Donnerskirchen im Kartenbild

Unsere Marktgemeinde in ihren kartographischen Abbildungen, deren historische Aussagen und der Versuch einer Baualtersanalyse des Ortes

Wolfgang Meyer

Das Interesse, das der Kartographie im Rahmen von Ortsmonographien entgegengebracht wird, ist im Karteninhalt, der als Geschichtsquelle anzusprechen ist, begründet. Ergänzend dazu treten frühe Ortslexika auf, die verbale Beschreibungen liefern und damit die Kartensignaturen ergänzen und mit Leben und Informationen erfüllen1.

Für die Heimatkunde treten Landkarten und Pläne in erster Linie als Urkunden in den Vordergrund, in denen der Zustand zur Zeit der Aufnahme bzw. des Druckes wiedergegeben wird. Die Karten vermitteln zumeist einen Überblick über einen größeren Raum, ermöglichen eine Eingliederung in die Landschaft und erlauben geographisch-topographische Zuordnungen. Der Inhalt der Karten gewährt Aussagen über die Bedeutung eines Ortes (wirtschaftliche, politische, geographische, verkehrsgeographische und zeitaktuelle) oder aber die Herstellung von großräumigen Verbindungen und Beziehungen. Dabei ist der Karteninhalt in Anhängigkeit zum Maßstab stehend, sodass eine Erwähnung in einer großmaßstäblichen Karte die Bedeutung eines Ortes unterstreicht, während eine Eintragung in einer kleinmaßstäblichen Karte als selbstverständlich betrachtet werden muss.

Bei der Durchsicht des reichen kartographischen Materials erhellt sich ein Tatbestand, der seinen Ausdruck zunächst im vorgelegten Schema findet. Hier wird ganz klar dargestellt, dass Donnerskirchen um die Mitte des 16. Jahrhunderts eine vergleichsweise große Rolle gespielt haben muss - diese hängt meiner Ansicht nach mit der Anwesenheit von protestantischen Predigern zusammen - diese wird dann ab 1600 verloren, um dann ab 1754 in fast allen Kartenausgaben permanent zu erscheinen, wie wohl dies nicht ausschließlich auf den Bedeutungszuwachs zurückzuführen ist, sondern zum überwiegenden Teil auf die Verkleinerung des Maßstabs und dem Bedürfnis nach größerer Abbildungsgenauigkeit, höherer Detailtreue und gesteigerter Fülle von Einzelheiten. Wegbereitend in dieser Phase tritt die Josefinische Landesaufnahme auf, die zunächst aus rein militärischen Erwägungen heraus entstanden ist, aber auf Grund ihrer objektiven Erfassung aller Orte, ohne Rücksicht auf einen wirtschaftlichen und organisatorischen Stellenwert zu nehmen, eine reale Aufnahme und Abbildung aller Ortschaften ermöglicht hat. Ergänzend dazu treten frühe Ortslexika auf, die verbale Beschreibungen liefern und damit die Kartensignaturen ergänzen und mit Leben und Informationen erfüllen.   "Fehér-Egyhása, Dundlskirchen, ein volkreicher Marktflecken im Oedenburger Komitat, halbe Meile von Gschieß im Norden auf der Straße von Preßburg nach Oedenburg rechts, hat deutsche Einwohner, ist Fürst Eßterhásisch. Es sind hier berühmte herrschaftliche Keller, welche mit viel 1000 Eimern angefüllt sind, weil sich in Eßterhás kein Wein halten lässt.". Weinbau und katholische Kirche als Signatur (aufgelöst sind auch die Abkürzungen)

Die Josefinische Landesaufnahme 1782 enthält neben einer kartographischen Darstellung, in der das heute als "Ehrenfeld" bezeichnete Areal als "Heid Berg" aufscheint, auch eine Zustandsbeschreibung der Ortschaft und Wege, dies allerdings mit einem deutlich militärischen Hintergrund. Diese enthält auch in markanter Ausführung einen Hinweis auf die beiden mächtigen Felshöcker im südwestlichen Steilrand des Ehrenfeldes. Deutlich hervorgehoben ist auch der Hohlweg hinaus zum Ehrenfeld, der dann, als Höhenweg dargestellt, bis zur Wasserscheide weitergeführt wird.

Die Kartenblätter erfassen nur mehr kleinere Räume und werden dadurch zu geschichtlichen Zeugen der Ortsentwicklung, sie bieten Aussagen über wirtschaftliche Unternehmungen und verdeutlichen die Entwicklung des Verkehrsnetzes. Dieses grobe Bild bedarf nun einer Erläuterung und Verdichtung.

Zur Ortsgeschichte und zur historischen Ortsentwicklung gehörten als bestimmendes Element die Einbeziehung der "befestigten" Ortsteile, jener Elemente in der Empfindung der Ortsbewohner, die ihnen Sicherheit und Schutz zu gewähren schienen.

Zunächst begegnet uns hier die befestigte, geschützte und Schutz versprechende Siedlung der Hallstattzeit auf dem Ehrenfeld. Daneben, eine zeitliche Differenzierung kann nur eine archäologisch-wissenschaftliche Untersuchung ergeben, finden wir den befestigten Platz im Bereich des "Burgstalls". Diese Örtlichkeit wird in der Literatur oftmals erwähnt und angedeutet, aber gerade im Vorfeld der Festschriftbearbeitung fand dieser Platz vermehrte Aufmerksamkeit und nur mit wenigen Tagen Abstand und eigentlich unabhängig voneinander wurde die Örtlichkeit vom Verfasser, von Mag. Herdits bzw. von Studierenden der Archäologie aufgesucht.

Dann treffen wir auf die befestigte Pfarrkirche, die den Ortsbewohnern Schutz im Schatten ihres Gotteshauses zugesichert hat.

Zuletzt in der zeitlichen Abfolge, gemeinsam mit der Vorgängerin, gemeint ist die Befestigung der Pfarrkirche, zumindest zeitgleich oder unmittelbar anschließend, ist die Schutzvorrichtung der Siedlung selbst anzusetzen.

Donnerskirchen ist die einzige Ansiedlung, wo die Pfarrkirche eine eigenständige und isolierte Einheit bildet (Purbach nimmt die Pfarrkirche mitten in den Ortsverband hinein und umgibt diesen 1634 mit einer Ringmauer, die eigentlich aus den Stadelfronten besteht, Breitenbrunn setzt sie ans untere Ende des Ortsverbandes und umgibt nur diese 1647 mit einer Wehrmauer, in Schützen steht die Kirche am westlichen Ortsende mit eigenständiger Wehrmauer). Aber wie stellt man sich die Verteidigung und das Aufsuchen der schützenden Örtlichkeit vor? Einerseits befindet sich die Ortsbevölkerung mit dem zu schützenden Viehbestand auf dem Anger im Bereich der Ortsbefestigung. Kann diese nun, im Falle einer ernsthaften Auseinandersetzung, bei einem befürchteten Fall des Ortes noch die schützende Bergkirche erreichen? Und wie wäre das im Ernstfall zu bewerkstelligen? Wie alle Donnerskirchner wissen, ist zwischen Leisserhof und der Nepomuk- Kapelle und der Bergkirche immerhin ein historischer Freiraum von zumindest 400-500 Metern im ansteigenden Gelände zu bewältigen.

Es drängt sich aber, historisch in der Abfolge betrachtet, eine andere Sichtweise auf. Das Dorf mit Herrschaftssitz in der Hallstattzeit bildet eine Einheit auf dem Ehrenfeld. Das mittelalterliche Dorf wandert etwas weiter nach unten, sucht die Nähe zum Verkehrsweg und zu den Quellen und findet sich in einem Herrschaftssitz = Burg anstelle der heutigen Pfarrkirche und einem suburbium = heutiges Dorf. Nach Aufgabe der Burg und Umgestaltung zur Pfarrkirche wandert der Herrschaftssitz hinunter ins Dorf, zur Bevölkerung, zum Wasser und zum Verkehrsweg und bildet das Areal des heutigen, und seit dem 17. Jhdt. so benannten "Leisserhof". Damit bildet der Herrschaftssitz, wie in anderen Kommunen auch, einen Eckpunkt der Ortsbefestigung (z.B. Eisenstadt mit dem Schloß im nordwestlichen Eckpunkt der Stadtbefestigung, Güssing, Eberau und Stadtschlaining trachteten ebenso, Herrschaftssitz und Burg in die Ortsbefestigung einzubinden), dies ist meines Erachtens auch ein Hinweis auf die Bedeutung dieses Edelhofes, dieses Rittergutes. Diese, in den Raum gestellte Annahme sollte in den kommenden historischen Forschungen vielleicht als lösbare Hypothese Berücksichtigung finden, und mit ihrer Beachtung kommt wahrscheinlich auch ihre Lösung in historisch-, wissenschaftlichem Sinne.

Hervorzuheben ist weiters, dass die Ringmauer des Ortes Donnerskirchen sich nicht unmittelbar an die Scheunen- bzw. Stadelfronten anlehnt oder sich überhaupt dieser bedient2, sondern eine eigenständige Anlage bildet, wie auch der Kupferstich des Mathias Greischer unterstreicht, wo die Linienführung klar erkennbar wird. Erst 1876 wurde das untere Tor abgebrochen.

Im Zusammenhang mit dem Stich von Greischer um 1690 ist auch festzuhalten, dass die Abbildung des Dorfangers nur den Pranger erkennen lässt, aber keine Gebäude. Damit stehen Greischer und die Torbogendatierung von Hauptstraße 37 mit "1658" in Widerspruch.

Fußnoten

1 Johann Matthias Korabinsky, Geographisch-historisches und Produkten Lexikon von Ungarn, 1786
2 z.B. in Purbach, wo die äußeren Giebelseiten der Stadelreihe geschlossen als Wehrmauer mit Schlüsselscharten wie in Donnerskirchen anzusprechen sind.