine werden im Gemeindesteinbruch gebrochen.

Bau des Gemeindebrunnens am Hauptplatz.

Der Stierfütterer bekommt monatlich 150.000 Kr. Preise für Bauplätze in Donnerskirchen: 1 Quadratklafter (3,6 m²) kostet 20.000 Kr. .

1924

Der Winter ist sehr streng, die Folge: schlechte Ernteergebnisse. Im Weingarten sind zusätzlich alle Schädlinge aufgetreten: Peronospora, Oidium, Sauerwurm, Heuwurm und der Rüsselkäfer. Viele Bauern sind von der Weinkultur auf die Viehzucht umgestiegen.

Am 26. April ist die erste Visitation, durchgeführt von Herrn Kardinal Dr. Friedrich Piffl aus Wien. Herr Kardinal spendet die Firmung in Donnerskirchen.

Am 9. Juni weiht das Ortskind, Josef Heurigs, Pfarrer in Wallern, die Glocken.

Zimmermann Ignatz scheidet aus dem Schuldienst aus und wird zum Ehrenbürger ernannt.

Leiter der Volksschule wird Lehrer Michael Niegl.

Die Schulpflicht wird von 6 auf 8 Jahre erhöht. Es werden zwei neue Lehrkräfte eingestellt: Franz Hintersteininger aus Wöllersdorf, NÖ, und Egon Geier aus Pulkau, NÖ. Beide führen statt "Gelobt sei Jesus Christus" den Gruß: "Grüß Gott" ein.

Den Ordnungsdienst für die bei der Messe anwesenden Schulkinder versieht Oberlehrer Michael Niegl, der täglich die hl. Messe besucht. Es gibt einen "Schulstuhl" zwecks Beratung für Schule und Kirche. Die Schulen sind noch konfessionelle Schulen. Auf dem Schild steht: "Röm.-kath. Volksschule".

Bei der Postenvergabe in der Schule hat die Apostolische Administration das letzte Wort. Der apostolische Administrator für das Burgenland ist der Wiener Erzbischof Dr. Friedrich Piffl.

Dem Fürsten Esterházy gehören der Tiergarten mit seinen Jagdhäusern, der Meierhof (jetzt Winzerhof in Donnerskirchen) und die Puszta (Seehof). Der fürstliche Besitz wird von einem Verwalter, der am Seehof in einem Verwaltergebäude wohnt, betreut.

In den Wohnungen im Meierhof und am Seehof wohnen auch die Arbeiter des Fürsten Esterhazy.

Die Kinder von der Puszta und vom Tiergarten besuchen unsere Volksschule.

Andreas Koller ist Gemeindetrommler, Nachtwächter und Botengänger.

Josef Fasching ist Mesner.

Es gibt ein "Armenhaus" für Ortskinder, die keine Wohnung haben. In einem Raum sind zeitweise 8 bis 10 Personen untergebracht.

Dr. Karl Kaintz wird 1928 mit der ärztlichen Beteuung der Gemeindearmen beauftragt. Alle anderen Bewohner müssen für Arzt, Medikamente und Spitalskosten selbst aufkommen.

Diese Zeit ist geprägt durch eine soziale Kluft zwischen "Marklern" (Bauernschaft) und "Kleinhäuslern" (Arbeiterschaft).

Die Jagdpacht beträgt:
Urbarialjagd 576.000 Kr.
Gemeindejagd 2,304.000 Kr.

Wegen der vielen Kinder muss eine 4. Volksschulklasse errichtet werden. Ankauf eines Zuchtebers. Für jeden "Ebersprung" muss man 100.000 Kr. bezahlen. Dr. Hugo Sekyrer führt von 1924 bis 1926 eine Privatpraxis.

1925

Der Winter ist mild und kurz. Die Ernteergebnisse sind verhältnismäßig gut. Die Dorfbewohner können so manchen wirtschaftlichen Rückschlag der Vergangenheit wieder aufholen.

Ein besonderes Ereignis ist erwähnenswert: Im Jänner unternimmt die Mittelschule von Eisenstadt mit ihren Professoren in Oggau am zugefrorenen See eine Eiswanderung. Viele Schüler verlieren durch das frühzeitige hereinbrechede Dunkelheit die Richtung und können das Ufer von Oggau nicht finden. Durch laute Hilferufe der Schüler werden die Nachbargemeinden aufmerksam. Die Oggauer Feuerwehr kann unter Fackelschein die Schüler finden und herauslotsen.

Im Laufe des Jahres wird die Milchgenossenschaft gegründet.

Im Jahre 1925 werden von der Gemeinde folgende Stolagebühren eingefordert:

17 große Begräbnissen
9 kleinen Begräbnissen
12 Trauungen
S 34
 S 9
 S 12
insgesamt S 55

Eisenstadt wird Landeshauptstadt des Burgenlandes.

Der Schilling wird als neue Währung eingeführt.

Das Gehalt des Gemeindedieners beträgt S 60,-.

Das Gemeindeamt bekommt ein Telefon.

Franz Stiglitz legt sein Gemeinderatsmandat zurück.

Die Gemeindejagd wird an Josef Bayer verpachtet. Jagdpacht: S 900,

Die Urbarialjagd wird an Ing. Karl Förster verpachtet. Jagdpacht: S 480,

Verpachtung der Gemeindegasthäuser:
Jahrespacht:
Unteres Gasthaus: Karl Gruber S 2.000,
Oberes Gasthaus: Johann Fasching S 1.300,-

Dr. Hugo Sekyrer verlässt die Gemeinde. Nachfolger: Dr. Karl Kainz, Kreisarzt von 1927 bis 1938.

Johann Ernst bekommt die Gast- und Schankgewerbekonzession.

1926

Tierarzt Dr. Ludwig Grünauer übernimmt die Fleischbeschau in der Gemeinde.

Dipl. Hebamme Theresia Rainprecht tritt ihre Stelle in der Gemeinde an.

Gründung der Raiffeisenkasse

Die Bergkirche bekommt eine Turmuhr.

Das Kriegerdenkmal wird neben dem Haus Franz Kögler eingeweiht. Mit der Einweihung des Kriegerdenkmals hatte man deshalb so lange gewartet, weil man immer noch gehofft hatte, dass Männer noch leben und nach Hause kommen. Leider war die Hoffnung vergebens.

1927

Das Jahr nimmt einen ruhigen Verlauf bis zum 11. Jänner. An diesem Tag geschieht etwas Tragisches. Der Herr Pfarrer berichtet,
"dass ein ruhiger, anständiger Bursch es nicht überwinden konnte, dass ein Mädchen, das er geheim liebte und zu seiner Frau nehmen wollte, einen anderen Burschen heiraten wollte. Der Bursch Josef Ackermann stürmte am Abend in das Haus des Mädchens und gab in der Küche einen Schuss ab. Die Kugel traf den Vater des Mädchens im Gesicht. Der Schuss war aber nicht tödlich. Das Attentat brachte Josef Ackermann, Johannesstraße 48 eine Kerkerstrafe ein. Das Mädchen hieß Maria Striok, verheiratete Bayer, und der verletzte Vater war Johann Striok."

Am 12. Mai - am Tag des ersten Eisheiligen - überrascht alle fürchterliche Kälte und Frost. Der Frost richtet in den Weingärten, bei den Feldfrüchten und Obstkulturen sehr großen Schaden an. In allen Kulturen ist die Ernte sehr gering.

In der Druschzeit reißt der Riemen einer Dreschmaschine einem Drescher den Fuß ab. Die Ursache kann nicht festgestellt werden.

Pfarrer Ribarits führt in der Chronik dahingehend Klage, dass, seit im Dorf zwei Vergnügungslokale sind, 14 uneheliche Kinder geboren wurden.

Am 31. Juli werden die Häuser der Milchgenossenschaft und der Raiffeisenkasse geweiht und ihrer Bestimmung übergeben.

Am 7. August wird die Burschenfahne geweiht. Als Fahnenmutter wirkt Frau Alosia Niegl, als Fahnenpatin Frl. Mariska Kath.

Das Dach des Pfarrhofes wird mit Eternit - vorher waren es mit Schindeln - gedeckt.

Laut Chronik macht der Herr Pfarrer Ribarits eine ganz besondere Beobachtung:
"Jene Familien, die sich bei den Gemeinde- u. Landeswahlen als Sozialdemokraten entpuppten, haben mit der Kirche wenig zu tun. Drei Donnerskirchner, die in der Fremde wohnen, sind aus der Kirche ausgetreten."

Im Jahre 1927 hat die Kirche den größten Grundbesitz:

Äcker 
Wiesen
Weingärten
44 Joch 1467 Quadratklafter
5 Joch
2 Joch
51 Joch 1467 Quadratklafter


Für die Robotharbeit, die die Gemeinde an die Pfarrei leisten müsste, erhält Herr Pfarrer Riberits 769 S.

Von der Eszterházy-Domäne hat die Pfarre 40 m³ hartes Holz und 300 Bürtel bekommen. Dafür muss der Pfarrer an den Fürsten pro 1m Holz 14 S =560 S und 1 Bürtel 0,30 S = 90 S abliefern.

Weiters bekommt der Pfarrer von der Gemeinde jährlich 132 Liter Prozessionwein.

Im Februar wird mit dem Bau eines modernen Milchhauses begonnen. Die Bauern liefern dort am Morgen und am Abend die Milch ab. (Heute umgebaut in der Bergstraße neben Haus Liegenfeld und Rohrer, heutiger Besitzer Mag. Wolfgang Bensic). Im Milchhaus gibt es eine Kühlvorrichtung, wo die Milch abgekühlt wird. In großen Kannen wird die Milch täglich zum Bahnhof transportiert und nach Wien geliefert. Die Milchproduzenten haben sich zu einer "Milchgenossenschaft" zusammengeschlossen. Wer die Milch nicht direkt vom Bauern beziehen will, kann sie auch in der Milchgenossenschaft im Milchhaus kaufen. 1 Liter Milch kostet 10 Groschen.

Im Dezember wird eine Straße zum Bahnhof angelegt. Zu der Zeit steht kein einziges Haus auf der langen Straße bis zum Bahnhof. Will man nach Eisenstadt, so fährt man mit der Bahn oder mit einem Pferdefuhrwerk. Um das Fahrgeld zu sparen, gehen auch viele Bewohner über den Wald zu Fuß nach Eisenstadt.

Der Sitz der Landesregierung ist vorübergehend in Sauerbrunn untergebracht, da für den großen Verwaltungsapparat in Eisenstadt keine Räumlichkeiten vorhanden sind. Eisenstadt ist damals noch ein Dorf mit Bauern, Äckern und Viehweiden.

Einige Schüler fahren täglich mit dem Zug in die Mittelschule oder in die Bürgerschule nach Eisenstadt. Sie haben schon einen Schülerausweis mit verbilligter Fahrt nach Eisenstadt.

Der Arzt kommt von Eisenstadt und ordiniert im Hause Liegenfeld. 1928 kommt Dr. Kainz als ständiger Arzt nach Donnerskirchen. Vorher ist noch Dr. Hugo Sekyrer im Haus vom Baumeister Gruber.

1928

Das Wirtschaftjahr ist mittelmäßig. Es gibt starken Frost. Durch Feuerheizen an den Wegen und Rainen kann der Rauch den Weingärten Schutz bieten. Der Weinpreis ist niedrig, 1 Liter Wein wird mit 70 Groschen gehandelt.

Der Schutzbund veranstaltet einen Umzug, an den Plakaten ist zu lesen: "Diese schwarze Hochburg muss eingenommen werden." Als Gegenpartei wird im Dorf die Heimwehr gegründet.

Die Kirche hat ihr gesammeltes und erspartes Geld in der Eisenstädter Sparkasse angelegt. Nun fällt sie um die ganze Einlagesumme um.

Karoline Kirchlechner sucht um die Anstellung als Hilfskraft in der Gemeinde an.

Die Milchgenossenschaft wird gegründet.

Dr. Karl Kainz besitzt das erste Auto im Dorf.

Bürger der Gemeinde sind berechtigt auf armenärztliche Behandlung.

Maria Pfalz wird Hebamme (verheiratete Ehn).

Franz Schratzenthaler ist neuer Bürgermeister.

Donnerskirchen wird an das Stromnetz angeschlossen. 25 Straßenlampen werden im Ortsgebiet aufgestellt. Der Strom kommt in die Häuser. Nun können die Petroleumlampen und Sturmlaternen zur Seite gestellt werden.

Kleiner: Die Zeit der langen Winterabende vertreiben sich die Leute mit "in die Feier gehen", zu Verwandten oder Freunden, mit Mühlfahren und Kartenspielen, Federnschleißen, Bohnenklauben, Besenbinden, Simperl machen, Rohrreißen am See und Theaterspielen mit der Jugend.

Pfarrer Josef Ribarits, Oberlehrer Michael Niegl und Amtmann Alfred Bayer studieren jeden Winter mit den Mädchen und Burschen ein Theaterstück ein ("Das Dorf ohne Glocken", "Dorflump", "Genovefa.", "S'Nullerl", "Krippenspiele" usw.).

Das Getreide wird in den Scheunen mit der Drischel gedroschen. Das Stroh wird zum Rebenbinden, zum Füllen der Strohsäcke in den Betten und zum Einstreuen für das Vieh im Stall verwendet.

Im Fasching ziehen Faschingsnarren, spielend mit einer Ziehharmonika, durch das Dorf.

Die Leute haben wenig Verdienst und wenig Geld. Manche Ortskinder wandern nach Amerika aus. In den Städten gibt es die ersten Arbeitslosen, verarmte Offiziersfamilien und verarmte Angestellte des Kaiserhauses.

Im Dorf gibt es 3 Familien jüdischer Abstammung. Jede dieser Familien betreibt eine Greißlerei. Salzer (heute Trafik Liegenfeld), Kornfein genannt "Mandl", und Wällisch (Bergstraße Nr. 9).

Die Familie Wällisch wird vom Nationalsozialismus verfolgt und getötet.

1929


Im Winter herrscht grausame Kälte, die Quecksilbersäule sinkt auf 30 Grad unter Null. Es ist der kälteste Winter seit Menschengedenken. Kirschbäume und Weinstöcke erfrieren.

Rosenkranz- und Schuljugendfahne werden geweiht. In der Pfarre gibt es eine Firmung.

Seit 1. Jänner hat die Pfarre einen Kaplan namens Josef Vogl.

Musikkapellmeister ist Gabriel Altmann, sein Nachfolger ist Kapellmeister Stefan Leeb.

Viele Hausierer kommen ins Haus. Stoffe, Wäsche, Körbe, Matten, Besen, Taschen, Kräuterwaren, Blutzer aus Stoob und Kukuruz vom Heideboden werden angeboten.

Unsere Fuhrleute fahren mit Kirschen, Wein und Gemüse nach Wien. Holz wird nach Rust und Oggau verkauft, dafür werden Fische ins Dorf gebracht. Die Landwirte sind Selbstversorger.

In der Mühle von Alois Rainer wird das Korn gemahlen. Es ist eine Wassermühle mit einem oberschächtigen Wasserrad. Diese Mühle wird im Jahr 1960 von Ferdinand Németh gekauft. Das Brot wird von allen Frauen selbst geknetet und von einem der 3 Bäcker (Zimmermann, Kopf, Pikula) gebacken.

Pächter der Urbarialjagd ist Schmidtbauer Ignatz.

1930

Die Arbeitslosigkeit nimmt stark zu, die Steuern werden stark erhöht.

Gruber Michael ersucht den Gemeinderat, am Klopferacker (heute Sportplatz) ein Bad und in der Trift eine Eisgrube errichten zu dürfen.

Die Bahnstraße wird nicht elektrifiziert.

1930 ist eine sehr schlechte Ernte, seit Jahrhunderten das schlechteste Erntejahr.

Am 26. Oktober wird die Kriegerfahne geweiht. Fahnenmutter ist Fasching Elisabeth, Fahnenpatin Stiglitz Maria.

1931

Das Wirtschaftsjahr ist gut, ausgenommen die Kirschenernte. Am Martinikirtag kommt es im Gasthaus zu einer blutigen Rauferei mit einem Schwerverwundeten. Der Herr Pfarrer erteilt ihm im Gasthaus die Sterbesakramente. Name ist keiner zu erfahren.

Gemeindevorstand:
Bürgermeister: Stiglitz Franz
Gemeinderäte: Bachinger Josef, Hauser Martin, Heurigs Rupert, Kamper Josef, Kaindlbauer Martin, Koller Josef, Ritter Josef, Scherr Josef, Scherr Rudolf, Schratzenthaler Franz (Alt bgmst.), Sommer Josef, Suchentrunk Johann, Winkowitsch Johann
Waldhüter: Scherr Rudolf

Trennung der Waldaufsicht zwischen Schützen und Donnerskirchen

1932

Pfarrer Ribarits wird für seine 25 jährige priesterliche Tätigkeit seitens der Pfarrkinder geehrt.

Die Weinlese ist sehr schlecht, die Weinqualität sehr gut, der Preis ist sehr niedrig.

Im Sterbebuch werden zwei Selbstmorde durch Erhängen registriert.

Am 8. Februar wird ein verblendeter Nationalsozialist bei einer Rauferei in Schützen am Gebirge getötet. Durch eine Messerstecherei ist er am Heimweg ins Elternhaus verblutet. Die Nachforschungen ergeben, dass es sich bei dem Toten um Johann Karner handelt. Dieser Fall wird von den Nazis benützt, um politisches Kapital zu schlagen.

Karner wird zum ersten Naziopfer der Umgebung. Die Größe der Propaganda zeigt sich beim Begräbnis. Von allen Richtungen, auch aus Wien, kommen 700 - 800 Gesinnungsgenossen, meist in Uniform, mit Fahnen, Wimpeln, Kränzen und Musikkapellen.

Am Grabe werden Ansprachen gehalten, in welchen der junge Mann als Blutzeuge seiner politischen Überzeugung gepriesen wird. Man hat sich mit dem Gedanken abgegeben, im braunen Elternhaus eine Gedenktafel anzubringen. Nachdem Herr Pfarrer die Gebete verrichtet hat, verabschiedet er sich vom Grab, weil er auf die vielen Propaganda-Reden nicht neugierig ist. Diese Tat wird ihm später sehr angekreidet. Das Begräbnis wird von der Gendarmerie und der politischen Behörde überwacht. Die uniformierten Begräbnisteilnehmer lässt man nicht in den Friedhof. Sie stellen sich außerhalb der Friedhofsmauer auf und senken ihre Fahnen und Wimpeln zum Grabe hin. Während des Begräbnisses herrscht im Dorf eine Art Belagerungszustand. Die Untersuchungen des Vorfalles verlaufen im Sand, ein Freund soll ihm den tödlichen Messestich zugefügt haben.

Weiters erzählt man sich, dass zwei Männer aus Donnerskirchen, Herr Binder Josef und sein Wildererfreund Johann Gänsbacher im Wald unterwegs waren. Plötzlich stand ein unbekannter Mann, vermutlich aus Niederösterreich, ihnen gegenüber. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel, als sich plötzlich ein Schuss aus dem Gewehr des Unbekannten löste und die Kugel Herrn Binder Josef tödlich traf. (Das Binderkreuz erinnert noch daran.) Der Fall wurde nie aufgeklärt. Herr Binder ist der Vater von Rosa Frippus, der Gattin von Herrn Florian Frippus. In den 70er-Jahren wird an dieser Stelle ein eisernes Kreuz errichtet. Der Fall selber ereignet sich am 04.12.1932 während des Hochamtes.

Ein Schulknabe wird beim Spielen von dem herausgerissenen eisernen Flügel des Friedhoftors bei der Bergkirche derart verletzt, dass er an den Folgen verblutet. Er ist ein angeheirateter Sohn von Liszt Franz (Ehn-Haus in der Bergstraße, der in Tadten gelebt hat und später mit seiner Mutter nach Donnerskirchen gezogen ist. Franz Liszt ist der Großvater von Frau Maria Ehn, der Frau des Zimmermanns Josef Ehn).

Der Fürst bietet der Gemeinde den Meierhof zum Kauf an. Es wird aber erst 1937 darüber verhandelt. Dann wird er von der Gemeinde um S 25.000,- erworben.

Die illegalen Nationalsozialisten treten durch Störaktionen bei Parteiversammlungen an die Öffentlichkeit. Es gibt die Heimwehr und den Schutzbund. (Heimwehr = ÖVP, Schutzbund = Arbeiterbewegung, SPÖ).

Feldhüter: Krenn Franz
Waldhüter der Urbarialgemeinde: Scherr Rudolf
Schuldirektor: Niegl Michael

1933

Im Neujahrsgruß ruft der Pfarrer seine Gläubigen zu:
"Trotz der harten wirtschaftliche Zeit, werden wir gläubige Menschen im Dorf mit Gott jeder sein Schicksal meistern. Wo Menschenwille zu schwach sei, verbünde sich der Mensch mit Gott, dann wird ihm sein Werk gelingen".

Im nächsten Gedanken beschwert sich der Pfarrer über die Nationalsozialistische Hitlerpartei.

Als ein großer Nazi wird der Apotheker Meixner bezeichnet. Der Herr Pfarrer meint, "dass ihm keine Mühe zu schlecht ist, um Nazianhänger zu finden und zu werben".

Der Winter ist reich an Schneestürmen. Zur großen Kirche kann man gar nicht hinauf gehen.

Das Wirtschaftsjahr ist günstig; mit Obst, Frucht und Wein wird die Gemeinde reichlich beschenkt.

Am 18. Dezember werden die Gemüter im Dorf wach gerüttelt. Am Nachmittag verbreitet sich in Eile die Botschaft, dass Bären sich dem Dorfe nähern. Jäger nehmen ihre Gewehre, und die Männer des Dorfes rüsten sich mit Prügeln aus, um die Bären zu erlegen.

Aus den Bären werden später Wölfe, in Wirklichkeit sind es 16 Wildschweine, die der Hunger ins Dorf getrieben hat. Von den 16 Wildschweinen werden 12 erlegt und den Jägern übergeben. Zwei Stück erhalten die Armen als Weihnachtsbraten von den Jägern geschenkt.
Am 27. Februar bekommt die Pfarre als Kaplan den Kalasantiner-Pater Heinrich Burk.

Bayer Alfred wird als Amtmannanwärter in den Gemeindedienst aufgenommen.

Auf Anraten der Bezirkshauptmannschaft Eisenstadt beschließt der Gemeinderat, die Gehälter der Gemeindebediensteten um 6 % zu kürzen.

1934

Bundeskanzler Dr. Kurt Dollfuß will mit aller Gewalt Österreich, sein Vaterland, vor den Nazis schützen. Er muss sein Vorhaben mit dem Leben büßen. Der Herr Pfarrer meint, "dass das Blut eines Märtyrers der Same für ein glückliches, blühendes Österreich sein werde".

Aus dem Dorfe werden viele wehrfähige Männer eingezogen, zum Glück kehren alle unversehrt zu ihren Familien zurück.

Pfarrer Ribarits wird von der kirchlichen Stelle der Titel "Geistlicher Rat" verliehen.

Die Witwe Theresia Eiweck lässt zwei Glasmalereien mit den Namen der 72 Kriegsopfer anfertigen.

Mit dem Wirtschaftsjahr können alle Bewohner zufrieden sein.

Pfarrer Josef Ribarits wird zum Ehrenbürger ernannt.

Kaisersohn Dr. Otto Habsburg wird zum Ehrenbürger ernannt.

1935

Das Weinjahr ist reichlich, kein Fass bleibt leer. Am 13. Juli geht ein fürchterliches Unwetter über das Dorf. Am Seehof schlägt der Blitz ein, ein Menschenopfer ist zu beklagen.

Die Volksschule wird um eine Klasse erweitert (fünfklassig).

Lehrer Egon Geier verlässt nach 12-jähriger Tätigkeit als Klassenlehrer und Kantor die Schule. Er heiratet Anna Stiglitz, die Tochter des damaligen Bürgermeisters Franz Stiglitz.

Gemeinderatswahlen:
Bürgermeister: Franz Stiglitz
Stellvertreter: Josef Ritter
Kantor: Lehrer Franz Hintersteininger

Baumeister Michael Gruber errichtet über den Bach eine Brücke zum Pfarrhof.

Lehrer Walter Karpf kommt als Probelehrer.

Margit Schweifer, verh. Gölles, kommt als neue Lehrkraft nach Donnerskirchen.

1936

Lehrer Egon Geier übersiedelt in seine Heimat Röhrenbrunn, die Kantorstelle wurde frei. Zum Kantor wird Lehrer Franz Hintersteininger ernannt und am 20. September in sein Amt eingeführt. Als Lehrerin wird Frl. Margit Schweifer (Gölles) ernannt, als Probelehrer wird Walter Karpf angestellt.

In der Scheune von Josef Tinagl und auch im Bienenhaus des Revierförsters Alfred Seifried wird Feuer gelegt. 64 Bienenvölker verbrennen.

Geistlicher Rat Ribarits ist über die Sorge eines Dorfbewohners enttäuscht. Er sieht es als eine Erpressung. Eine unbekannte Person hat ihm folgenden Brief geschrieben:

"Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Es ist höchste Zeit, dass ich sie aufmerksam mache, in welch ungeheuer, großer Gefahr sie schweben. Ich, der es wagt einen so hohen Würdenträger, wie sie es sind, zu benachrichtigen, kenne die Gefahr und ihre Folgen ganz genau. Ich schleiche in einem bestimmten Hause in Donnerskirchen umher und weiß die ganzen Geheimnisse, die in diesem Hause vor sich gehen. Diese Bande sieht sie schon als Opfer der Nacht der langen Messer an.

Ich bin in der Lage sie aus dieser Gefahr zu retten und in Sicherheit zu bringen, aber nur unter dieser Bedienung.: Wenn Sie mir 1000 S. schreibe tausend Schilling Geld zur Verfügung stellen die sie Donnerstag am 2. April von 2-3 nachmittags in der oberen Kirche unter die Missionsbank erlegen sollen.(In irgend einem alten Buch oder Briefumschlag mit Erde etwas zudecken und einen Stein darauf legen.)Ich weiß es nämlich genau, wann der politische Umsturztag kommt, weil ich es mit eigenen Ohren gehört habe. Einige Tage vor diesem für sie unglücklichen Tag, will ich in ihrer Wohnung erscheinen und sie zur rechtzeitigen Flucht verhelfen und was sie zu tun haben, um in Sicherheit gebracht zu werden. Dieses alles weiß ich genau.

Wollen sie das geforderte nicht tun, dann kann ich ihnen nicht helfen und sie müssen sich dann ihrem Schicksal ergeben und von diesen Nazikneipen ermorden lassen.

Geschrieben, am 28. 03. 1936"


Soweit der Brief. Pfarrer Ribarits schenkt diesem Schreiben keine besondere Bedeutung.

Trotz der geringen Ernte sind die Weinpreise am Boden. Laut Chronist sind die Weinhändler für diese niedrigen Weinpreise verantwortlich. Er klagt auch, dass es in Donnerskirchen einen Weinhändler gibt, der Jude ist und sich auf Kosten der Bauern bereichert.

Als Kaplan scheint Heinrich Brückner auf.

Der "Schulstuhl" wählt als Nachfolgerin für den ausgeschiedenen Lehrer Egon Geier die Lehrerin Margarethe Schweifer.

Dem Schulstuhl gehören an:
Bürgermeister Franz Stiglitz, Vizebürgermeister Josef Ritter weiters Josef Sommer, Stefan Leeb, Johann Bayer, Leopold Sommer, Michael Weißenbäck, Johann Suchentrunk, Stefan Berger, Martin Altmann, Rudolf Gruber, Martin Ritter, Michel Wimmer, Josef Suchentrunk, Josef Kamper, Johann Scherr u. v. a.

Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnig und Landeshauptmann Ing. Hans Sylvester werden Ehrenbürger von Donnerskirchen.

1937

Am 18. April 1937 ist Visitation. 250 Kindern wird die Firmung durch Kardinal Theodor Innitzer erteilt.

Die Bergkirche wird außen renoviert.

Direktor Niegl tritt nach 36 Dienstjahren in den Ruhestand. Nachfolger wird Franz Hintersteininger.

Kleiner: "Direktor Niegl, ein Befürworter der Ideen des Pfarrers Ribarits, war so geblendet, dass er auch aus den Donnerskirchnern ein ungarisches Volk machen wollte."

Ulrich Lippert ist in der Pfarre Kaplan. Oberamtmann Emmerich Kirchlechner (72) geht in den Ruhestand. Zum Abschied wird er zum Ehrenbürger von Donnerskirchen ernannt. Nachfolger wird Alfred Bayer. Ladislaus Widder und Hans Tinhof kommen als Lehrer nach Donnerskirchen.

Gemeinderatswahlen:
Bürgermeister: Stiglitz Franz
Gemeinderäte: Berger Johann, Berger Josef, Ehn Mathias, Dir. Niegl Michael, Platzer Johann, Pfarrer Ribarits Josef, Ritter Josef, Schemitz Anton, Schmidt Josef, Sommer Josef, Traxler Josef, Winkowitsch Martin

Zum Ortsschutz wird seitens der Gemeinde ein Milizheer angefordert. Die Entlohnung beträgt S 2,-. pro Mann und Tag.

Durch die Anforderung eines Milizheeres ist die kritische Lage im Ort, im Land und im Bund zu erkennen.

Pächter der Gemeindejagd ist Koller Josef als Bevollmächtiger, Schratzenthaler Franz, Mag. Meixner Karl (Apotheker), Ernst Johann, Gmasz Johann (als Revierförster und als Jagdleiter) und Dr. Grünauer Ludwig (Tierarzt).

Der Gemeinderat befürwortet eine Kinokonzession.

Ankauf des fürstlichen Meierhofes

Ein Gemeinderatsbeschluss besagt, dass Gemeindefunktionäre (Bürgermeister, Kassier und Amtmann) von der Gemeindegrundsteuer befreit werden.

1938

Am 12. März wird Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen. Mit großer Begeisterung vieler Donnerskirchner wird dieser politische Schritt zur Kenntnis genommen.

Pfarrer Ribarits ist etwas betrübt und schreibt: "Die Folgen erkennt noch keiner!"

Am 24. Juli feiert Stefan Berger seine Primiz in Donnerskirchen.

Im Dorfe ereignen sich zwei Unfälle:
Der jung verheiratete Lorenz Zehetbauer ist das Opfer eines Unfalles mit seinem eigenen Motorrad.

Die junge Frau Rosa Luif wird von einem Motorradfahrer niedergefahren, die Verletzungen sind tödlich.

Als Kaplan ist Oskar Farkas tätig, die Gemeinde zahlt dafür jährlich 1360 RM.

Es muss erwähnt werden, dass die Gemeinde jährlich für den Kaplan einen bestimmten Geldbetrag an die Pfarre zahlt. In den früheren Jahren waren es oft jährlich bis zu 4.000 S gewesen.

Am 29. Mai 1938 beschließt der neue Gemeinderat von Donnerskirchen, im Namen des "Dritten Reiches" zu handeln.

Gemeindevorstand:
Bürgermeister: Schratzenthaler Franz
Kämmerer: Koller Josef
Gemeinderäte: Bachinger Josef, Bayer Alfred, Eder Paul, Gmasz Johann, Gruber Rudolf, Krenn Martin, Mag. Karl Meixner (Apotheker), Wartha Josef, Josef Wimmer

Am 10. April 1938 wird eine Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an Deutschland abgehalten. Alle Wahlberechtigten können mit "Ja" oder "Nein" abstimmen.

Österreich wird ein Teil des Großdeutschen Reiches und erhält den Namen "Ostmark". Das Burgenland wird aufgeteilt. Der nördliche Teil kommt zu Niederdonau (Niederösterreich), der südliche Teil zur Steiermark.

In Donnerskirchnen endet das Wahlergebnis zu 100 % mit "Ja"."

Die Verfolgung der jüdischen Menschen beginnt. Das Vermögen wird verstaatlicht. Der Familie Salzer gelingt die Flucht nach Argentinien. Die Angehörigen der Familie Wällisch werden nach Wien transportiert und mit anderen jüdischen Familien mit dem Judenstern versehen. Das Vermögen der Familie Wällisch kauft nach dem 2.Weltkrieg die Greißlerin Maria Liegenfeld.

Im Dorf gibt es eine Zigeunersiedlung. Die Zigeuner werden auch weggebracht."


Als Währung bekommen wir die Reichsmark. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt. Mädchen und Burschen kommen zum Arbeitsdienst.

Der deutsche Gruß lautet: "Heil Hitler". Sogar die Kinder werden organisiert. Die Buben sind bei den Pimpfen (HJ = Hitlerjugend), die Mädchen sind beim Bund deutscher Mädchen (BDM). Alle haben eine Uniform. Das Erziehungsziel ist, stahlharte Männer und gebärfreudige Mädchen heranzubilden.

Der Religionsunterricht wird in den Kirchen abgehalten und in der Schule vollständig abgeschafft.

Bis zum Umbruch sind im Ort folgende Wirtschaftszweige vertreten:
6 Gemischtwarengeschäfte: Salzer, Wällisch Liegenfeld, Kauschky, Kopf, Schratzenthaler (Post).
1 Apotheker: Mag. Karl Meixner
1 Arzt: Dr. Kainz, später Dr. Czadilek aus Purbach.
3 Bäcker: Kopf,
Zimmermann, Pikula
1 Friseur: Palheim
3 Gaststätten: Ernst Engel (heute Cafe Flair), Niegl (Haus Romahn) Gruber (heute Gasthaus Weißenbäck)
1 Fassbinder: Alfred Gölles
3 Weinsensale: Striok, Ehn, Gölles
2 Schlossereien: Stefan Leeb, Schalk
1 Baugewerbe: Gruber
2 Schmiede: Udulutsch, Kritsch
2 Zimmereien: Franz Mutsch , Florian Mutsch
1 Mühle: Alois Reiner
1 Druschgesellschaft (mit der Druschgarnitur wurde von Haus zu Haus gefahren)
1 Postamt
1 Bahnhof
1 Freiwillige Feuerwehr
1 Raiffeisenkasse
1 Milchgenossenschaft
1 Gemeindeamt (heute Haus Karl Förstl)
1 Pfarrhof mit großer Landwirtschaft
1 Meierhof im Ort
1 Gutshof "Seehof" (Pußta) mit Verwalter und Arbeitern, Jäger und Heger im fürstl. Wald
1 Waldaufseher im Urbarialwald

Die Einwohnerzahl beträgt ca. 1890 Einwohner.
Weiters wird berichtet: In unserem Ort leben keine jüdischen Mitbürger mehr. Die Familie Salzer verlässt bereits zur Umbruchzeit unseren Heimatort.

1939

"Die Furcht des Klerus ist Wahrheit geworden. Die Trennung zwischen Kirche und Staat wurde vollzogen. Der Staat verbietet die finanzielle Unterstützung der Kirche. Die Kirchensteuer wurde eingeführt. Weiters wurden die ersten Kirchenaustritte registriert."

Dies berichtet Herr Pfarrer Ribaritsch Anfang des Jahres:
"Das Erfreulichste im Jahre zu berichten sind die zwei Primizen: am 23. Juli feiert Fabian Udulutsch und zu Maria Geburt, Pater Ackermann SVD. aus St. Gabriel die Primiz".

Am 1. September 1939 bricht der 2. Weltkrieg aus. Der Polenfeldzug ist voll im Gange. Im Herbst sind bereits über 50 polnische Kriegsgefangene im Meierhof untergebracht.

Gefallene gibt es im Dorf noch keine.

Gründung der Winzergenossenschaft:
Obmann: Koller Josef
Stellvertreter: Bayer Josef, Altmann Martin, Hofhansl Josef, Sommer Ferdinand Aufsichtsrat: Berger Stefan, Kamper Josef, Kroboth Rudolf, Pfalz Franz Geschäftsführer: Stefan Berger

Die Neuregelung der Gehälter und Löhne der Gemeindeangestellten liegen an.

Es wird Folgendes beschlossen:
I. Die Gemeinde ist von einem ehrenamtlichen Bürgermeister zu verwalten.
II. Der Bürgermeister erhält eine Entschädigung. Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach der Einwohnerzahl der Gemeinde. Pro Einwohner bekommt er RM 0.60,-. So beläuft sich die Entschädigung auf RM. 1020,- das war damals fast ein Jahreseinkommen.
III. Der Kassier erhält die Hälfte der Entschädigung des Bürgermeisters.
IV. Das Gehalt der Kanzleiangestellten Karoline Kirchlechner wird monatl. von RM 133.30 auf RM 200,- + RM 13.33,- Wohnungsgeld erhöht.
V. Das Gehalt des Gemeindedieners Andreas Koller wird von monatlichen RM 66.67,- auf RM 100,- erhöht.
VI. Nachtwächter Franz Krumpeck erhält statt bisher RM 20.- jetzt RM 30.- + monatl. RM10.- Wohnungsgeld.
VII. Lohnaufbesserung auch für Feldhüter Franz Krenn. Er bekommt statt jährlichen RM 533,33,- jetzt RM 800,-.
VIII. Das Gehalt von Schuldiener Elisabeth Ernst wird von RM 29,- nur um 1 RM aufgebessert.
IX. Der zweite Nachtwächter, Andreas Koller, bekommt eine Lohnaufbesserung von RM 25,- auf RM 37.50,
X. Dem Amtmann Alfred Bayer wird ein Gehaltsvorschuss von RM 200,- zugesprochen. XI. Die Kreisarztwohnung wird aufgegeben.
XII. Die Glöcknerin wird wie bisher von der Gemeinde bezahlt. Ihre monatliche Entschädigung beträgt RM 10,-. Oberamtmann Emmerich Kirchlechner wird Ehrenbürger der Gemeinde.


Gemeindevorstand:
Gemeindeverwalter: Schratzenthaler Franz
Ortsgruppenleiter der NSDAP:Gmasz Johann
Kämmerer: Koller Josef Amtmann: Bayer Alfred
Gemeinderäte: Bachinger Josef, Eder Paul, Gruber Rudolf, Krenn Martin, Mag. Meixner Karl, Wartha Josef, Wimmer Josef

Die erste Gemeinderatssitzung im Geiste der neuen Strömung hat folgende Tagesordnungspunkte:

Nach der Begrüßung durch Franz Schratzenthaler übernimmt Johann Gmasz das Wort und fordert seine Parteifreunde auf, alle mögen im Sinne des nationalsozialistischen Geistes die Arbeit in der Gemeinde treu und gewissenhaft erfüllen.

Beschlüsse:
Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Otto v. Habsburg. Die Entscheidung wird damit begründet, dass die Ernennung nicht dem Volkswillen entspricht.

Aberkennung der Ehrenbürgerschaften von Dr. Schuschnigg und Ing. Hans Sylvester. "Diesbezügliche Gemeinderatsbeschlüsse vom 10. November 1936 werden wegen Formmängel aufgehoben und für nichtig erklärt."
Die Wulka wird vom Reichsarbeitsdienst reguliert. Dafür muss die Gemeinde fünf Jahre lang mit je RM 4.800,- aufkommen.

Sammelaktion für das 1. Kriegswinterhilfswerk unter der Leitung von Franz Hintersteininger.

90 Frauen erhalten in Donnerskirchen das Mutterkreuz. Das Mutterkreuz wird Frauen verliehen, die mehr als 4 Kinder haben.

1940

Die Ernte fällt wegen spätem Frost und viel Regen sehr schlecht aus.

Die ersten französischen Kriegsgefangenen treffen in Donnerskirchen ein.

Kirchenaustritte und Abmeldungen vom Religionsunterricht wurden gemeldet.

Pauschalierung der Getränkesteuer: Andreas Niegl RM 50,Johann Ernst RM 60,Josef Gruber RM 50,-

1941

Kinder aus Deutschland werden bereits in Donnerskirchen bei Familien beherbergt.

Das Erntejahr kann als sehr gut bezeichnet werden. Die fehlenden Arbeitskräfte werden durch polnische und französische Kriegsgefangene ausgeglichen.

Ein deutsches Flugzeug fliegt über das Leithagebirge, streift die Bäume und stürzt ab. Es gibt vier Tote.

Ein mächtiger Sturm reißt die elektrische Leitung ab.

Ein Schulbub kommt unversehens in den Stromkreis und stirbt (Kamper).

Vom russischen Kriegsschauplatz erreicht das Dorf die Nachricht, dass Josef Rohrer den Heldentod gestorben ist. Ein blinder Mann ertrinkt in der Ziegelofen-Lacke. Ein anderer erhängt sich.

Das Ehepaar Anton und Magdalena Nekam feiert die diamantene Hochzeit. Nur ein Ehepaar hat den Bund der Ehe geschlossen.

Zum Jahresabschluss schreibt Geistlicher Rat Ribarits:
"Im Glauben, dass nach Jahren jemand mit Interesse in diesem Buch herumblättern wird, aus welchem ihm der Hauch einer längst verschwundenen Zeit entgegenweht."

Literaturverzeichnis