Brauchtum im Jahreskreislauf

Altes Donnerskirchner Brauchtum im Jahreskreislauf

Grete Maar

Kirchenjahr und Bauernjahr gehen Hand in Hand. Sie begleiten einander im Wechsel der Jahreszeiten. So wollen wir uns an den Kirchenkalender halten und den Anfang unseres Weges durch das Jahr mit dem Advent setzen. Der 30. November kündet den Winter an: "Andre bringt Schnee".

Das Leben nahm einen ruhigeren Verlauf. Man stand auch in dieser finsteren Zeit früh auf, um die Rorate um 6 Uhr früh nicht zu versäumen - bis vor zweihundert Jahren täglich in der Bergkirche. In der Kirche klebte man neben dem Gebetbuch seine Kerze auf die Bank. Der Martini- Kirtag und die Hochzeiten hatten die Speisekammer in Anspruch genommen. Die Quatember- Fasttage (Mittwoch, Freitag und Samstag nach dem 3. Adventsonntag) helfen nun, mit den Vorräten sparsamer umzugehen. An kalten Tagen fuhr man in den Wald oder auf den See Rohr schneiden. Bei Schlechtwetter standen die Männer auf der Tenne, um den Getreidedrusch mit den Dreschflegeln fertig zu bringen. Das Vieh im Stall musste versorgt werden. Die gemolkene Milch wurde - seit sich das Genossenschaftswesen in 1925 konstituierte - in den "Milchapparat" (heute Berggasse) getragen. In den Zeiten davor konnte man den Überschuss an interessierte Nachbarn verkaufen, oder man verarbeitete ihn zu Topfen, Rahm, Butter. (Die Butterfässer landeten in den 20er-Jahren auf den Dachböden). Das elektrische Licht haben wir erst 56 Jahre im Haus. Mit Kerzen und Petroleumlampen ging man sparsam um. Letztere zu putzen und nachzufüllen gehörte zu den wichtigen Betätigungen vor dem Hereinbrechen der Dunkelheit. Für die langen Abende setzte man sich zum Federnschleißen zusammen, der Federnzipf mit Bäckereien und Tee war der Abschluss. Selbst die Ältesten unter uns erinnern sich nicht mehr an die Zeit, als noch die Spinnräder surrten, um die geschorene und gereinigte Schafwolle oder den Flachs zu Fäden zu spinnen. Das Material konnte man beim Dorfweber verarbeiten lassen. Da und dort gibt es noch hausgesponnene Leinwand in den Häusern. Schon lange vor dem Ersten Weltkrieg waren diese Arbeiten aus dem Dorf verschwunden. Daher konnte man in den zwanziger Jahren nur ganz selten ein verstaubtes Spinnrad auf den Dachböden aufstöbern.

Bis sich vor dem Ersten Weltkrieg die Nähmaschinen durchsetzten, nähte man händisch. Man trug auch - sowohl Frauen wie Männer - selbst gestrickte lange Strümpfe, Socken, Fäustlinge, Pulswärmer (Stutzerl), häkelte oder strickte große Umhängetücher. Diese konnten auch aus schwerem Stoff sein, zum alleinigen Schutz gegen die Kälte, denn Mäntel wurden von den Frauen nicht getragen. Die Mädchen arbeiteten an ihrer Aussteuer. Dazu gehörten nicht nur Bettwäsche, Handtücher, sondern auch Unterwäsche aus Batist, fürs ganze Leben sollte es reichen. Polster, Hemden, Unterhosen, Zierhandtücher wurden bestickt oder mit selbstgehäkelten Einsätzen verziert. Bei all diesen Arbeiten wurde viel gesungen und erzählt, Lustiges und Gruseliges. Häufig war von Hexen und Zauber die Rede. Die Druden verschrien die kleinen Kinder, so dass ihre Brüste anschwollen. Man zeichnete den Drudenfuß auf die Innenseite der Tür und stellte den Besen verkehrt, da konnten sie nichts antun. Über das Unwesen von Hexen und die Abwehrmittel dagegen konnte man Abende lang berichten.

Zum Nikolotag flochten die Burschen aus "Troad"-Stroh hohe Bischofsmützen mit zwei Strohzöpfen daran. Die Holzbutten auf den Rücken, mit Ketten und Besen überraschten sie die Mädchen in der Küche. Auf der unbeleuchteten Straße schreckten die Nikolos und das "Kiawei" (Gehörntes Weib, eine den Perchten ähnliche Gestalt) alt und jung. Im Sack hatten sie bloß Äpfel und Nüsse.

Der Nachtwächter wehrte mit seiner geweihten Hellebarde alle bösen Geister von sich ab. Für jede Stunde hatte er einen Spruch, der folgendermaßen begann:

"Meine Hab'n Leut, lasst euch sagen
Der Hammer, der hat ... (Uhrzeit) ... g'schlag'n..."

Der Spruch für neun Uhr:
"Um neune alleine die Keuschheit behüte
Und unseren herzliebsten Herrn Jesus begrüße.
Mit Spießen und Stangen hab'n's Jesus gefangen
Drum meide die Sund', mein Kind.
Hot naini g'schlog'n,
Gelobt sei Jesus Christus!"

Vor der Einleitung des elektrischen Lichtes 1929 erleichterte das Dunkel der Straße den Dieben das Handwerk. Der letzte Nachtwächter, der gesungen hat, war der Reiter Hansel um die Jahrhundertwende. Nachher gab es wohl Nachtwächter, einen vor und einen nach Mitternacht, aber sie sangen nicht mehr. Zur Feuerwacht wurden die Männer abwechselnd eingeteilt. Im Markt gab es Petroleumlaternen, auf der Hauptstraße eine an der Bachinger- Ecke sowie am Haustor des heutigen Erbhofes, in der Johannesstraße vor dem heutigen Wimmer- Haus und an der alten Schule. Von der Gemeinde war eine Person eigens mit dem Nachfüllen und Anzünden betraut.

In den Advent fällt das Fest des hl. Apos tels Thomas (21. Dez.). Am Vorabend, um 11 Uhr, stellt man einen Schemel vors Bett, steigt darauf und spricht:

Schamal i tritt' di'
Thomas i bitt'di'
Gib uns an Schein,
Wer mei Mann wird sein.

oder
Peitschtot i tritt 'di'
Hailicha Thomas i bitt' di'
Los mi erschein
Mein Herzallerliebsten mein.


Man soll am Thomasabend von einer Bürteltrist'n einen Prügel ziehen: wenn dieser krumm ist, kriegt man einen buckeligen Mann.

Adventkranz und Adventkalender gewannen erst nach dem Zweiten Weltkrieg in unserer Gegend an Boden.

Für Weihnachten gab es keine hektischen Vorbereitungen. Der Christbaum wurde wahrscheinlich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bei uns heimisch. Unsere Urgroßmutter erzählte, dass sie ihn auf dem "Turizuch" (Querbalken der Holzdecke) befestigten. Hausgebackenes wurde darauf gehängt. Von alten Krippen gibt es nur wenige Beispiele.

Mit strengen Vigilfasten bereitete man sich auf die Mitternachtsmette vor. Der Hausvater nahm eine Schaufel mit Glut und Weihrauch und ging, begleitet von der Familie und dem Gesinde, durch das Haus. Man war von der reinigenden Wirkung des duftenden Rauches überzeugt. Mit dazu gesprochenen Gebeten soll er alles Böse vom Hause fernhalten, besonders auch von den Tieren im Stall, von denen es heißt, dass sie in der Heiligen Nacht reden können. Das Räuchern wird auch heute noch praktiziert. Nach der Mette schnalzte der Halter mit seiner langen Peitsche beim Kirchenausgang. Kinder waren schon den ganzen Abend unterwegs und sangen das "Stille Nacht".

Als noch der Wein restlos in die Holzfässer der alten Keller gefüllt wurde, legte man Wert darauf, in jedes Fass von dem am 27. Dezember, am Feste des Apostels Johannes geweihten Wein hineinzugießen. Es kamen auch die Tage, wo man den jungen Wein umziehen musste. Schläuche mit handgetriebenen Pumpen kamen erst in der Zwischenkriegszeit in Gebrauch, bis dahin musste man das Gießkandl in das Spundloch stecken und mit Viertelschaffeln den jungen Wein aus dem angeschlagenen Fass hineinleeren. Das Lager wurde gelegentlich zum Schnapsbrennen aufbewahrt. Zum Fässerwaschen holte man sich das Wasser in den Viertelschaffeln von den Gemeindebrunnen - erst im vergangenen Jahrhundert begann man in den Häusern Brunnen zu graben - und es wurde mit Holzschaufeln oder Besen an die Fasswand geschleudert. Das Schmutzwasser leerte man ins "Hofgrabl".

Neujahrswünschen gab es nicht nur zwischen Verwandten und Freunden. Schon am Sylvesterabend zogen zwei Sängerinnen mit einer Bläsergruppe von Hof zu Hof und trugen jeweils drei Stücke vor: das erste spielten die Bläser im Hof, dann gingen sie alle in die Küche, die Bläser stimmten an, und die Sängerinnen ließen ein zweistimmiges Lied hören. Nachdem sie mit Mehlspeise und Wein bewirtet worden waren, ließen sie noch ein Stück im Hof hören. Man spendete allen zusammen auch Geld. Diese Neujahrslieder wechselte man, sie wurden vom Kapellmeister oder Kantor besorgt.

Der Text des einen lautete:
Zu dem Neuen Jahresfeste,
welches nahet schon heran,
Wünschen wir das Allerbeste,
nehmen Sie es gütig an.
Noch im Laufe vieler Jahre,
in Glück und Zufriedenheit
Möge Gott Sie bewahren,
damit Sie stets Ihr Leben freut.


Das Neujahrslied, welches die Burschen in den frühen Morgenstunden des Neuen Jahres beim Fenster sangen:

Ein glücksel'ges Neues Jahre
wünschen wir aus Herzensgrund,
und aus diesem unsichtbaren (oder: unfehlbaren)
was mein Herz nur wünschen kann, (oder: soviel man...)
Blumen soll'n auf allen Wegen
Ihnen stets das Schicksal streun,
Ihnen soll das Leben grünen,
und der Friede Sie erfreun.
(oder: und dem Frühling ähnlich sein)
Prosit, Prosit zum Neuen Jahr, besser als das alte war.
Inwohner der Bauernhäuser, Weingartenhüter, Halter, aber auch Zigeuner wünschten mit dem folgenden Gruß:


I wünsch a glückliches Neues Jahr,
A frisch und a g'sund's
Und das liebe Jesukind.
Zigeunerbuben hatten noch viel deutlichere Wünsche:

Was wünsch'ma denn dem Hausherrn
Für diesigs Neues Jahr?
Wir wünschen ihm a Bluderhosn,
Wo die Taler drinna losn.
Das wünschen wir dem Hausherrn
Für diesigs Neues Jahr!


Was wünsch'ma denn der Hausfrau
Zu einem Neuen Jahr?
Wir wünschen a goldig's Federbett
Mit Gold und Silber überdeckt.
Das wünschen wir mit Hall und Schall
Zu einem Neuen Jahr.

Zwischen Neujahr und dem 6. Jänner gab es auch damals das Dreikönigssingen. Die Buben waren nicht bunt gekleidet wie heute, sondern sie legten weiße Gewänder an, hatten Papierkronen auf. Der eine trug einen Holzsäbel, der andere einen Stern auf einer Streckschere, die er beim Eintreten in die Küche in die Höhe springen ließ, beim Weggehen wieder zusammen schob. Ihr Lied lautete:

In Gottes Namen so fangen wir an
Die Heiligen Drei Könige aus Morgenland,
Aus 'n Morgenland so ziehen sie aus
Und ziehn vorbei vorm Herodes sein Haus.
Und wie's vorbeiziehn beim Herodes sein'
Haus Schaut er gerade beim Fenster heraus.
"O lieb' meine Herrn, wo reiset ihr hin?"
"Nach Bethlehem geht unser Sinn."
"Nach Bethlehem kehrt ein bei mir,
Ich will euch geben Wein und Bier.
Ich will euch geben Brau und Fisch,
Zeigt mir den neugebornen König g'wiß."
Und wie's sind kommen vom Haus hinaus,
Sehn sie, der Stern steht über ein' Haus.
Und wie's sind gangen ins Haus hinein,
Habn's g'funden Maria und's Jesulein.
Was haben sie dem Kindlein zum Opfer gebracht?
Gold, Weihrauch und Myrrhen, das habn sie gebracht.

Der Weihnachtsfestkreis geht mit Maria Lichtmess zu Ende. Wir werden nicht nur an die Darstellung Jesu, sondern auch an die Reinigung Maria erinnert, der sie sich sechs Wochen nach der Geburt Christi, einem alttestamentarischen Gesetz folgend, im Tempel mit Opfergaben unterzog. Auf diese biblische Vorschrift geht der Brauch des "viaseigna" oder "viagein" zurück. Die Wöchnerin durfte das Haus sechs Wochen lang nicht verlassen, nichts Schweres arbeiten, nur leichte Kost, wie Kaffee mit Semmeln oder Suppe, essen. Nach Ablauf dieser Frist musste sie in die Kirche zum "Viaseigna" gehen. Sie schritt vor dem Pfarrer, die Stola haltend, aus der Sakristei zum Altar. Der Pfarrer verrichtete Gebete und segnete sie.

Eine alte Spieltradition ist völlig in Vergessenheit geraten, nämlich das Sebastianispiel, welches in den Jännertagen um Fabian und Sebastian (20. Jänner) noch vor dem Ersten Weltkrieg von Burschen vorgetragen wurde. Vor dreißig Jahren gab es noch Männer und Frauen (z.B. Josef Werner, Johannesstr. und Maria Rohrer, Hauptstr. 35), die Teile der Texte rezitieren konnten. Es ging dabei um ein Umzugs- oder Stubenspiel, d.h. die Burschen zogen von Haus zu Haus, ihre Bühne war die Küche oder Stube. Das Spiel stellt den Märtyrertod des hl. Sebastian dar. Die Personen sind: der römische Kaiser Diokletian, Sebastian (der Legende nach Offizier des Kaisers), ein Trabant, ein Hofmeister Fanufski und Plunder, eine "lustige" Person, eigentlich ein Gehilfe des Teufels. Der kurze Inhalt: Ein Engel tritt herein und kündet das Spiel mit den Worten an:

"I tritt herein ganz schneewalweiß,
I bin der Engel vom Paradies."


Kaiser Diokletian will Sebastian zwingen, dem Glauben an die Heiligste Dreifaltigkeit abzuschwören. Auch die Kerkerstrafe kann diesen nicht dazu bewegen, daher gibt der Kaiser den Befehl, ihn an das Kreuz zu nageln. Schließlich wird der Kaiser vom Plunder auf dem Rücken davongetragen (nämlich in die Hölle). Die Spieler ziehen weiter in das nächste Haus. Zwischen der Legende und dem Spielverlauf liegt insofern ein Widerspruch, als Sebastian im Spiel gekreuzigt wird, während er auf unseren Pestsäulen als nackter Jüngling, an eine Säule gebunden und mit Pfeilen durchbohrt, dargestellt wird. Wahrscheinlich ist der Kreuzestod Christi in den Passionsspielen dazu Vorbild gewesen. Die Verehrung des hl. Sebastian, des Schutzpatrons wider die Pest, ging mit dem Abebben der Pestepidemien allmählich zurück. Damit verlor sich auch das Spiel.

Zum Verfall des Heischebrauchtums (d. h. des Singens und Spielens, das Geld einbrachte), muss grundsätzlich gesagt werden, dass es ursprünglich von Burschen und Männern gepflegt wurde. Im Ersten Weltkrieg sind ihrer viele an der Front geblieben, so fielen die Hauptträger des Brauchtums aus. Veränderungen in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen in der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg trugen dazu bei, dass es für Erwachsene uninteressant wurde, von Haus zu Haus zu ziehen, Kinder und Zigeuner übernahmen ihre Rolle. Wohlstand und Massenmedien verdrängten dieses Brauchtum endgültig.

Ähnliches gilt auch vom Narrentreiben in den letzten drei Faschingstagen. Die Generation des Ersten Weltkrieges erinnerte sich, wie die Burschen auf den Rosswägen durch das Dorf fuhren und dabei "Hujujuj Faschingtach!" riefen. In Verkleidung überraschten sie die Mädchen beim Backen der Faschingkrapfen und stahlen diese weg. Später war Narrentreiben nur mehr Kindersache, sie tanzten in der Küche eine Runde und wehrten sich mit Besen oder Stock, wenn man ihnen die Masken vom Gesicht ziehen wollte.

Am Faschingsonntag erhielten die Männer vom Wirt beim Eintritt ein Silbersträußchen fürs Knopfloch. Am Faschingdienstag hörte mittags die Arbeit auf. Es war nicht geheuer, an diesem Tag in den Wald zu fahren, es konnte einem allerhand zustoßen. So passierte es mit manchen, dass sie sich verletzten oder auf gerader Straße umwarfen. Man ging in den Weingarten, drei Rebstöcke zu schneiden. Vorschriften für die Bäuerin: Wenn sie den Hühnerstall ausmistet, soll sie übers Nest einen eisernen Ring legen, damit die Hühner die Eier nicht davontragen. Man darf am Faschingdienstag auch nicht nähen, sonst "naht ma da Heinn in Oasch zua".

Dass diese magischen Vorstellungen in Zusammenhang mit Hühnern gerade für den Faschingdienstag bestehen, hat wohl eine der Erklärungen in der Bedeutung, die das Ei in der nachfolgenden Fastenspeise hatte. Der Aschermittwoch, an dem wir auch heute noch das Aschenkreuz empfangen und von den Gläubigen volle Fleischabstinenz verlangt wird, leitete in alten Zeiten eine 40tägige Enthaltsamkeit (mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage) ein. Die Gemeinderechnungen des 18. Jahrhunderts geben uns Aufschluss über die Essgewohnheiten der damaligen Zeit. Viele der Eintragungen sind Rechnungen über die Bewirtung von Amtspersonen im unteren Gemeindewirtshaus. So lesen wir am 4. März 1746, dass ein "Herr Comissarius aus Eysenstatt"..."1 Haring, Ayr (Eier), 1 Pfund Schmalz, 2 Pfund Fisch, Brodt und Mehl" verzehrt hat. Ähnliche Verrechnungsposten wiederholen sich im Laufe des Monats März, häufig kommt "Käs" dazu. Da Fleischspeise bis zum 15. April nicht erwähnt wird, ist anzunehmen, dass man sich auch in den Wirtshäusern an die Enthaltsamkeit von Fleisch an Wochentagen gehalten hat. Man unterscheidet den frisch zubereiteten "Fisch" vom Salzhering ("Haring"). Der Neusiedler See, die nassen Wiesen und die damals noch sauberen Bäche spendeten nicht nur reichlich Fische, sondern auch Krebse; beide waren noch im 18. Jahrhundert eine echte Volksnahrung, heute vielleicht mit den Kartoffeln vergleichbar. Die letzteren gab es damals noch lange nicht auf dem häuslichen Speisezettel, wie uns auch ein altes gedrucktes Kochbuch bezeugt: "Kurzer Unterricht/In welchen Unterschiedene Speisen gut zuzubereiten beschrieben seynd". Wien/1736. Schriftliche Eintragung: Dieses Buch gehört der Maria Vernerin gehaft (gekauft) im Jahre 1736 - (Aus dem Nachlass der Fam. Werner, Johannesstr.). Kartoffel werden nicht erwähnt, dafür aber gibt es 32erlei Fastensuppen, 72 Fischspeisen, aus Krebsen bereitete man z. B. Torten, Butter, Pasteten. dass dieses Kochbuch auch Feinschmecker befriedigen konnte, deuten das "Chiocolade-Koch" oder der "Pomeranzen- Salat" an. Es ist ein seltenes Beispiel dafür, wie wohlhabende Familien sich schon damals an städtischer Ernährung orientierten. Allerdings werden die auserlesenen Speisen kaum in den bäuerlichen Haushalt Eingang gefunden haben. Sowohl dieses Kochbuch als auch die Gemeinderechnungen bestätigen, dass das Schweinefleisch damals eine geringe Rolle gespielt hat. Im Kochbuch gibt es dafür kein Rezept. Gemäß den Gemeinderechnungen bietet der untere Wirt seinen Gästen außerhalb der Fastenzeit reichlich Rindfleisch, Kalbfleisch, Geflügel, im Frühling Lamm, und gelegentlich "Spensau". Der Anbau von Kartoffeln, Mais und Burgunder-Rübe setzte erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein, das Schweinemästen im heutigen Sinne konnte es kaum geben. Wir erfahren aus den Rechnungen, dass es in der Gemeinde einen "Kaßmacher" gegeben hat, bei dem man außer Käse, Milch, Butter auch Eier und Schmalz kaufen konnte. Vom "Kramer" holte man sich u. a. Salz und Gewürze, von denen besonders der Pfeffer und Safran erwähnt werden. Die zitierten üppigen Mahlzeiten kamen nur einer erlesenen Gästerunde zu, z. B. nach der Ernte beim herrschaftlichen "Trayd zehnt Mahl" oder zur Weinzehntmahlzeit im November dem Rentmeister, Schaffer, Kellermeister. Ein einfacher Imbiss bestand oft nur aus Brot und Wein. Eine im Ödenburger Komitat häufige Getreideart war noch vor 170 Jahren der Buchweizen (Heidekorn), aus dem man den "Hoadasterz" kochte. Er wurde von den Kartoffeln verdrängt. Fleischspeisen waren rar, mit Fett, Brot und Mehl musste man vorsichtig haushalten. Als Sonntagessen galt gekochtes Rindfleisch mit Milchkren. Die Rübenzuckerproduktion begann vor kaum 170 Jahren, Zucker war teuer, Einkochen von Obst setzte allgemein erst in der Zwischenkriegs- zeit ein. Oft fiel die Fastenzeit mit einer besonderen Notzeit zusammen, als die alten Vorräte bereits zu Ende gingen, die neue Ernte noch lange auf sich warten ließ. Mensch und Tier litten da gleichermaßen an den Mängeln der nachwinterlichen Jahreszeit. Die Segnung von Salz und Äpfel am Blasiustag lässt uns heute nur ahnen, wie einst die konservierende Kraft des Salzes und die fruchtige Süße des Apfels geschätzt wurde.

Zu Josefi (19. März) schnalzte der Halter durch das Dorf. In den Weingärten setzte die Arbeit mit dem Stockausräumen ein. An schönen Frühlingstagen sah man die Kinder auf den Gehsteigen "Mabel" scheiben, Zweck pracken, Tempel hupfen, "Stoan'l schupfn" und Reifen treiben. Um den Pranger liefen sie einander nach. Abends saßen auch Burschen auf seinen Stufen und sangen. Es gab keinen Autoverkehr, der das Treiben auf der Straße gefährdet hätte. Die Kinder saßen mit der Großmutter auf der Küchenstufe und lernten Lieder singen und Balladen, wie die vom "Ritter Ewald und der Ida".

Mit der Wiederbelebung des saftigen Grüns begann der Viehtrieb. Früh morgens ging der Halter, das Horn blasend, um den Markt, aus den Häusern trieb man die Tiere heraus, Rinder, Ziegen, Schafe. Sie zogen über den Mahdberg auf die "Neue Straße" oder "Neutaler Wiese" (heute Kreutberg), dann ging es weiter zum "Klopferacker" (heute Campingplatz), wo man ungefähr um 3 Uhr kehrtmachte und die gleiche Route zurückging. Auf dem Heimweg fanden die Tiere von selber ihre Häuser. Häuslerfamilien weideten ihre Tiere häufig auf dem Kirchenberg. In ganz alten Zeiten soll es auch eine andere Triebrichtung gegeben haben, u. zw. über die Malzlacke hinaus, wo man den Frühstückstand hatte, dann rechts über den Berg zum Reslergraben, zum so genannten Ochsenstand, dann wieder zurück.

Die Halter - meistens waren ihrer zwei - wurden von der Gemeinde entlohnt, von den Bauern erhielten sie monatlich einen Striez oder Laib Brot.

Einer der letzten Halter, Raimund Luif, hatte zu Geburts- und Namenstagen folgenden Spruch bereit:

Heut Nacht bin i auf g'wacht,
Do hat mir an Engl a Botschaft bracht.
I sinn hin, i sinn her,
Was teis wohl für a Botschaft wär'.
Endlich, do fällt's ma ein,
dass heut' dein Geburtstag (Namenstag) soll sein.
Glück und Segen und ein recht langes Leben
Soll der liawi Gout dir keim.


Vom kirchlichen Osterbrauchtum hat sich die Palmenweihe bis heute erhalten. Die Reform der 50er Jahre brachte einschneidende Änderungen in den Karwochenzeremonien, die sich einst am Vormittag abspielten. Ab dem Gloria am Gründonnerstagvormittag setzten die Ratschenbuben die großen Ratschen auf der Kirchenmauer in Betrieb, bis die Glocken zum Gloria am Karsamstagmorgen wieder "aus Rom" zurückkehrten. Am Nachmittag fand die Auferstehungsprozession statt, mittags hörte jederlei Arbeit auf, und die Vorbereitungen zu dem großen Ereignis begannen. In der darauf folgenden Osternacht ging man um 3 Uhr früh beten, d. h. je zwei bis drei Frauen taten sich zusammen und zogen von Kirche zu Kirche, zu den Kapellen und Flurdenkmälern, zurück zur Dreifaltigkeit und der kleinen Kirche, ohne ein Wort dabei zu sprechen. Die Speisenweihe (Schinken, Beugel, Eier) hatte einst nach 40 Tagen Fasten mehr Gewicht als heute. Nach der Messe ging man wünschen: "I wünsch a glücklichs Osterfest und a fröhlich's Alleluja." Kinder fügten hinzu: "Tat bitt´n um a rot's Oa". Die Nachmittage der zwei Osterfeiertage waren dem Eierscheiben auf dem Klopferacker gewidmet. Die Mädchen und kleinen Kinder schupften und schoben die Eier, die Buben bevorzugten das Eierpecken. Man legte ein Ei ins Gras, in einer Entfernung von ungefähr einem halben oder einem Meter stellten sich die Spieler im Kreis herum. Einer versuchte mit einem Groschenstück oder Schilling das Ei zu treffen. Je höher der Einsatz war, desto größer musste die Entfernung sein. Wer das Ei traf, dem gehörte es. Ging es daneben, gehörte Geld wie Ei dem Eibesitzer. In den Gemeinderechnungen von 1777 ist unter den Ausgaben eingetragen, dass dem "Herrn Comissary zu einem Rohten Ay" ein Kremnitzer Dukaten gegeben wurde.

Am Ostermontag ging (oder geht) der Hausvater in den Hotter, um aus den geweihten Palmbuschen je ein Zweiglein in den Boden seiner Weingärten und Äcker zu stecken; man nennt dies "Emmaus-Gehen".

Der Auftakt zum Kirtag am 3. Sonntag nach Ostern war das Kirtagbaumsetzen. Sieben oder acht "Bamburschen" im Alter von ungefähr 20 Jahren fällten am Vortag im Wald eine 15 bis 20 m hohe Tanne oder Föhre. Wenn sie keine fanden, wählte man zwei kürzere, die man schiften musste, der Schmied spannte Eisenringe darüber. Zum Heimtransport nahm man einen Leiterwagen auseinander, stellte das Vorder- und Hintergestell in ca. 5m Entfernung (ohne Leiter) und befestigte darauf den Stamm. Daheim wurde die Rinde geschält, damit es schwieriger war, den Baum zu erklimmen. Die Mädchen flochten einen Kranz aus Tannen, verzierten ihn mit Papierschleifen und befestigten ihn mit Bändern auf der Spitze. Man hängte auch noch eine volle Weinbouteille darauf. Der Baum wurde vor einem Gasthaus aufgestellt. Der Standort wechselte jährlich, die Bamburschen wählten ihr Stammlokal. Man grub ein anderthalb bis zwei Meter tiefes Loch; beim Aufstellen führte der älteste Bursch oder ein Zimmermann das Kommando. Unter den Stamm stemmte man Bodenleitern, legte Stricke mit Knebeln an, deren Enden an Stangen befestigt waren. Mit vereinten Kräften zog man den Baum hoch. Als der Stamm gerade stand, fielen die Seile herunter. Das Aufstellungsmanöver erfolgte am Vorabend und dauerte oft bis Mitternacht. Am Kirtag nach dem Mittagessen schlug vor dem Gasthaus die Musik an, mit drei Stücken wurde angetanzt, dann tanzte jeder Bursch mit einem Mädchen hinein. Die "Drehgebühr" für den Tanz wurde von den "Bamburschen" kassiert und dem Wirt übergeben, dafür bekamen sie Essen und Getränke unentgeltlich. Sie sorgten auch für Ordnung. Unternehmungslustige Burschen versuchten, den Baum zu erklettern und wetteten um ein doppeltes Bier. Um das Klettern zu erleichtern, legte man Schlingen an den Baum und befestigte sie an den Füßen. Maibaumsetzen kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Mode.

Floriani war schon im 18. Jahrhundert ein Gemeindefeiertag, an welchem ein Hochamt gelesen wurde (Gemeinderechnung 1773). Es gab allerdings noch keinen "Häusler-Kirtag", da die Kapelle erst unter Pfarrer Török 1810 erbaut wurde. Die Prozession dürfte sich von da an eingebürgert haben. Ein heute vergessener alter Brauch am Florianitag war der "Grüne Mann": ein Bursch ging, in grüne Zweige gehüllt, zum Lebzelterstand; was er mit den Zweigen herunterschlagen konnte, gehörte ihm (Allgm. Landestopographie des Burgenlandes). Die Jugend der Zwischenkriegszeit kannte noch den Spruch "An grean Maon sull ma mochn kinna". Die Mädchen machten sich, wenn sie nachmittags zum Kirtag gingen, Kränzchen aus frischem Laub und setzten sie auf. Der Brauch wurzelt in einem uralten magischen Glauben an Vegetationsdämonen und Fruchtbarkeitszauber.
Der Frühling ist die Zeit der zahlreichen Flur- oder Bittprozessionen vom Markustag bis zum Dreifaltigkeitssonntag, wie sie auch heute noch bestehen. Aus der Gemeinderechnung des Jahres 1746 erfahren wir, dass die Gemeinde zum Fronleichnamstag Pulver für die Schützen kaufte, die für ihre Ehrensalven beim Wirt Brot und Wein bezahlt bekamen.
Außer Floriani und dem Dreifaltigkeitssonntag waren noch weitere Gemeindefeiertage Achatius (22. Juni), Wendelin (20. Oktober) sowie Leonhard (6. Nov.). Am Feste des hl. Achatius fand eine Prozession zur Achatiuskapelle statt, zur Erinnerung an den großen Brand am 22. Juni 1650 (Landestopographie). Wie die Gemeinderechnungen im 18. Jahrhundert und die Pfarrchronik mehrfach bezeugen, wurde an diesem Tag als auch zu den Namenstagen der zwei erwähnten Viehpatrone ein feierliches Hochamt gelesen.

In der schönen Jahreszeit werden die Wallfahrtsorte besucht. In den Gemeinderechnungen des 18. Jahrhunderts haben wir auch dazu einige Hinweise. So wird am 30. Juni 1746 eine Prozession nach Stotzing erwähnt, wahrscheinlich in Zusammenhang mit Maria Heimsuchung am 2. Juli. Die Stotzinger Madonna galt seit 1743 als wundertätig (400 Jahre Stotzing). In den Jahren 1762 und 1773 findet eine Prozession nach Frauenkirchen statt, jeweils am Dreifaltigkeitssonntag. Die Gemeinde bezahlte die Fahnen- und Kreuzträger sowie das Läuten in Neusiedl und Frauenkirchen. Diese Wallfahrt wurde 1713 zur Abwendung der Pest feierlich gelobt (Landestopographie) wie auch das abendliche Geläute. Von Erzählungen der Alten wissen wir, dass die Prozession auch noch Mitte des 19. Jahrhunderts, und zwar über den ausgetrockneten See, stattfand. Am 21. September 1750 gab es eine Fußwallfahrt nach Lanzendorf (der dritte Sonntag im September galt auch als der Tag der Sieben Schmerzen Maria). Heute hält man sie am Schmerzen-Freitag (eine Woche vor Karfreitag). Ältere Generationen gingen zu Fuß nach Maria Elend zu Maria Geburt (8. Sept.). Da die Purbacher schon 1645 (Gedenkkreuz) wegen überstandener Pest nach Loretto eine Dankprozession führten, können wir mit Sicherheit annehmen, dass auch die Donnerskirchner seit frühester Zeit, so wie heute, diesen Gnadenort am 15. August aufsuchten, wenn auch die Gemeindeschriften darüber nicht sprechen. Noch vor einigen Jahrzehnten hörte man erzählen, dass man einst die Kranken auf Tragbahren bis zum Altar vortrug, man opferte Wachsglieder, Haarnadeln, Haare. Die jährlichen Fußwallfahrten nach Mariazell hörten vor dem Zweiten Weltkrieg 1932 auf.

Man suchte auch mit natürlichen Heilmethoden Heilung. Es gab im Ort eine große Anzahl pflanzenkundiger Männer und Frauen, die im Frühling und Sommer Heilpflanzen sammelten.

Die "Kräuterweiber" trugen in Buckelkörben die frischen Kräuter nach Hause, zum eigenen und fremden Gebrauch. Auf den Dachböden wurden sie getrocknet und in Leinensäckchen aufbewahrt. Salben wurden angefertigt. Vereinzelt gibt es auch heute noch Teesammlerinnen.

Als man noch mit der Sense mähte, galten Peter und Paul (29. Juni) als Erntebeginn. Das händische Ernten wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg von maschineller Arbeit abgelöst: die Mechanisierung wechselte über den Ableger und Bindemäher in kurzfristigen Abständen zum heutigen Mähdrescher.

An heißen Tagen ging man schon um 2 Uhr früh aufs Feld; die Männer schwangen das Sensen, die Frauen banden die Garben. Aus zwanzig Garben ergab sich eine Mandel. Als Lohn konnten sich die Schnitter jedes 10. Mandel (das schönste) behalten, als Zeichen steckten sie einen Stecken dazu. Brot, Speck und Wein bekamen sie mit. Nach dem Ersten Weltkrieg fingen die Dreschgesellschaften an, mit Benzinmotor betriebene Dreschmaschinen zu vermieten. Das als Bindematerial in den niederen Kulturen benötigte "Troad"-Stroh musste weiterhin händisch gemäht und gedroschen werden. Drei Männer standen auf der Tenne und schlugen mit dem Dreschflegel abwechselnd rhythmisch auf das Getreide ein. Zwei gedroschene Garben ergaben ein Kreuzbürtel. In den Stadeln gab es vor dem Zweiten Weltkrieg nur eine irdene Tenn. Wollte man sie einebnen, lud man die Nachbarn zum Tanze ein, um sie glattzutreten. Man erinnert sich, dass die Drescher auf der Tenn lange, fransige Gatja-Hosen mit langem Hemd aus hausgesponnener Leinwand trugen.

Für das Bandstroh musste man im Winter das Stroh "ausbeuteln". Die Kreuzbürdel wurden mit Rechen durchzogen, damit nur die langen Strohhalme blieben, die leeren Ähren wurde abgehackt und das ganze Stroh nochmals in "Schab" bzw. "Bankert" gebündelt.

Nach "Loretti", wenn die Halme gestürzt sind, zieht der Herbst ins Land. Die Vielfalt an Feldfrüchten, die es einst einzubringen gab, fehlt heutzutage schon in vielen Betrieben. Der Monat Oktober wird in alten Kalendern Weinmonat genannt, zum Zeichen dafür, dass er immer schon die Hauptlesezeit gewesen ist. In der Welt des mechanisierten Weinbaus ist es kaum mehr Sitte, die letzte Fuhre mit Weinreben und bunten Bändern zu verzieren und damit heimzusingen, wie das noch vor 40 - 45 Jahren der Fall war. Das letzte üppige Mahl, zu dem der Hausherr seine Leser einlädt, heißt zwar heute noch "Lesgans", der Gänsebraten spielt aber dabei keine Rolle, weil es seit der Zubetonierung des Baches im Dorfe kaum noch Gänse gibt. Brauchtum hat sich dazu keines erhalten.Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es acht Weingartenhüter, die am 15. August auf jeder Hotterseite zwei "Hiattapam" (Birken mit Bändern verziert) aufstellten: bei der "Hiattahittn", auf den Wolfsäckern, auf dem Weingartenweg und auf dem Purbacher Hotter. Mit Vorderladern (Terzerol) wurde auf die Stare geschossen. Der Dienst dauerte von Morgengrauen bis 11 Uhr abends und wurde vom Berggericht kontrolliert. Jeder Hüter hatte eine "Heitschn", einen Stock mit Metallgriff. Das Entgelt der Hüter bestand aus 25 Groschen pro Pfund.

Das Aufhören der Feldarbeit im Winter brachte für viele einen argen Einkommensentfall, den man anders wettzumachen versuchte. Wald und See lieferten reichlich Material zu vielfältigem Hausgewerbe: Man verfertigte Schwingen aus "Lalisch" (Waldrebe) oder Kastanienschindeln, weiters Leitern, Krainzen (Traggestell fürs Holz), auch Simperl und Dreschflegel. Die meistgebrauchte Ware aber waren die Besen. Letztere verkaufte man im Ort, an Fuhrleute oder man lud sie auf einen Handschlitten und fuhr damit in eine benachbarte Gemeinde.

Wir wissen von keinem besonderen Kirtagsbrauchtum zu Martini außer dem schon beschriebenen Kirtagbaumsetzen. Der November ist ein bevorzugter Heiratsmonat, auch heute noch. Aus Erzählungen und von Bildern wird deutlich, dass die Hochzeitskleider in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht unbedingt weiß waren. Weiß als dominierende Farbe dürfte sich erst um die Jahrhundertwende eingebürgert haben. An alte Hochzeitssprüche, wie sie mancherorts noch erhalten geblieben sind, erinnert man sich nicht. Der "Ehrentanz", das "Entführen" von Braut und Bräutigam wie auch das "Kranzlabtanzen" werden noch praktiziert.

"Kathrein sperrt die Geige ein" - der Kathreintanz schließt das fröhliche Treiben vor dem Advent ab, und auch unser Gang durch das Jahr ist damit zu seinem Ende gekommen.