Geologie von Donnerskirchen

Beiträge von Thomas Hoffman, Hermann Häusler und Maria Heinrich

Wenn es um Fragen in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, im Weinbau, in Raumplanung und Infrastruktur geht, um einige wichtige Bereiche zu nennen, so gehören Karten zu den wichtigsten Entscheidungsgrundlagen. In den Geowissenschaften ist es keineswegs anders, auch hier bilden Karten, die geologischen Karten, die Grundlage für alle weiteren Tätigkeiten und Aussagen, insbesondere dann, wenn es um Querverbindungen und Fragestellungen zu und aus den oben erwähnten Disziplinen geht. Bei geologischen Karten handelt es sich um die Darstellung der Gesteine auf topographischen Karten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen (BEV). Da nicht nur die Verbreitung der Gesteine mit verschiedenen Farben, sondern auch deren Lage (flach lagernd, geneigt, steil stehend bis zu überkippt) im Raum – Geologen sprechen vom Streichen und Fallen der Gesteinsschichten – und deren geologisches Alter dargestellt werden, sind geologische Karten zweidimensionale Darstellungen von vier Dimensionen. Die Anordnung der Legende erfolgt nach dem Alter der Gesteine. Das älteste Gestein ist im „Liegenden“ (= zu unterst), das jüngste im „Hangenden“ (= zu oberst). Die einzelnen Nummern in der Karte erleichtern die Zuordnung zu den richtigen Legendeneinträgen.

Die Entstehungsgeschichte der geologischen Karten von Donnerskirchen

Den gesetzlichen Auftrag zur Herstellung geologischer Karten im Blattschnitt (= systematische geologische Landesaufnahme) erfüllt die Geologische Bundesanstalt (GBA). Die Anfänge der Landesaufnahme reichen bis in das Jahr 1849 zurück, als die k.k. geologische Reichsanstalt gegründet wurde. Deren erster Direktor (1849–1866), der Mineraloge Wilhelm Haidinger (1795–1871), gilt als Begründer der ersten geologischen Landesaufnahme (1849–1869). Für die geologischen Aufnahmearbeiten wurde im Maßstab 1:28.800 gearbeitet, die meist handkolorierten Karten wurden im Maßstab 1:144.000 ausgegeben. Eine Manuskriptkarte (1:28.800) aus dem Jahre 1851 befindet sich im Archiv der Geologischen Bundesanstalt. Die zweite geologische Landesaufnahme (1899–1938) war im Maßstab 1:75.000. Das Gemeindegebiet von Donnerskirchen liegt auf dem Kartenblatt mit der Nummer 4857, das leider nicht gedruckt, sondern nur als Manuskript vorliegt. Weitere Bearbeitungen fanden in den 1950er Jahren durch Richard Milles, Sigmund Prey und Rupert Weinhandl auf diesem Kartenblatt statt.

Die dritte geologische Landesaufnahme, im Wesentlichen ab 1977, gibt Karten im Blattschnitt 1:50.000 heraus, wobei die Geländearbeit im Maßstab 1:10.000 oder 1:25.000 erfolgt.

In den 1980er Jahren wurden, ausgehend von den bisherigen Ergebnissen, neue Kartierungen in dem Gebiet, das auf Kartenblatt 78 (Rust) der „Österreichischen Karte 1:50.000“ liegt, durchgeführt. Für das Gebiet von Donnerskirchen hält Julian Pistotnik (1990) fest: „Wesentlich andere als bisher verzeichnete Grenzverläufe zwischen Kristallin und Tertiärbedeckung ergaben sich im Gebiet W[estlich] Donnerskirchen. Die Glimmerschiefer zeigen eine – eigentlich aus dem Relief zwingende – deutlich von Gräben, Rücken und Kuppen diktierte Abgrenzung gegen die Leithakalke bzw. (am Westrand des Blattes) tertiären Kiese, die von bisherigen Darstellungen krass abweicht.“

Weiterführende Begehungen und Forschungen Pistotniks resultierten 1992 in folgender Feststellung: „Westlich von Donnerskirchen wurde die Kristallingrenze gegen Nulliporen-Leithakalke an der West- und Ostflanke der Schönleiten in 260 m SH [Seehöhe] gefunden. Am Rücken westlich, zwischen Schwarzhottergraben und Landlerstal, werden die quarzitischen Glimmerschiefer ebenfalls in dieser Höhe, aber von Kiesen (Tertiär) überlagert. Der Aufstieg am Kirchberg nördlich Donnerskirchen zeigt bis 260 m SH die Auflagerung von Lei­thakalk, bis 280 m sind quarzitische, feldspatführende Staurolith-Granat-Zweiglimmerschiefer aufgeschlossen. Über der in dieser Höhe ausgebildeten Terrasse mit Quarzschottern folgen aufwärts, die Kuppe 317 bildend, wieder Leithakalke (basal Quarzgerölle führend).

Trotz der fortgeführten Begehungen bleibt für den Bereich des Leithagebirges die Frage der Trennung in bzw. Zugehörigkeit zu Wechsel- oder Grobgneis-Einheit weiterhin offen, da bisher keine zusätzlichen und weiterführenden Kriterien gefunden werden konnten.“

Damit konnten die Bearbeitungen abgeschlossen werden, und so erschien im Folgejahr 1993 von Julian Pistotnik, Paul Herrmann und Günther Pascher das
Blatt RUST (78) der „Geologischen Karte der Republik Österreich 1:50.000“. Damit liegt eine detailreiche Darstellung vor. Sucht man indes den geologischen Überblick, empfiehlt sich die „Geologische Karte des Burgenlandes 1:200.000“, die im Jahr 1999 erschien. Diese Karte reicht bis weit in den Wiener Raum im Norden, beinhaltet die Hainburger Berge, die gesamte Thermenlinie, die Bucklige Welt und noch weite Teil der Südoststeiermark. Sie zeigt die Lage und das geologisches Umfeld von Donnerskirchen im Südosten des Leithagebirges im Überblick.

Wissenschaftliches Archiv der Geologischen Bundesanstalt, Wien
"Donnerskirchen 1851"
Karte aus der Mitte des 19. Jahrhundert zeigt erste geologische Einträge

 

Donnerskirchen - geologisch

Das Leithagebirge ist ein ca. 35 km langer und 5 - 7 km breiter Nordostziehender Höhenrücken und ist die östliche Grenze des südlichen Wiener Beckens, das bis Gloggnitz reicht. Die Westgrenze reicht bis zum pannonischen Raum hin. Von den umgebenden Beckenbereichen betrachtet erscheint das Leithagebirge wie ein weit ausgedehntes, flaches Hügelland. Die Täler des Leithagebirges sind jedoch tief eingeschnitten, sodass aus dieser Perspektive die Bezeichnung als Mittelgebirge durchaus berechtigt ist. Das Leithagebirge ist dicht mit Eichen, Hainbuchen und Rotbuchen bewachsen, die gegen den Neusiedler See sanft abfallende Südseite prägen Weingärten.

In seinem Kern besteht das Leithagebirge aus kristallinen, konkret aus metamorphen (= Umwandlungs-) Gesteinen (vorwiegend Gneise, Glimmerschiefer, …), die auch das Gebiet des Wechsels aufbauen. Demnach ist der Untergrund des Leithagebirges als Fortsetzung des Wechsels zu betrachten. Konkret handelt es sich bei den kristallinen Gesteinen, die heute als „Chlorit-Biotit-Hellglimmerschiefer“ [42] oder in seltenen Fällen auch als „Chlorit-Sericit-Biotit-Quarzit(schiefer)“ [40] vorliegen, um einstige Sedimentgesteine, die während des Erdaltertums (Paläozoikum, 542 bis 251 Millionen) abgelagert wurden und im Zuge der alpinen Gebirgsbildung während des Erdmittelalters (Mesozoikum, 251 bis 65,5 Millionen Jahre) durch Druck und Temperatur
(= Metamorphose) ihr heutiges Aussehen und ihre heutigen Eigenschaften erhielten. An verschiedenen Stellen des Leithagebirges wurden darüber noch in der Unteren Trias (251 bis 245 Millionen Jahre) Quarzite (Stotzinger Berg, nördlich von Winden) und in der Mittleren Trias (245 bis 227 Millionen Jahre) dunkel grau-bläuliche Dolomite (bei Mannersdorf, nördlich von Winden, südlich Kaisersteinbruch) abgelagert. Die Trias ist neben Jura und Kreide eine der drei Einheiten des Mesozoikums. Nach Ablagerung dieser Strand- (Quarzite) [36] und Meeresablagerungen (grau-bläuliche Dolomite) [34] wird das Areal des Leithagebirges Schritt für Schritt landfest. Damit beginnen nun Erosion und Abtragung.

Die nächste wichtige erdgeschichtliche Phase für das Leithgebirge liegt innerhalb der Erdneuzeit (Känozoikum, 65,5 Millionen Jahre bis heute). Zunächst kommt es im Zuge der Spätphasen der alpinen Gebirgsbildung im Oligozän (33,8 bis 23,03 Millionen Jahre) innerhalb der Ostalpen zu gewaltigen Überschiebungen, Hebungen und Dehnungen. Damit verbunden ist auch die Bildung großer Becken wie das Wiener Becken. Als Resultat zeichnet sich ein lang gestreckter Rücken am Alpenostrand – der Kern des Leithagebirges – als Westrand des südlichen Wiener Beckens deutlich ab. Diesem deutlichen Relief folgen nun mehrmalige Meeresvorstöße der Paratethys. Das Leithagebirge wird zur Insel im Meer. Vor rund 15 Millionen Jahren (Badenium, ein Unterabschnitt des Miozäns [23,03 bis 5,25 Millionen Jahre]) werden rund um das Leithagebirge, im Ruster Hügelland, an den Ufern des Wiener und Steirischen Beckens die hellweißen Leithakalke [32] abgelagert, stellenweise gibt es auch sandige Bereiche [31]. Bekannt sind sie vor allem für ihren Fossilreichtum, der eindeutig das damals tropische Klima belegt. Der Reichtum von Muscheln und Schnecken zusammen mit Haien, tropischen Fischen (wie man sie bei St. Margarethen fand), Kalkrotalgen, Korallen und vieles mehr sind klare Belege für tropisches Klima, wie man es heute auf den Malediven wiederfindet. Eine Auswahl typischer Funde ist etwa im Eisenstädter Landesmuseum oder im Museum in Mannersdorf a.d. L. zu besichtigen. Der Name „Leithakalk“ geht auf den deutschen Geologen und Mineralogen Christian Keferstein (1784 bis 1866) zurück, der den Begriff 1828 erstmals verwendete. Nach dieser Blüte des Lebens im Meer im Badenium kam es vor rund 12,6 Millionen Jahren zu einem Meeresspiegeltiefstand. Als Konsequenz fiel das Leithagebirge samt den Leithakalken trocken. Die Folge war starke Erosion und die Formung tief eingeschnittener Täler. Ein erneuter Meeresvorstoß im Sarmatium (Unterabschnitt des Miozän) brachte deutlich weniger Arten, dafür aber massenhaftes Vorkommen bestimmter Muscheln und Schnecken. An Gesteinen bildete sich eine andere Varietät des Leithakalks [27] sowie stellenweise Schotter [26] und Sande [25]. Im Gemeindegebiet von Donnerskirchen sind oberflächlich keine Ablagerungen aus dem Sarmatium bekannt. Aus dem nächsten Zeitabschnitt, dem Pannonium, liegen wieder Schotter [22], Sande [21], Tone [20] und Tonmergel [19] vor (bzw. [18] als Sammelsignatur für alle Gesteine). Allerdings handelt es sich hier nicht mehr um Meeres-, sondern um Seenablagerungen des so genannten „Pannonsees“. Im späteren Pannonium hinterlässt der Rückzug des pannonen Sees im Eisenstadt-Sopron-Becken wie auch im Südlichen Wiener Becken Sedimente auf Überflutungsebenen mit Kohlesümpfen und lokalen Süßwassertümpeln. Beinahe der gesamte Ort Donnerskirchen, vor allem das Zentrum, ist auf den oben genannten Ablagerungen [18] des Pannonsees gebaut.

Als jüngste geologische Schichten findet man noch Schotter (Schuttkomplex des Mitterriegels [14]) und vor allem Lehme [11], [15] und auch Löss [8]. Die „Mitterriegelschotter“ bestehen vorwiegend aus Quarz und Quarzit, seltener findet man Gerölle aus Granitgneisen und Dolomit, zu einem hohen Prozentsatz sind auch Gerölle kristalliner Gesteine [42] vertreten. Sehr große Areale im Kammbereich des Leithagebirges werden von mehreren Metern dicken Lehmen [15] eingenommen, die aus der Verwitterung der unterlagernden Chlorit-Biotit-Hellglimmerschiefer [40] stammen. Dieser Lehm kommt z.B. auch am Burgstall, Kote 325, nördlich Donnerskirchen vor, wo er von den frühen Siedlern für die Töpferei verwendet worden ist.

Der ockerfarbene, poröse Löss [8] ist ein äolisches Sediment (= Ablagerung eiszeitlicher Staubstürme), das sich vor allem in einigen höher gelegenen Arealen der Gemeinde befindet. Lehm [8] hingegen, ein feinkörniges, ebenfalls ockerfarbenes, sehr feines Sediment entstand vorwiegend aus Verwitterung lokaler Gesteine. Vor allem in tiefer liegenden Bereichen kann der Lehm auch Hangabschwemmungen von höher gelegenen Lössen beinhalten. Grob gesprochen trennt die Bundesstraße die Ablagerungen [18] des Pannonsees (hangwärts) von den Lehmen [8] und Seetonen [7].

Markant zeigt sich auch die Linie der Leithagebirgsstörung, die SW–NO durch den Ort zieht. Diese Störung trennt den Leithakalk von den pannonen Ablagerungen, die gegen das Becken des Neusiedler Sees abgesunken sind.

Sichtbar gemacht auf dieser Karte:

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