Wir Krenreisser - Meerrettichraspler

Hans Krenn

Obwohl von spitzer Zunge uns nur spitzbübisch angehängt, bekennen wir uns, mittlerweile sogar mit gewissem Stolz, zu diesem Namen. Auch wenn wir wissen, dass ihm eine bestimmte Spitze nicht abzusprechen ist und er dadurch vom Beinamen zum Spitznamen tendiert, eindeutig deutlich.

Zwar, boshaft munkelt man, dass wir ihn uns am Ende selber spitzfindig..., aber das ist wohl nur eine bodenlose Spitze.

Sehr bodenständig ist dagegen unser Kren, urwüchsig, erdverwurzelt, ganz ohne Zweifel ein Naturprodukt.

Rein oberflächlich sieht man nur den festen Schöpf sattgrüner, großer Blätter. Sie strotzen von vitaler Kraft und doch sind sie nichts sonst als Kraut, Unkraut sogar und überhaupt nicht zu verwenden.

Der wahre Kren verbirgt sich in der Erde. Welche Bescheidenheit! Sogar noch unter einer unscheinbar grauen, runzeligen bisweilen dicken Haut. Man muss daran erst kräftig kratzen. Der sozusagen aufgekratzte Kren läßt ahnen, was in

ihm tatsächlich steckt. Und wenn man ihn dann gar über die scharfen Kanten eines Rieb eisen zieht, er wehrt sich scheinbar zwar dagegen, steigt durch die Nase, in die Augen, doch wird er als gerissener zum Hochgenuß. Freilich, es kann schon sein, dass er dem einen oder andern mitunter in die falsche Kehle kommt, er ist eben nicht irgend eine Wurzel und seine Würze, die hat Griff und Pfiff.

Übrigens hat man begonnen, Kren abgepackt und gar in Tuben zu servieren. Darüber aber kann ein Krenreisser, ein echter, nur mitleidsvoll die Nase rümpfen.

Mag sein, dass unser Kren in jüngster Zeit gemeinhin an Bedeutung verloren hat. Zu viel wird in diversen Küchen gebraut, wird der Geschmack verwandelt, wird Künstliches Naturprodukten vorgeschoben, bis es dann endlich wirklich vorgezogen wird. Doch mögen andere nur ruhig ihren Senf zu dem und jedem geben, wir reißen unsern Kren, Würstl hin, Würstl her!

Ob er uns etwa gar schon in den Kopf gestiegen ist?