Überblick Ortsgeschichte
Stefan Ehrenreiter
1285 | Erstmals urkundlich erwähnt:"Dundeskürchen" |
1437 | Erste urkundliche Erwähnung der Pfarre |
1454 | Erster Pfarrer wird urkundlich erwähnt. |
1580 | Hochburg des Protestantismus in Donnerskirchen |
1593 | 101 Protestanten und nur 1 Katholik in Donnerskirchen |
1636 | Rekatholisierung, Donnerskirchen beginnt katholisch zu werden. (Großen Anteil hat Grundherr Paul Esterhazy.) |
1651 | Befestigungsmauer des Ortes wird errichtet (Schutz vor räuberischen Eindringlingen) |
1653 | Esterhazys erwerben den Herrschaftbesitz des Freiherrn von Leisser. |
1659 | Verleihung des Marktrechtes durch Kaiser Leopold I. (Richter wurde zum Marktrichter erhoben, Jahrmärkte durften abgehalten werden.) |
1660 | Pranger wird aufgestellt. (Sichtbares Zeichen der Gerichtsbarkeit erster Instanz) |
1676 | Bergkirche wird unter dem Patronatsherrn Paul Esterhazy begonnen und 1680 fertiggestellt. |
1680 | Donnerskirchen ist vorwiegend katholisch. |
1781 | Bergkirche wird fertiggestellt und von Kardinal Leopold KOLONITZ konsekriert. Grundsteinlegung für die Dorfkirche (kleine Kirche) |
1783 | Weihe der Dorfkirche (dem hl. Johann v. Nepomuk geweiht) |
1809 | Französische Truppen besetzen unser Dorf. |
1810 | Florianikapelle errichtet (Pfarrer Török) Weingartenkapelle (Errichtungsjahr unbekannt) |
1831 | Brechruhrepidemie |
1832 | Cholera wütet in Donnerskirchen (50 Tote). |
1835 | Viehseuche (200 Rinder verendenden) |
1846 | Hungernot infolge einer Missernte |
1866 | 68 Häuser werden innerhalb weniger Stunden eingeäschert. |
1872 | Kirchenrenovierung unter Pfarrer RECHNITZER |
1876 | Eingangstor der Wehrmauer wird abgerissen. |
1877 | Lourdeskapelle wird gebaut. |
1878 | Kirchenmauer wird gebaut. Ziegelofen wird abgerissen. Bau des Pfarrhofes |
1880 | 108 neue Stufen zur Kirche werden verlegt (Pfarrer EKKER). |
1882 | Unwetter zerstört alle Brücken. |
1886 | Straße über das Leithagebirge nach Hof dem Verkehr übergeben. |
1892 | Friedhofkapelle errichtet (Fam. Michael Ehn und Michael Reisinger) |
1893 | Erzherzog Franz Ferdinand wohnt kurz in Donnerskirchen. |
1896 | Lourdeskapelle errichtet (Familie Josef Bayer) |
1908 | Kreisarztstelle |
1912 | Kirche wird ausgemalt (Pfarrer RIBARITS). |
1926 | Raiffeisenkasse Donnerskirchen wird gegründet (Obmann: Johann Ehn). |
1927 | Milchhaus gebaut Bahnstraße befestigt |
1928 | Stromnetz wird errichtet. |
1939 | Winzergenossenschaft Donnerskirchen wird gegründet(Aber auf Grund des Krieges keine Geschäftstätigkeit). |
1944 | 3 unschuldige Männer sterben im Konzentrationslager Mauthausen.Südostwall wird errichtet. |
1945 | Russen kommen über das Leithagebirge. Russen erschießen zwei unschuldige Jägerlehrlinge. |
1946 | Kirchturm, Schule und Apotheke werden renoviert. |
1947 | Glockenweihe (Glockenpatin: Frau Maria TINAGL) |
1950 | Spritzbrühanlage errichtet |
1951 | Großangelegte Entwässerung der Felder |
1952 | Schlauchturm für das Feuerwehrhaus errichtet |
1953 | Stromnetzerweiterung |
1954 | Häuslerstraße wird asphaltiert (hintere Hauptstraße). Winzergenossenschaft - 1. Vollversammlung (Obmann: Julius Karner) |
1956 | Fürstlicher Meierhof wird angekauft. Neubau der Volksschule wird geplant. |
1958 | Sakristei der Dorfkiche wird gebaut. |
1959 | Teile des Meierhofes werden verkauft (Erhardt/Reiter) |
1960 | Wasserleitung wird gebaut. |
1961 | Errichtung der Gemeinschaftskühlanlage Volksschule fertig gestellt. |
1964 | Bau der Leichenhalle |
1965 | Bergkirche wird außen beleuchtet. |
1966 | Gehsteige werden asphaltiert (1966-1984). |
1969 | Ortskanalisation und Kläranlage wird errichtet (1969-1983). Freibad fertig gestellt und eröffnet |
1970 | Gemeindestier verkauft |
1971 | Musikheim wird geweiht |
1972 | Alte Volksschule wird abgerissen. Kriegerdenkmal wird zur Dorfkirche verlegt. |
1973 | Kirchenrenovierung (1973/1974) unter Pfarrer MICHLITSCH Lehmgruben werden Bauplätze. |
1976 | Angergasse wird asphaltiert. |
1977 | Strom- und Gasleitungen werden verlegt. |
1978 | Friedhofswege werden asphaltiert. |
1979 | Partnerschaft mit Gemeinde KLAUS Schluichten werden Bauplätze. World Champion Welschriesling Trockenbeerenauslese (25. Internationale Weltweinmesse in Laibach) |
1982 | Landeskulturpreis für hervorragende Leistungen im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich |
1985 | 700 Jahrfeier Ehrengäste: Bundespräsident Dr. Kirchschläger, Bischof DDr. Stefan Laszlo, Landeshauptmann Theodor Kery Madberg wird asphaltiert. |
1986 | 100 Jahre Feuerwehr Donnerskirchen |
1987 | Neues Gemeindeamt eingeweiht |
1988 | Terrassenwohnpark wird geplant. |
1989 | Pfarrhof wird renoviert. |
1990 | Erste Pestkapelle wird renoviert. |
1992 | Bergkirche wird renoviert (Haupteingang, Orgel und Fenster). |
1993 | Kreuzweg zur Bergkirche wird errichtet Florianikapelle wird restauriert. |
1995 | Friedhofskapelle wird renoviert |
2003 | Friedhofserweiterung (Grundstückskauf) |
2004 | Postamt wird geschlossen, Postpartnerstelle wird eröffnet. (Erster Postpartner: Mag. Bencics, Apotheke) |
2006 | Aus dem Pfarrkindergarten wird ein Gemeindekindergarten |
2007 | Neuer Kindergarten wird gebaut. |
2008 | Neuer Kindergarten wird eröffnet (20.04). |
2009 | Konzept Dorferneuerung wird erstellt. |
Einführung Ortsgeschichte
Auer/Maar
An Hand von bedeutendem Fundmaterial ist eine kontinuierliche Siedlungstätigkeit des Menschen im Ortsgebiet seit ältester Zeit nachweisbar. Aus der Jungsteinzeit (etwa 2500 - 1800 v. Chr.) ist neben einigen Streufunden (Steinbeile) ein Depot aus 15 Gefäßen, das 1971 beim Bau des Hauses Helmut Leeb am Kreutberg zum Vorschein kam und der sog. Badener Kultur zuzuschreiben ist, hervorzuheben. Stark besiedelt war das Gemeindegebiet während der frühen Hallstattzeit (um 800 v. Chr.). Weithin sichtbar sind vier Hügelgräber auf dem Schönleitenberg (Madberg), die 1910 - 1913 ergraben wurden. Zum Vorschein kamen Leichenbrand und Reste von Tongefäßen. Nach Spuren von Eichenholz wird eine Holzkammer angenommen, über die ein Erdhügel aufgeschüttet wurde. Bekannt ist die sogenannte Stierkopfurne (Landesmuseum), ein rötlich bemaltes Gefäß mit 3 Stierköpfen aus einem dieser Hügel. 1926 wurde die hallstattzeitliche Höhensiedlung auf dem Ehrenfeld untersucht. Gefunden wurden Siedlungskeramik, ein zweiräumiges Haus und vor allem eine Anzahl von Teilen großer Mondidole, wie sie auch heute noch der Pflug zutage bringt. Aber auch im Ortsgebiet selbst kamen bei Grabungsarbeiten Reste von mächtigen Tonurnen für die Asche von Brandbestattungen mit kleinen Gefäßen als Grabbei-gaben zum Vorschein. Als Hügelgrab darf auch die Erhöhung in den Oberen Hofsätzen angesehen werden.
Noch heute ackern die Traktoren römische Ziegel aus den Wolfsbachäckern, auf denen Gebäudereste eines Wohnhauses mit Badeanlage sowie die Mauern eines rechteckigen Gebäudes aufgedeckt wurden (1910 - 1911). Spätere Untersuchungen ergaben, dass das rechteckige Gebäude als frühchristliche Basilika aus dem 4. Jhdt, die darunter gefundene Marmorbruchstücke als Altarfragmente zu deuten sind. Aus Gräbern konnten Öllämpchen, Gefäße und Münzen aus der Zeit Diokletians und Konstantin des Großen geborgen werden. Am Rande der "Bernsteinstraße", des uralten Handelsweges, der in der Römerzeit von Aquileia bis an die Ostsee führte (heute ungefähr Bundesstraße 50), wurden 1927 im Ortsgebiet Richtung Purbach ein römisches Ziegelgrab sowie zwei Weihaltäre (an Mercur und Caelius) freigelegt.
Völkerwanderungszeit
Aus der Völkerwanderungszeit, als durch unser Land die germanischen Stämme der Goten und Langobarden zogen (5. und 6. Jhdt.), barg das Landesmuseum ein als langobardisch gedeutetes Skelett mit Eisenschwert im Haus Fleischhauerei Ackermann. Für die erste Besiedelung unseres Ortes durch Baiern und Franken liegen bisher weder Urkunden noch Bodenfunde vor.
Der Mongolensturm von 1241 - 1242 dürfte auch Donnerskirchen verwüstet haben, doch besitzen wir darüber keine Berichte.
Die Urkunde von 1285
Auer/Maar
Das Stift Heiligenkreuz verfügte im Mittelalter über bedeutende Besitzungen um den Neusiedlersee, auch über Streubesitz in den verschiedenen Gemeindegebieten. Pater Hermann Watzl, Archivar des Stiftes, verwies im Jahr 1952 auf Grund seiner Forschungen auf eine Urkundeaus dem Jahr 1285, die allerdings nicht im Original, sondern in einer späteren Abschrift vorhanden ist, in der im Zusammenhang mit einem Weingartenbesitz der Ortsname "Dundeskürchen" aufscheint. Es ist das die bisher erste bekannte urkundliche Erwähnung des Ortes.
Übersetzung der Urkunde (Karin Sperl)
Ich, Wolfkerus von Fischamend (Vischamundt), tue kund und bekenne allen denen, die diesen Brief hören, dass ich einen gewissen halben Weingarten, der in Donnerskirchen (Dundeskürchen) gelegen ist, von dem ehrwürdigen Herrn Abt Heinrich von Heiligenkreuz und dem Konvent rechtmäßig erbeten habe und auf Lebenszeit besitze. Da ich von den Früchten und Erträgen dieses Weingartens jedoch erkennbar mehr genommen habe, als es mir erlaubt ist, habe ich als Wiedergutmachung desselben und als Zeichen des guten Einverständnisses dem genannten Kloster Heiligenkreuz einen anderen Weingarten, den einer genannt Schustel einst besessen hat, und der an den halben Weingarten angrenzt, den ich mit meinem eigenen Geld gekauft habe, geschenkt und schenke diesen nach
meinem Ableben und es gilt dies auch, wenn die notwendige Zustimmung meiner Erben bis jetzt noch fehlt, werden sie dieselbe Zustimmung, das ist die meines Sohnes Wolfkerus und seiner Schwester Alhaidis, mit Umsicht geben; so habe ich es bestimmt und will ich, dass es geschieht. In Gedenken dieser Sache will ich den gegenwärtigen Brief mit dem Siegel des Albert genannt Stuchs (dicti Stuhsonis) und mit meinem eigenen Siegel vor Zeugen bestätigen. Gegeben im Jahre des Herrn 1285.
Dass die Urkunde von 1285 "Dundeskürchen" im Zusammenhang mit Weingärten erwähnt wird, beweist, neben der Deutung des Ortsnamens, dass hier lange Zeit vor 1285 ein Gemeinwesen deutscher Bewohner mit Acker- und Weinbau bestanden hat.
Ortsnamen und deren urkundliche Erwähnung von Donnerskirchen - beginnend von 1285 bis 1921
Dundeskürchen (1285), Fulchakan (1327), Chakan (1332), Totchakan (1355), Felchakan (1408), Tundolczkirichen (1411), Dondelskyrchen (1430), Tundolszkyrchen (1431), Tundoltzkirchen (1451),Tündolschyrichen (1454), Dundolczkirchen (1462), Dundolczkierhen (1471), Thondeslkyrhen (1480),Tundeskirch (1641), Feieregyhaz (1641), Tunderskirchen (1651), Feheregyhaz (1651), Tunerskurchen (1713), Feürhaz (1713), Feher Egyhaza (1773), Thunls Kirchen (1773), Bela Czrikva (1773),Tundolskirchen (1843), Fertöfeheregyhaza (bis 1921), Bijela Crikva
Der Ortsname "Tundoldskirchen" jedoch, bis herauf ins 19. Jhdt. und vor kurzem auch noch mundartlich so gebraucht, geht auf den althochdeutschen Personennamen Tundolt zurück, dessen Träger vielleicht als Anführer bairisch-fränkischer Siedler hier seine Kirche errichtete. Parallel mit dem deutschen Ortsnamen erwähnen mittelalterliche Urkunden den Namen "Chakan" (Fulchakan und Totchakan), abgeleitet aus einem slawischen Personennamen, dessen Träger hier Besitzer war. Oder es lebte noch ein Rest von Altslawen, die im 7. Jhdt. mit den Awaren ins Land kamen, im Ortsbereich (Totchakan=Slawisch-Chakan). Der ungarische Ortsname "Feiéregyha´z" scheint 1641 auf. Offizieller ungarischer Ortsname bis 1921: Fertöfeherégyháza.
Im 14. Jh. war Donnerskirchen in Händen des adeligen Geschlechtes der Gathal. 1358 betreibt ein Johann, genannt Jensul, hier eine Mühle. 1411 besitzt Johann Vogt von "Tundolczkirichen" einen Rittersitz.
Im 15. Jh. beginnen die Mitglieder der Familie Kanizsai mit dem Ausbau der Herrschaft Eisenstadt, zu der auch Donnerskirchen gehört. Um die Mitte des Jahrhunderts geht sie in den Besitz der Habsburger über und wird von der niederösterreichischen Kammer verwaltet. Die fast 200-jährige Zugehörigkeit zum Hause Habsburg und unter unmittelbarer kaiserlicher Verwaltung hatte einen großen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge, da die Habsburger ihre Untertanen mit Rechten und Handelsprivilegien, besonders, was die Weinausfuhr nach Böhmen, Mähren und Schlesien betraf, ausstatteten. Die gehobene wirtschaftliche und soziale Stellung der Bauern unterschied sich wesentlich von der der ungarischen Bauern, die damals zu recht- und vermögenslosen Leibeigenen degradiert wurden.
Wir haben hier also keineswegs rechtlose Untertanen vor uns. Diese Situation wurde auch von den Esterházys respektiert, die 1622 die Herrschaft übernahmen. 1647 wurde sie wieder Ungarn reinkorporiert. Es sei in diesem Zusammenhang auf die höfliche Anrede des Freiheitsbriefes Kaiser Maximilians II. vom 5. März 1572 an die Donnerskirchner verwiesen, den er "an erbaren unseren getreuen H(erren) Richter undt gemaine zu Tundlskirchen" richtet.
Kaiser Maximilian I.,
genannt "der letzte Ritter", ein begeisterter Weidmann, weilte des Öfteren in seinen Burgen Scharfeneck und Eisenstadt, von wo er auf Hirschjagd ins Leithagebirge auszog. In seinem Jagdbuch, das 1515 vom Obristen Hof- und niederösterreichischen Landesjägermeister Ritter Wilhelm von Greiß für den Kaiser verfasst wurde, wird dreimal das Jagdgebiet von Donnerskirchen erwähnt. So heißt es u.a.: "Unnder Tundolzkhirchen hinab stöst ain Perg an die Schönleuten, genannt die Löbleuten. Daran stöst der Goldt Perg. So die Khays. Mjt. Hierß daran Jagen will, so mag man Netz Richten auf Scharfenegker weg, der von Thundolzkhirchen geth". Erwähnt werden die "Tundolzkhircher Mül" und die Weingärten "Jüding" und der "Ruernpheisser".
Reformation
Gegen Ende des 16. Jhdts. ergriff die Reformation das Gebiet um den Neusiedlersee. Es waren besonders die Prediger der lutherischen Sekte der Flacianer, deren Lehren sich die Donnerskirchner Bevölkerung ausnahmslos anschloss und an denen sie trotz gewaltsamer gegenreformatorischer Maßnahmen der kaiserlichen Behörden standhaft noch lange Zeit festhielt (siehe Kapitel Kirche und Pfarre).
Türkenzeit
Mit dem 16. Jhdt. begannen die Türkenkriege. Der Türkenfeldzug 1529 gegen Wien dürfte Donnerskirchen, da es abseits vom Aufmarschweg lag, nicht besonders berührt haben. Umso mehr Leid wurde den Familien von den aufständischen Ungarn, den wilden Heiducken des Siebenbürger Fürsten Stephan Bocskay zugefügt. Sie raubten 35 Kinder im Alter von 2 bis 16 Jahren und 19 erwachsene Personen, z.T. die Mütter der Kinder, und verkauften sie an die Tataren. Die Urkunden berichten: Man hörte nichts mehr von ihnen. Der Edelhof brannte ab, und mehrere Häuser wurden zur "Brandstatt".
Um räuberischen Scharen nicht sofort ausgeliefert zu sein, errichtete man 1651 eine Befestigungsmauer. Der Schlussstein des Tores, das 1876 abgetragen wurde, trägt den Namen des Richters Michael Tinagl (eingemauert im Gasthaus Weißenbäck). Der Stein oberhalb des noch erhaltenen Durchganges trägt seine Initialen und die Jahreszahl 1664 (denkmalgeschützter Mauerrest Auer).
Im großen Türkenfeldzug gegen Wien 1683 erkaufte sich die Gemeinde ebenso wie Eisenstadt, Rust und Mörbisch, eine türkische Schutzwache, die sie vor Plünderern bewahren sollte. Vor dem Tor am Anger schlug der Anführer der Kuruzzen (aufständische Ungarn), der mit dem Türken verbündete Graf Tököly, sein Lager auf.
Der Ödenburger Chronist Tschany vermerkt über das Jahr 1683:
"Item ihn diesen Monath Jully haben die Tatern erstlich die Rabau, hernach den ganzen Haydt Bodten nach dem See herauf alle Märckt bis auf Duntels-Kirchen und Rust und Mervisch und Eyssenstath verbrennt".
Nicht nur der Feind, auch das kaiserliche Heer plünderte. Im Totenbuch lesen wir: 1863:
"18. juni, Michael Träpl ist durch die Tartaren nieder gehaut und gestorben. Der Jacob Dorner ist durch die theutschen reyder Erschlagen worden. Der Lorenz Ehn ist in der Plünderung durch die theutschen reyder Erschoßen worden. Der Georg Lechner ist auch damals durch die theutschen erschossen worden."
Auch die Kuruzzen unter Franz Rákóczis II, die im Eisenstädter Schloss lagerten, zogen auf Raubzüge in die Umgebung aus. Trotz der Kriegswirren war die wirtschaftliche Lage nicht ungünstig. Die Inventare der Erbverträge beweisen einen gewissen Reichtum an Vieh, Wein und Getreide, aber auch an anderen Sachwerten. Offensichtlich konnte vieles in den unterirdischen Verstecken und Gängen, den "Kuruzzenlöchern", wie sie z.T. noch vorhanden sind, vor dem Zugriff der Plünderer gerettet werden. Der Richter Bernhard Kuchelmeister z.B., dessen zwei kleine Kinder von den Türken geraubt wurden, hinterlässt 29 Stück Zinngeschirr, Jakob Wimpassinger 10 Zinnschüsseln und 10 Zinnkannen. Auch besaß jeder Bauer Waffen. Man erholte sich rasch von den Schicksalsschlägen, sodass man Robot und Naturalienabgaben, zumindest teilweise, in Geld ablöste. Auch verfügte man über ansehnliche Summen an Bargeld.
Häuser und Familien
Die ältesten Ortsteile sind der Markt und die Schwarzviertel, deren Häuser mit den Urbarialgrundstücken die sogenannten Lehen, heute Stammsitzliegenschaften, bilden. Dazu kommen im 17. Jh. die Häuser der Schulgasse (früher Blunzengasse, da der Überlieferung nach an Markttagen hier die warmen Blunzen verkauft wurden) und der "Graben" (in den Urkunden "Neuhäusel"), mit Spottnamen "Bosnien". Letzterer entstand im Jahr 1879 wegen einer Revolte, an die man sich noch heute erinnert und von der auch die Pfarrchronik berichtet: Wegen Sammelns von Brennholz im fürstlichen Wald, das zwar verboten, doch geduldet war, wurden plötzlich an die 200 Personen zu beträchtlichen Geldstrafen verurteilt. Der Exekutor und die ihm beigestellten Panduren wurden jedoch von der Bevölkerung unter großem Geschrei verjagt. Die Männer waren mit Dreschflegeln, die Frauen mit Schürhaken bewaffnet. Erst einrückendes Militär schaffte Ordnung. Da der Tumult zeitlich mit dem bosnischen Feldzug zusammenfiel, erhielt der Graben als Schauplatz den Beinamen "Bosnien".
Die Häuserreihe unterhalb der Apotheke, die einstige "Gänsgasse", entstand nach Abbruch des Stadttores (1876), die Angergasse während und nach dem Ersten Weltkrieg. Eine starke Bautätigkeit setzte in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ein.
Die Zahl der Häuser in den zwei ältesten Ortsteilen, im Markt und den Schwarzvierteln, hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert. Es kam allerdings vor, dass die zwei Gebäudeteile eines Langstreckhofes unter zwei Besitzern geteilt, dann wieder vereint wurden. Auch benötigte man Durchgänge zur Wehrmauer, solche Durchgänge gab es an Stelle des Hauses Johannesgasse 24 (Haus Paul Pumpler) und Hauptstr. 46 (Dr. Bolech). Von den Häusern der mittleren Zeile stand im 16. Jh. bereits der "Zechkeller" (vermutlich Haus Kirchlechner- Mayer), in dem man die protestantischen Andachten hielt. Das Haus Hauptstr. 37 (Franz Kögler) trägt die Jahreszahl 1658.
Anzahl der Häuser:
1515: 44 1569: 93 1588: 91 1675: 121 1715: 99 1767: 179 1785: 193 1828: 206 | 1870: 224 1900: 270 1923: 290 1934: 317 1951: 347 1961: 416 1984: 550 2009: 691 |
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Das Haus mit den damit fest verbundenen Grundstücken bildeten das Lehen oder die Ansässigkeit, ihre Besitzer bezeichneten sich als Mitnachbar, die Gesamtheit war die Nachbarschaft. Das Lehen war in Obereigentum der Grundherrschaft, im Nutzungseigentum des Untertanen. Der war dafür mit verschiedenen Natural- und Geldleistungen behaftet und hatte in Form von Robot auch die herrschaftlichen Grundstücke zu bearbeiten. Außer diesen gebundenen Grundstücken gab es die Überlandgrundstücke, meist Weingärten, die frei verkäuflich und vererbbar waren. In Donnerskirchen galt seit alter Zeit der Pfarrhof als ganzes Lehen, das sind 32 Joch Acker, ansonsten wissen wir nur um 1610 von einem ganzen Lehen, weiters, dass 1806 Josef Palheim eines besitzt, das von ihm auf den Stuhlrichter Franz Dorfner/Faludy überging, dessen Familie dann die Grundstücke verkaufte. Das Haus trägt heute noch den Namen "Stuhlrichterhaus" (Hauptstr. 24, Schmidt- Kaindlbauer). Die meisten Häuser waren Halb- und Viertellehen, daneben gab es als kleinste Einheit die Hofstatt (bestehend aus l Weingarten, l Acker, l Wiese, l Krautgarten, l Pflanzsteig), häufig von Handwerkern bewirtschaftet. Mit herrschaftlicher Erlaubnis konnte das Lehen verkauft, getauscht oder bei Bevölkerungszuwachs auch geteilt werden. So gibt es 1610 neben einem ganzen Lehen 13 3/4 Lehen (damals im Besitz noch heute ansässiger Familien: Unger, Pühler, Ritter, Behem/Palheim, Peir/Bayer), während das Herrschaftsverzeichnis (Urbar) von 1769 nur Michael Fuchs (heute Hauptstr. 44) und Anton Reinprecht (heute Johannesgasse 20, E. Suchentrunk) mit 3/4 und Hans Payr (Erbhof) mit 7/8 Lehen erwähnt. Die Zahl der ansässigen Lehensbesitzer betrug 1769 78. In den Häusern wohnten außer der Familie des Bauern auch die Inwohner oder Holden, die ebenfalls Weingärten besitzen durften und die für die Wohnung eine Anzahl von Pfund Weingarten dem Bauer bearbeiteten. Immer wieder lässt sich auch eine soziale Umschichtung beobachten: Familien mit ansehnlichem Besitz kamen "auf die Holdenbank", Holden stiegen in den Bauernstand auf. Die Leistungen der Untertanen der Herrschaft gegenüber bestanden aus Natural abgaben (Eier, Hühner, Schmalz, u.a.), dem Wein- und Getreidezehnt und den Robotleistungen. Sie betrugen für ein ganzen Lehen 52 Tage Zugrobot oder 104 Tage Handrobot. Häusler schuldeten 18 Tage, Holden 12 Tage Handrobot. Für die Überlandweingärten musste das "Bergrecht", die Grundsteuer, als Naturalleistung entrichtet werden.
Beschaffenheit der Häuser
Die Häuser waren mit tief herabhängenden Rohrdächern, später mit Schindeln gedeckt. Das Wohngebäude bestand aus zwei Stuben mit gestampftem Boden und einer Holzdecke, in denen sich die Schlafstellen, Bettstatt genannt, manchmal auch als Himmelbett gestaltet, befanden. Die Burschen schliefen im Stall. In die "offene Küche" (Rauchküche) trat man durch einen mit Ziegeln gepflasterten kleinen Vorraum und einen Schwibbogen. Man kochte in dreibeinigen irdenen Reinen und Töpfen. Zinnteller und Zinnschüsseln gehörten zum Hausrat. Da es keine Streichhölzer gab, hütete man die Glut sorgfältig unter der Asche. Licht spendeten Kerzen, im Stall der "Knotenscherben", eine Art Öllämpchen. Eine spätere Errungenschaft war die Petroleumlampe. Die elektrische Beleuchtung wurde 1929 eingeführt. Die Brandgefahr war also groß, und daher auch die Aufforderung des Nachtwächters, der noch um die Jahrhundertwende mit seiner Hellebarde stündlich seine Runde drehte, auf Feuer und Licht zu achten. Letzter Nachtwächter: Reiterer Hans.
Ganze Ortsteile fielen verheerenden Feuersbrünsten zum Opfer. Um die 1580er-Jahre brannte das ganze Dorf zweimal ab. Beim Einfall der Heiducken des Stefan Bocskay 1605 wurde manches Haus zur "öden Brandstatt", auch der Edelhof brannte ab. Der Gemeindefeiertag und die Prozession am Tag des hl. Achatius erinnern noch heute an den großen Brand vom 22. Juni 1650. In der im April 1750 ausgebrochenen Feuersbrunst verbrannten Geld und Schriften im Gemeindehaus. Am 4. März 1842 brach um 3 Uhr nachts ein Feuer aus, das in einigen Stunden 11 Häuser und 29 Scheunen in Asche legte. Am 13. des selben Monats entstand im Anton Reinprechtischen Haus (Johannesgasse 20) Feuer, das sich im heftigen Sturm rasch ausbreitete, 36 Häuser und 19 Scheunen ergriff und die ganze untere Hälfte des Marktes zur Brandstätte machte. 1857 brannten die Scheunen bis hinauf zum Fleischhauer Gruber, der Wind trug die Flammen auf das Köglerische, Rohrerische (Hauptstr. Josef Suchentrunk-Haus) und das benachbarte Ramhappische Haus (Hauptstr. Haus Johann Striok). Die Häuser und Scheunen brannten bis hinab zum Anger in dieser Zeile ab. Am 31. August 1866 entstand in der Nähe der Bäckerei Treiber (heute in Erbhof einverleibt) Feuer, 68 Häuser wurden ein Raub der Flammen, auch der Pfarrhof brannte ab.
Nur wenige Häuser verfügten über einen Brunnen, daher spielten die Gemeindebrunnen bei der Wasserversorgung der Bevölkerung eine wichtige Rolle. Die Gemeinde war stets bedacht, sie instandzuhalten, wie uns das alte Gemeinderechnungen beweisen. Auf dem Haupt- platz gab es den "unteren Gemain Brunn", den "Glaninger(Klauninger)-Brunnen", so benannt nach einer im 18. Jh. hier ansässigen Familie im Graben, den Röhrbrunnen, den Holzröhren mit Quellwasser aus dem Wald versorgten und neben dem sich ein Teich, die Roßschwemme, befand. Seine zwei großen Steinbecken verschwanden erst bei Errichtung des Kriegerdenkmals 1926 an Stelle des jetzigen Standortes der Dreifaltigkeitssäule.
Es kann in diesem Rahmen nicht auf die Geschichte jeder einzelnen Familie eingegangen werden, doch lässt sich aus den Herrschafts akten, Totenbüchern, Tauf- und Heiratsmatriken feststellen, dass Namen der eingesessenen Donnerskirchner Familien bereits im 16. und 17. Jh. aufscheinen. Viele Familien sind ausgestorben, leben jedoch in der weiblichen Linie weiter. Die Ahnen folgender Familien werden bereits im 16. Jh. erwähnt: Altmann, Pühler, Ehn, Medl, Unger, Bayer, Platzer, Mayer, Palheim, Ritzinger, Fuchs, Reichardt, Wimmer, Ackermann, Pindter, Schmidt, Lippl, Schierl, Hauser, Karner, Kren, Perger, Ritter, Sigl, Rohrer. Die ersten Namensträger der ältesten Familien und ihr Besitz:
1515: | 1527: | 1557: |
Hanns Altman 1/2 Lehen Giling Pühler 3/4 Lehen Pangratz Een 1/2 Lehen Hanns Mädl 3/4 Lehen Erhart Unger und Wolfgang Unger 1/4 Lehen | Hanns Paier 1/2 Lehen Matheus Platzer 1/2 Lehen | Hans Pindter Hofstatt Michl Schmidt Hofstatt Jacob Liepl Hofstatt Christoff Gschierl Hofstatt |
1569: | 1580: | 1597: |
Christof Mayr 1/4 Lehen Mört Behamb 1/2 Lehen Valldin Ritzinger 1/2 Lehen Jörg Fux 1/2 Lehen Zacharias Reichardt 1/4 Lehen Mätl Wibmer l Hofstatt Paul Ackerman Hofstatt | Larentzl Hauser Hofstatt Steffan Kärner 1/4 Lehen | Fetter Khrenn Hofstatt Anna Pergerin Mühle Andre Ritter 3/4 Lehen Blasy Sigll Hofstatt |
Alte Familiennamen (Träger der Namen zum Großteil bereits im 17. Jh. genannt) sind Sauer, Suchentrunk, Gänsbacher, Thinagl, Ruttner, Halbitsch, Hainz, Kroyer, Döltl, Rochhart, Prüner, Weydinger, Schemitz, Ertl, Liegenfeldt, Weydinger, Kayndlbauer, Sommer, Striok, Fasching, Neckamb, Luiff, Winkowitsch, Thürner, Kißling, Ferstl, Mutsch, Engel, Bühlbauer, Frippus, Thörwart, Scher, Moyses, Weißenbäck u. a.
Hervorzuheben sind alte Handwerksfamilien. Die Familie Stefan Kritsch (Gritsch) betreibt nachweislich ihre Schmiede von Generation zu Generation seit 1746.
Da der Wein samt dem Fass verkauft wurde (die Fasszieher zogen es aus dem Keller), benötigte man viel Fassgeschirr, daher auch die vielen Binder. Meister Thomas Schratzenthaler ist Mitglied der Purbacher Binderzeche seit 1705. Noch 1866 führt sein Nachfahre dieses Handwerk weiter. Das schöne Familienwappen zeigt ein Faß mit den Binderwerkzeugen. Mitglieder der Purbacher Zunft waren aus Donnerskirchen noch Meister Peter Rochart, Meister Jakob Stiglitz, Meister Georg Neuwirt. Johann Kögler und sein Sohn, der Marktrichter Franz Kögler waren 1762 bzw. 1809 Seifensiedermeister und Wachszieher. Das Backhaus der Familie Treiber bestand von 1676 bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts im Haus, heute einverleibt in Hauptstr. 50.
Wichtig waren auch Salitersieder. 1806 wohnt im Haus Hauptstr. 43 Joseph Wächter, geführt als "coctor salis nitri" oder "nitrarius Dominalis". Vertreten waren auch alle anderen Handwerker, die im Alltagsleben benötigt wurden: Webermeister, Schneidermeister, Hafnermeister, Schuster und "Zichmamacher", Wagner, Sattler und Müller.
Da es in alter Zeit keine Hausnummern gab, lassen sich die Besitzer der Häuser nur schwer und nicht mit Sicherheit ermitteln. Als Grundlage diente das Robotprotokollbuch aus 1789.
Hauptstraße
1789 | 2010 |
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Michael Thinagl, Michael T., Josef T., Aloisia Wimmer | Weißenbäck Rudolf u. Ernestine Rudolf jun. u. Maria |
Martin Ehn, Andreas, Paul, Philipp, Josef E. | Ehn Philipp |
Franz Payr, Johann P., Michael P., Josef P., Josef B. | Bayer Josef u. Paula |
Georg Treiber, Georg T., Josef T., Franz Wimmer, Maria Zimmermann, | Bayer Josef u. Paula |
Franz Rohrer, Joh. Weißenbäck, Maria Zimmermann, Oskar Bayer | Dr. Bolech Gertrud |
Michael Fuchs, Michael Rohrer, Alfred Bayer, Oskar B., G. Maar | Dr. Ehn Helga |
Josef Wimmer, Josef W. | Wimmer Margarethe |
Adam Hollowitsch, Paul H., Stefan Medl, Franz M., Magdalena Koller, Josef K. | Koller Alois u. Elvira |
Matthias Frankhl, Emerich F., Josef Ramhapp, Josef Striok, Joh. S. | Striok Johann u. Irma |
Georg Hertzig, Franz Rohrer, Josef Suchentrunk, Josef S. | Suchentrunk Josef u. Marianne |
Adam Bandner, Michael Schierl, N. Fuhrmann, J. Köstner | Köstner Josef u. Hilde |
Martin Wimmer, Josef W., Joh. Nemeth, Judith Lotz | Reisinger Judith |
Joseph Thinagl, Kroyer Michael, Josef K., Stephan Moser, Ackermann Martin, Rudolf Stiglitz | Berger Stefan u. Hildegard Berger Stefan jun. u. Christine |
Paul Sankowitsch, Paul Sauer, Joh. Kaindlbauer, Michael Liegenfeld, Adam Pühler, Michael P., J. Ritter, Joh. Pumpler | Koller Josef u. Marianne |
Josef Palheim, Franz Dorfner/Faludy, J. Kaindlbauer, Josef Schmidt | Schmidt Gerhard u. Monika |
Paul Schmit, F. Reichart, J. Hofhansl, | Erhart Rudolf jun. u. Elisabeth |
Martin Erhart, Georg Erhart, Martin E. | Erhart Rudolf u. Marianne Erhart Rudolf jun. u. Elisabeth |
Josef Strobl, J. Janisch, Mich. Reisinger, Rud. Kroboth, Johann Hauser, J. Tinagl, J. Striok, Michael Reisinger, R. Kroboth | Schuster Josef u. Martha |
Philipp Frankhl, A. Wimmer, F. Kolocsanyi | Thurner David u. Katharina |
Philipp Neuwirth, Paul Payr, Josef Janisch, Mich. Reisinger | Ritter Josef u. Elisabeth Thurner Marianne |
Michael Ehn, Anna Nemeth, Familie Ackermann | Fuhrmann Josef u. Eleonora Salzer Sabine |
Martin Postl, Familie Bachinger | Eder Mario u. Monika |
Martin Nehrer, Josef Altmann, Stefan Berger, Martin B. | Berger Karl u. Ilonka |
Stephan Sauer, Stefan S., Alfred Suchentrunk | Suchentrunk Alfred u. Paula |
Paul Unger, Michael Unger, Martin U. | Gruber Josef u. Maria |
Michael Bühler, Anton Bühler, Maria B. | Gruber Maria |
Matthias Wimmer, Johann Posch, Josef Bayer | Dr. Bolech Gertrud |
Andreas Medl, Joh. Ackermann, Anna Nemeth, J. Lotz | Leberl Karl |
Hafner Matthias, Joh. Hafner | Hafner Johanna |
Johannesstraße
1789 | 2010 |
---|---|
Michael Heustadl, Josef Mayer, Matthias Ackermann | Ackermann Erich u. Pauline |
Josef Wagner, Josef Heinz, Joh. H., | Wiedenhofer Pauline |
Johann Weißenbäck, Familie Weißenbäck | Weißenbäck Ernestine |
Anton Ruttner, Franz R., Matthias R., Michael Gruber | Ritter Martin |
Georg Rohrer, Andre Hollawitsch, Joh. Eyböck, F. Suchy, J. Tinagl | Neubauer Erich u. Christine |
Johann Schratzenthaler, Joh. Freund, Michael Gruber | Ritter Martin |
Johann Fuchs, Franz Dinhof, J. Dinhof, J. Ferstl | Kritsch Maria |
Johann Heinz, Matthias Kißling, A. Kroyer | Kroyer Alois u. Elisabeth |
Johann Heustadl, Johann Ackermann, Jos. A. | Tinagl Kornelia Tinagl Hannes u. Petra |
Johann Eyweck, Josef E., Michael Niegl | Stiglitz Elisabeth |
Paul Leydl, David Steiner, Michael Bayer, Franz B. | Fam. Altmann, Ackermann Josefa und Martin, Liegenfeld Andreas u. Gerda |
Matthias Fuchs, Matthias Döltl, Rudolf Neumayer | Neumayer Johann u. Franziska |
Franz Kramer, Peter Kamper, J. Kamper | Kamper Johann u. Renate |
Johann Frankl, Johann Steiner, Anton Treiber | Wiedenhofer Josef u. Pauline |
Josef Reßler, Josef Leeb, Matth. Lichtscheidl, M. Koller, Franz K. | Reichardt Werner u. Claudia |
Johann Bayr, Matth. Ehn, Philipp E., Josef Reichart | Reichardt Werner u. Claudia |
Anton Schüler, Andreas Sch., Anna Nemeth, J. Lotz | Dr. Lotz Andreas |
Paul Suchentrunk, Martin Altmann, Matth. Förstl, Josef F., Leopold Sommer, Andreas Grallawatsch, Johann G., Leopold Sommer | Sommer Leopold Sommer Leopold jun. u. Silvane |
Michael Payr, Josef Werner | Bayer Irma Liegenfeld Andreas u. Gerda |
Andreas Posch, Dinhof Johann, Josef Pumpler | Sommer Leopold u. Silvane |
Josef Janisch, Johann Striok, Josef Weissenbeck, Georg Schmit, Josef Wimmer | Kögler Franz u. Monika |
Gemeindehaus | Förstl Karl u. Maria |
Franz Reinprecht, Anton R., David Steiner | Suchentrunk Eduard u. Cornelia |
Mich. Stagl, Josef Rohart, Michael R., Josef Hofhansl | Hofhansl Josef u. Helene Ackermann Paul u. Karin |
Georg Liegenfeld, Matth. Wimmer, Ferd. Kaindlbauer, Maria K. | Dr. Karner Josef |
Georg Karner, Josef K., Ferdinand K., Julius K. | Dr. Karner Josef |
Josef Berger, Franz Unger, Franz U. | Unger Josef Wimmer Gerhard |
Matthias Hörmann, Franz Bayer, Franz Tinagl | Moyses Ottilie geb. Tinagl |
Georg Döltl, Paul D., Georg Ehn, Matthias Schmidt, Georg Ruttner, Paul Schwartz, Anna Udulutsch, Fam. Laser (?) | Schmidt Josef u. Martha |
Georg Fosel, Andreas Unger, Martin Bachinger, Hermann Bachinger | Schmitner Franz u. Maria |
Paul Sigl, Franz Wimmer, Joh. W., Alfred Suchentrunk | Roschek Elfriede |
Johann Bayr, Adolf B., Johann Ehn, Josef Wimmer | Wimmer Maria Wimmer Josef u. Gisela |
Philipp Stiglitz, Matth. S., Franz S. | Stiglitz Franz u. Elisabeth |
Josef Kroyer, Franz Kren, Michael Reisinger, Matth. Hoffmann | Reichardt Franz |
Matthias Ehn, Johann Bayer, Franz B., Johann B. | Bayer Gertrude Gingl Anton u. Margarethe |
Johann Pfaltz, Joh. Ehn, Rochus Stiglitz, Ignaz Wimmer, Anton Ackermann, Stefan Kritsch, Peter Breys, Josef Wimmer, A. Morek | Morek Franz u. Elisabeth Opitz Eberhard u. Doris |
Matthias Döldl, Andre Winkowitsch, Martin W., Karl Gruber | Gruber Karl u. Elfriede Gruber Karl u. Sonja |
Für die sogenannte "Mittlere Zeile" (heute Hauptstr.) ist bekannt, dass an Stelle Hauptstr. 14 (Aloisia Lutz) sich im vorigen Jh. die Gemeindeschmiede befand. Das Kaufhaus Michael Gruber wurde an Stelle des Hauses Andreas Berger, das Lagerhaus an Stelle der Gemischtwarenhandlung und Post (Joh. Schratzenthaler) errichtet.
1789 | 2010 |
---|---|
Andre Gritsch, Josef Kritsch, Matth. K., Josef K. | Kritsch Stefan u. Anna |
Gemischtwarenhandl. Salzer | Michael und Maria Liegenfeld |
Johann Kögler, Franz K., Josef K. | Kögler Maria Kögler Aurelia |
Georg Mayr, Stefan Medl, Michael M., Franz M., Rudolf Gruber | Raiffeisenkasse |
Ehem. Zechkeller (?), Joseph Wächter, Karl Rothauer, Josef Bayer, Alfred B. | Trösch Josef u. Barbara Kirchlechner Elfriede |
Paul Suchentrunkh, Josef S., Joh. S., Johann Pikula | Lubsczyk Elisabeth |
Reiner Leopold, Leop. Kornfein | Suchentrunk Gisela |
Carl Perger, Philipp Malitschak, Helene Kauschky | Schneider Paula |
Matthias Ehn, Michael E., Franz Gölles, Fabian Udulutsch (Schmiede) | Wurth Angelika u. Justus |
Josef Mozelt, Georg Millner, Josef Bayer, Ferd. Kopf | Leeb Stefan |
Ignatz Rohrer, Joh. Wimmer, Michael W. | Opitz Ronny u. Birgit |
Hans Kyßling, Gregor K., Matthias Stiglitz, Stefan Berger | Berger Maria |
Matth. Hollawitsch, Joh. Altmann, Josef A. | Altmann Paul u. Marianne |
Michael Schwartz, Joh. Dinhof, Fam. Fischer | Pasterniak Jörg u. Sladana |
Schwarzviertel
1789 | 2010 |
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Michael Fuchs, Johann Striok, Andreas Hofhansl, | Hofhansl Gerlinde |
Josef Bayr, Joh. Stadimann, Michael Reisinger | Krenn Maria Karner Gerhard u. Andrea |
Hatscher Michael, Familie Reichart | Engel Margarethe |
Michael Kainrath, Josef Heurigs, Hans Ernst | Udulutsch Gabriel u. Maria |
Der Komplex der drei letztgenannten Besitzer dürfte an Stelle des Gruberischen Edelhofes, der bereits im 17. Jh. als "öder Stockstall" oder "Burgstall" bezeichnet wird, entstanden sein. Weiters:
1789 | 2010 |
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Paul Bühler, Paul Schmidt, J. Leberl | Suchentrunk Marianne |
Josef Fuchs, Michael Gänsbacher, Joh. G. | Gänsbacher Johann |
Sebastian Schratzenthaler, Leopold Sch., Johann Sch. | Schaub Erich u. Beatrix König Irene u. Stangl Gerhard |
Josef Wimmer, Paul W., Familie Striok | Schemitz Alfred u. Petra |
Martin Osterseher, Matth. Hofer, Matth. Schemitz, Anton Sch. | Schemitz Alfred u. Maria |
Eva Thinaglin, Andre Huber, Franz Eybeck | Weninger Weninger Franz u. Susanne |
Johann Liegenfeld, Matthias Liegenfeld, Alois Liegenfeld | Liegenfeld Anna |
Donnerskirchen im Bilde seiner bäuerlichen und bürgerlichen Bauten
Wolfgang Meyer
Die bauhistorische Bedeutung eines Ortes hängt unmittelbar mit den individuellen Ereignissen in Gehöften und Gebäuden zusammen und läßt sich nur unmittelbar von diesen "Einzelschicksalen" ableiten, die dann in der Zusammenschau jenes puzzlehaft zusammengesetzte Bild ergeben, das letztlich heute den historischen Hintergrund für die Vielzahl an Betrachtungs- und Beurteilungskriterien ergibt, von der Bausubstanz bis zu deren kulturhistorisch und touristisch verwend- und ausnützbaren Möglichkeiten.
Thurnerhaus, Hauptstraße 17
Das Objekt wurde am 04.04.1975 durch einen Bescheid des Bundesdenkmalamtes unter Denkmalschutz gestellt.
Haus Nummer 17 in der Hauptstraße von Donnerskirchen
Parzelle 452 mit EZ 348
Eigentümer Herr David Thurner
In der Begründung des Bundesdenkmalamtes wird ausgeführt:
"Das gegenständliche Objekt ist der Straßentrakt eines Wirtschaftshofes auf schmaler, aber tiefer Parzelle. Dieser Trakt über hakenförmigem Grundriss ist zweigeschossig. Die Fassade trägt am Erker über der rundbogigen Eingangstüre - diese aufgedoppelt mit Rhombenmuster - die bei der letzten Fassadeninstandsetzung erneuerte Jahreszahl "1669". Links der Eingangstüre führt auch ein Rundbogentor in die tonnengewölbte Hofeinfahrt. Die Straßenfassade ist im Ganzen sehr schlicht gehalten. Die sechsfach geteilten Fenster besitzen einfache Putzrahmungen. Die Hoffassade ist ungegliedert. Von den gewölbten Räumen des Erdgeschosses ist besonders der straßenseitig gelegene mit eingestelltem Tonnengewölbe mit Stichkappen und Stuckspiegeln zu erwähnen, der auch eine interessante Türe mit Steingewände und profilierter Verdachung aus dem 17.Jhdt. besitzt. An den zweigeschossigen Gebäudeteil schließt ein ebenerdiger Wirtschaftstrakt an, von dem die ersten beiden Räume, ein gewölbter Wohnraum und eine Rauchküche mit vorgelegter "Lab'n" von Bedeutung sind. Im Obergeschoß sind die Holzbalkendecke des Wohnraumes über der Einfahrt, die barocke Türe zu diesem Raum und die in die angrenzenden Räume führende Türe mit Steingewände und vorgelegten Stufen besonders zu erwähnen. Trotz bereits erfolgter Umbauten ist das gegenständliche Objekt auf Grund der Summe der angeführten Baudetails ein charakteristischer Bau des 17. Jhdts.. ... Das öffentliche Interesse an der Erhaltung dieses Denkmals ist begründet wie folgt: Im 16. und 17.Jhdt. erlebten die Gemeinden am Westufer des Neusiedlersees einen auf dem Weinbau beruhenden wirtschaftlichen Aufschwung, der seinen Ausdruck in einer umfangreicheren Bautätigkeit fand. Neben den Ortsbefestigungen sind es vor allem die stockhohen Häuser, die in dieser Zeit entstanden und diesen Gemeinden auch heute noch ihr spezielles Gepräge geben. Das gegenständliche Objekt, eines der wenigen in Donnerskirchen aus dieser Zeit bestehenden "Stockhäuser", ist zweifelsohne durch einen sehr wohlhabenden Bauherrn errichtet worden. Neben dem Erker und der breiten Einfahrt als äußeres Zeichen eines Repräsentationsbedürfnisses sind auch das großzügige Grundrissschema und die oben beschriebenen Baudetails als Kriterium eines
gesteigerten Komfortanspruches zu nennen. Im ganzen gesehen haben wir hier ein Gebäude vor uns, das durch seine originelle Gestaltungsweise als ein besonderes Beispiel der sich im 17.Jhdt. entfaltenden Bautätigkeit dieses Raumes anzusprechen ist."
Diese Ausführungen dürfen nun nach eingehender Begehung, Bauaufnahme und Betrachtung des Umfeldes um einige weitere Facetten bereichert werden.
Zunächst einmal die Stellung im Ortsgefüge: Mit einer Straßenfront von 18 Metern stellt das Anwesen den typischen Vertreter eines Halblehengehöftes dar, im Ortsverband bewegen sich beinahe alle Gehöfte, insbesondere diejenigen auf der gleichen Straßenseite innerhalb dieser Größenordnung, während Ganzlehenhöfe im unteren Teil der Johannesgasse in zwei Fällen auftreten. Der Leisserhof als herrschaftliche Zentrale hatte die dreifache Fassadenbreite des Thurnerhauses. Mit diesen Größenordnungen lässt sich nunmehr die Hofanzahl mit den Besitzerlisten in Einklang bringen, wobei 1789 z.B. 29 Besitzer aufscheinen, wobei insgesamt 21 Halblehenhöfe in der Dimension des Thurnerhauses Platz finden, somit sind also zumindest 12 Viertellehenhöfe anzunehmen, die sich in den Katasterplänen von 1857 und 1909 auch wiederfinden. Der Baubestand selbst lässt nun in Ergänzung zum Befund des Denkmalamtes weitere besondere Kennzeichen und bauhistorische Besonderheiten erkennen. Als Ausdruck der Wohlhabenheit und einer herausragenden Stellung der "Weinbauern" und Weinbautreibenden ist die Erkergestaltung anzusehen. Es darf hier festgehalten werden, dass dieses Merkmal mehreren Gebäuden im Ort zugebilligt werden muss, wenn auch heute die Ansatzpunkte dafür fehlen oder vernichtet wurden. Weiters ist eine aufwändige Fassadengestaltung mit Putzschnitt oder Putzdekor ein Zeichen für eine derartige Wohlhabenheit und Stellung im Ortsgefüge. Dass beim Thurnerhaus jegliches dekoratives Element fehlt, welches üblicherweise fast vorauszusetzen wäre, ist offensichtlich auf "kostengünstige und fassadenglättende Maßnahmen" der älteren Vergangenheit vor der Unterschutzstellung zurückzuführen.
Im Bescheid offensichtlich übersehen wurde der Komplex des Weinkellers und des Schüttkastens als freistehender Baukörper im Hof. Der Keller, halbeingetieft ins Erdreich, zugänglich über einen Kellerhals, zeigt eine Gewölbekonstruktion und ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Bereich, offensichtlich als Presshaus und Gerätekeller ausgebildet, reicht mit dem Tonnengewölbe bis zur vollen Gebäudehöhe, der Gewölbescheitel liegt bei 453cm, damit wird auch erkennbar, dass hier auf die Raumtemperatur keine Rücksicht genommen wurde. Einen weiteren Halbstock tiefer liegen die beiden anderen, tonnengewölbten Lagerkeller für Wein, die mit 323cm Gewölbescheitelhöhe bereits deutlich die Rücksichtnahme auf Raumtemperatur (Lager- und Vinifikationstemperatur) erkennen lässt. Zudem tritt der darüber befindliche Lagerraum mit rund 250cm Raumhöhe als zusätzliche Wärmedämmung bei Beschüttung mit Getreide etc. auf. Meines Erachtens zeigt gerade die Anordnung und die Eingliederung dieses Gebäudekomplexes, abgesetzt von einer möglichen Brandgefahr des Wohngebäudes, selbständig hineingesetzt in den Hofbereich, eine Besonderheit in Donnerskirchen auf, die vermutlich mehrfach multipliziert in den historischen Baubeständen aufgetreten ist. Auffallend ist auch die Ausstattung mit einem Doppelwalmdach, das im heutigen Zustand nicht mehr erkennbar ist. Das Gebäude selbst erscheint ohne intensive Nachsuche undatiert, die vorhandene Baumpresse trägt die Jahreszahl "1762" und die Initialen "FF" und "IHS", weitere Datierungen liefern Bauteile des Presskellers mit "GH 1848" und "LuEZB 1912", womit aber auch eine kontinuierliche Verwendung über mehrere Jahrhunderte hinweg dokumentiert wird.
Weiters hervorzuheben ist die Stuck- bzw. Putzschnittdekoration am Gewölbe des Erdgeschoßraumes, ebenso das aufwändige Türportal dort selbst, genauso wie die Holzbalkendecke und das Steingewände der Türe im Obergeschoss.
Im Rahmen einer Überblicksbetrachtung darf zum einen festgehalten werden, dass die Errichtungszahl "1669", korrespondierend mit der Torbogendatierung von "1658" auf dem Haus Hauptstrasse 37 jenen Zeitraum einer wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung und Konsolidierung umschreibt, als nach der Inbesitznahme der Herrschaft durch die Familie Esterházy eine Beruhigung der Situation nach dem 30-jährigen Krieg, nach dem Ende der Reformation und der einsetzenden Gegenreformation, nach der Beendigung der Besitzunklarheiten nach Leisser und vor Esterházy und einer wirtschaftlichen Verschnaufpause vor dem Türkenkrieg 1683 Platz greift, wo auch ein Aufleben der Weinwirtschaft angesetzt werden kann. Derartige landwirtschaftliche "Vorratsbehälter und -bauten" werden unter dem Begriff "Kasten" bzw. "Kitting" im südlichen Burgenland zusammengefasst. Hier fand all das eine Aufbewahrung, was der Bauer für den Fortbestand seiner Wirtschaft und des Familienauskommens notwendig braucht: Saatgut, Selchfleisch, Flachs, Wolle, Kleider und Brot (= Brotrem), Speckseiten und andere Vorräte. In manchen volkskundlichen Definitionen finden wir auch den Ausdruck "Steingaden" für den eingetieften Keller und den gewölbten Aufbau, der zusätzlich einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Weinbau vermittelt.
Der Stadelbau im Hintergrund der Parzelle ist eindeutig jüngeren Ursprungs und zwischen 1856 und 1909 anzusiedeln, als allmählich die geschlossene Stadelfront aufgelöst wird, deutlich im Gegensatz zur gegenüberliegenden nördlichen Stadelfront, die geschlossen und als komplexer Baukörper erhalten geblieben ist.
An dieser Stelle darf noch ergänzend angeführt werden, dass die Marktwehrmauer nicht mit der Stadelfront identisch wie z.B. in Purbach ist, sondern einen gesonderten Baukörper erfasst und darstellt.
Die Wehrmauer des Marktes Donnerskirchen
Die Erlaubnis zur Errichtung einer Schutz- und Wehrmauer um eine Siedlung setzt grundsätzlich eine Erhebung zur Marktgemeinde voraus. Diese Wehrmauer ist in den Darstellungen des Matthias Greischer um 1690 festgehalten und ist in der heutigen Realität nur noch in zwei Baudenkmalen erhalten und erkennbar.
Der erhalten gebliebene Mauerrest an der nordwestlichen Ortsbegrenzung zeigt die Schlüsselscharten in einer Kalksandsteinausführung, ähnlich jener in der Kirchhofmauer, dem gegenüber ist die Ausführung der Scharten im südwestlichen Eckbereich der Ortsbefestigung in Ziegelausführung erhalten.
Auffallend, und dies wurde schon im Vorgehenden angedeutet, ist der Umstand, dass in Donnerskirchen nicht die in sich geschlossene und homogene Stadelaußenfront aus äußere Verteidigungs- und Schutzmauer verwendet, sondern ein eigener "autarker" Baukörper geschaffen wurde. Sein Vorhandensein wird auch im Stich des Matthias Greischer um 1690 festgehalten, in dem auch die bastionsartige Ausformung der östlichen Eckbefestigungen erkennbar werden.
Von der Stierkopfurne zum Kulturstierstall
Der Stand der Haustiere beschränkt sich mittlerweile auch landläufig fast nur noch auf Hund und Katze. Die letzten freien Hühner gackern mehr oder weniger lustlos von den immer selteneren Misthaufen.
Was nützt es, dass dagegen die Müllberge, nach denen kein Hahn kräht, ständig höher und höher werden. Als Zeugnis und Erzeugnis unserer Lebensqualität fallweise, abfallweise.
Uralte Funde beweisen freilich, dass auch in grauer Vorzeit schon manches in Brüche gegangen ist. Zum Glück jedoch nicht alles. Denn was da etwa aus den hühnenhaften Hügelgräbern zum Vorschein kam, brauchte das Tageslicht wahrhaftig nicht zu scheuen.
Die Urne mit den drei gehörnten Stierschädeln, zwar nicht mehr voll, doch formvollendet, hat manches Staunen und Kopfzerbrechen ausgelöst.
Damals stand ohne Zweifel Vitalität im Vordergrund. Heute denkt man bei Stier eher ans Horoskop. Stierkopf erinnert uns nur allzusehr an Querkopf.
Nicht nur im Wein, auch unter Weingärten kann Wahrheit liegen. Mitunter tief begraben, dann wieder nahe an der Oberfläche, beinahe oberflächlich sozusagen. Und doch oft lange unerkannt.
Die Villa aus der Römerzeit mit Bad, zentralgeheizt und gar eine der allerersten frühchristlichen Altarplatten aus Marmor, - wer kann es uns verdenken, dass wir uns heidnisch freuen über solche Bodenständigkeit?
Unserem Glauben wird man menschlicherweise zugestehen müssen, dass er vielleicht nicht immer auch so fest und mutig dagestanden ist wie die Kirche hoch über dem Dorf. Wehrhaft zum Schutz und Trutz gen Türken und Kuruzz war sie in gleicher Weise hoffnungsvolle Zufluchtstätte für das irdische wie überirdische Leben. Überdies noch unterirdisch durch einen Gang mit mehreren Kellern verbunden. Eine gangbare Verbindung der beiden Zentren für vergängliches und unvergängliches Wohl.
Freude und Leid liegen oft nah beisammen. In einer sehr bewegten Zeit wurde unsere Gemeinde zum Markt erhoben. Seither steht auch der Pranger. An ihm wurden die größeren und kleineren Missetäter zur Schau gestellt. Wir zeigen ihn noch heute voll Stolz.
Lächerlich, wenn böse Zungen behaupten, dies alles sei uns nur so unverdienterweise in die Wiegen gelegt worden. Wo hat es eine solche Bettstatt bei uns je gegeben? Der hoffnungsvolle Nachwuchs schlummerte viel schlichter auf Stroh, zu Haupten und zu Füßen, schön ordentlich geschlichtet in einer Truhe oft. Heute hat man mit solchen Hautnahverhältnissen gewaltig aufgeräumt.
In einer Zeit, da anderswo der Jugendstil erblühte, hat auch bei uns die Jugend Stil gezeigt, Theaterstil. Die Burschen schafften sich eine Fahne an. Sie wurden später unter eine ebensolche gerufen. Es war ein mörderischer und für viele letzter Ruf.
Die Liebe zum Theater überlebte. Besonders nach den beiden Kriegen drängte das junge Volk gewaltig und sozusagen von den Trümmern dieser Welt auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Manch "4. Gebot" oder "Nullerl" ließ die Tränen kullern.
Vor allem nach dem zweiten, dem großen Krieg, - möge es der größte und letzte gewesen sein für alle Zeiten - erblühte unter Sang und Klang eine weit über die Gemeindegrenzen bewunderte Operettenherrlichkeit im Saal des alten Meierhofes.
Dieser ist inzwischen vom Edelgutbesitz zum Allgemeingut durch die Winzergenossenschaft geworden, die da selbst Edles und Gutes produziert. Der alte Saal hat sich zur Hochkulturschenke gewandelt und dient fortan vorwiegend dem gepflegten Schmaus in Saus und Braus. Das waren wir unserem Ruf schon lange schuldig. Eine entsprechende und anspruchsvolle Fassade ist uns noch allemal was wert. Auch wenn sie ihren Preis hat. Sie hat uns auch zu guter Letzt einen Landeskulturpreis eingebracht.
Dass unsere Gemeinde mittlerweile auch ziemlich stier geworden ist? Das sind sie heutzutage doch beinahe alle mehr oder weniger. Auch ohne Auszeichnung.
Wir hatten wenigstens noch einen leeren Stall. Und wenn man denkt, was hat nicht alles schon in einem Stall begonnen!
So soll auch unser Stierstall bald vitales Zentrum sein. Im Stock die Jugend, sie will immer hoch hinaus. Im Erdgeschoß all das, was wir voll Stolz zu zeigen haben.
Gewiss ruht noch manch Zeugnis alter Schaffenskraft verborgen in der Erde. Auch wir haben das Unsere dazugetan im Steinbruch, in der Ziegellacke oder sonst irgendwo. Ob auch das eine oder andere Stück nach tausend Jahren durch Zufall jemandem in die Hände fallen wird?