Chronik von 1942 - 1948

1942

In diesem Jahr fehlen bereits 40 Männer, sie sind zum Kriegsdienst eingezogen worden. Zwei Soldaten, die in Schneidemühl im Lazarett liegen, sterben dort und wurden überführt, damit sie in der Heimaterde ihre letzte Ruhe finden können.

Das Wirtschaftsjahr kann als sehr gut bezeichnet werden. Das große Problem ist, die Bauern müssen von ihren Produkten eine schöne Menge für die Wehrmacht und für die Allgemeinheit abliefern. Die Hausiererei und der Tausch (Schwarzhandel) blühen im ganzen Land. Geld ist genügend vorhanden, aber wertlos.

Lebensmittel werden zugeteilt. Auch Mädchen werden zum Arbeitsdienst eingezogen.

1943

Die Zahl der Gefallenen in der Gemeinde wird mit 36 angegeben. Die Männer, die in Stalingrad kämpfen, sind nicht gezählt.

Jeder Tod eines Soldaten ruft tiefe Trauer in der Dorfgemeinschaft hervor.

Die fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft sind stark spürbar.

Das Dach der großen Kirche wird gründlichst umgedeckt.

Am 4. Mai stirbt der ehemalige Schuldirektor Michael Niegl.

Amtmann Alfred Bayer ist schwer erkrankt. Nachfolgerin: Karoline Kirchlechner

1944

Im neuen Jahr sind bereits 52 Kriegsopfer zu beklagen. Weiters ist zu hören, dass Städte und Dörfer durch feindliche Luftangriffe bombardiert werden. Ganze Stadtteile werden in Schutt und Asche gelegt, unersetzliche Kultur- und Kunstwerke werden zerstört. Besonders Wr. Neustadt und Wien haben sehr großen Schaden und Menschenverluste zu beklagen.

Kirschen gibt es im Überfluss, vom Wein kann das nicht behauptet werden. In Donnerskirchen werden die ersten Einquartierungen von deutschen Soldaten erlebt. Die Einheit bleibt nicht lange hier, sie wird bald nach Ungarn an die Front verlegt. Die deutsche Kriegsfront hat längst ihren Rückzug angetreten, die Russen stehen bereits vor Budapest.

Schuhe und Kleider wurden schon Mangelware. Man kann sie nur mit Kleider- und Schuhscheinen kaufen. In der Gemeinde haben sich die Naziführer mit Kleider- und Schuhscheinen reichlich eingedeckt.

Von den Kirchenglocken bleibt nur das Zügenglöcklein übrig, alle anderen wurden für den Kriegsdienst eingezogen. In der großen Kirche wird die vor Jahren begonnene Lichtleitung fertig gestellt. Bei der Fronleichnamsprozession passiert etwas Tragisches:
"Ein Mann mit strengen christlichen Glauben, trug neben dem Allerheiligsten eine brennende Kerze. Plötzlich brach er vor den Kirchenstiegen zusammen und starb, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben." (J. Schmidt Hauptstr.)

Die Russen kämpfen in Budapest, im Dorf wird bereits von einer Flucht vor der Front gesprochen. Im Dorfe leben noch immer deutsche Kinder aus dem Ruhrgebiet, der Abtransport wird schon organisiert. Diese Kinder können erst zwei Tage bevor die Russen in das Dorf eintreffen, ihre Heimreise antreten. Frau Lehrer (Direktor) Schweifer (Gölles) hat sich in diesem Zusammenhang besondere Verdienste erworben. Heute denkt niemand mehr an solche Leistungen.

Über ein Ereignis wird nicht gerne gesprochen:
In der Umgebung ist eine Unzahl von Menschen für den Bau des Ostwalles eingesetzt. Im Dorf, im großen Keller des Meierhofes, sind an die 750 Menschen jüdischer Abstammung für den Bau des Ostwalls untergebracht. Von diesen sterben sehr viele im Keller oder draußen während der Arbeit. Jeden Morgen werden die Toten mit einem Pferdewagen weggebracht und außerhalb des Dorfes begraben. (Winkler, Hottergrenze Donnerskirchen, Purbach). Beim späteren "Schornprozes" in Donnerskirchen (Schorn ist der Hauptangeklagte) stellt sich heraus, dass niemand von den Gräueltaten und Unmenschlichkeiten etwas gesehen hat. Nur Herr Spreitzenbart hat den Mut und schildert die Ereignisse so, wie sie gewesen sind. Schorn bekommt lebenslänglich.
Vom Jahre 1944 sind keine Gemeinde- Protokolle vorhanden. Es ist anzunehmen, dass die Niederschriften alle verbrannt worden sind.

1945

Das Dorf ist im traurigsten Zustand, es gleicht einer Belagerung. Die Menschen sehen voller Schreck etwas Fürchterliches auf sie zukommen. Die wertvollsten Gegenstände werden versteckt und vergraben. Am Gründonnerstag hat man die letzten deutschen Kinder von der Gemeinde weggebracht.

Die Ortsparteiführung ist vor den Russen geflüchtet und erst später nach Donnerskirchen zurückgekommen.

Der Ostersonntag 1945 ist von großen Sorgen erfüllt. An die hundert Ortsbewohner flüchten vor der herannahenden Front. Sie waren Anhänger des Hitlerregimes und lange Jahre Führer und Gemeindevorsteher des Dorfes gewesen. Die Erstkommunion wird unter Furcht und großer Sorge gespendet. Der Herr Pfarrer berichtet:
"Während der Messfeier pfiffen bereits die ersten mörderische Kugeln über das Kirchendach."

Am Nachmittag kann man den Kriegsschauplatz vom Kirchenberg aus beobachten. Um 2 Uhr nachts verschwindet der deutsche Generalstab in größter Eile über Bruck an der Leitha. Angeblich kann man sich nur noch über Bruck nach dem Westen absetzen. Auch die deutsche Wehrmacht verlässt fluchtartig unser Dorf.

Die Volkssturmmänner (60-jährige) legen die Waffen nieder, somit ist der Bau des Ostwalles in Donnerskirchen beendet.

Am 2. April 1945 zwischen 2 und 3 Uhr morgens besetzen die Russen unser Dorf.

Der Bahnvorsteher Thomas Laschitz und der Bahnarbeiter Mathias Töltl, die Brüder Josef und Johann Koller aus Donnerskirchen und vom Seehof die Landarbeiter Johann Maschitz und Geza Varga werden von russischen Soldaten erschossen.

Plünderungen, Vergewaltigungen von Frauen und Frauenschändungen sind auf der Tagesordnung. Furchtbare Angst erfüllt die Dorfbevölkerung. Polnische Gefangene verraten den Russen die Verstecke und wirken bei den Plünderungen mit. So mancher Gefangene benimmt sich sehr schändlich.

Der Herr Pfarrer berichtet, dass auch einige Ortsansässige bei der Plünderung durch die Russen mitgewirkt haben sollen. Die ersten Tage verbringen viele Menschen vor Angst auf dem Dachboden der Kirche. Der Pfarrer selber darf drei Wochen den Pfarrhof nicht betreten. Er ist vollkommen von den Russen besetzt.

Es vergeht kein Tag ohne Vergewaltigung von Frauen, ohne Diebstähle und Gewalttaten.

Am Seehof werden zwei Männer erschossen, weil sie sich geweigert hatten, ihre zwei Schweine den Russen auszufolgen. Im Dorf bildet sich bei einer Volksschicht die Meinung: "Was dir gehört, gehört auch mir". Russische und deutsche Soldaten, die in der Umgebung gefallen sind, werden bei uns auf dem Friedhof beerdigt. Nach dem Krieg haben viele jüdische Familien vergeblich nach ihren Angehörigen in Donnerskirchen gesucht. Über die toten Juden waren keine Aufzeichnungen geführt worden.

Im Herbst wird auf Vorschlag von Pater Ackermann, der eben von der Gefangenschaft heim gekommen ist, der Heldenfriedhof am Berg errichtet. Pater Ackermann hat die Schicksale der Gefallenen und Vermissten erforscht und oberhalb der Kirche eine Art Kriegerfriedhof errichtet. Es werden Kreuze angefertigt und mit den Namen der Gefallenen und Vermissten versehen.

Am Kreuz des Heldenfriedhofs steht der Spruch:

Eure Aufgabe war Kampf,
euer Sterben war Friede,
euer Leben war Sieg,
euer Lohn ist die betende
Erinnerung eurer Geburtstaggemeinde.

Die gefallenen Donnerskirchner 1939 - 1945:

Ackermann Michael
Adler Josef
Altmann Franz
Altmann Rudolf
Bachinger Matthias
Berger Karl
Berger Paul
Brünner Franz
Brünner Johann
Brünner Karl
Bühlbauer Johann
Bühlbauer Martin
Ehn Franz
Ehn Johann
Ehn Josef
Ehn Josef
Ehn Karl
Ehn Matthias
Eibl Johann
Eiweck Franz
Eiweck Franz
Eiweck Josef
Ernst Josef
Fasching Friedrich
Fekete Franz
Fekete Ludwig
Frippus Johann
Fuhrmann Franz
Gartner Leopold
Gruber Josef
Hauser Franz
Hauser Johann
Hauser Oswald
Hofer Josef
Hoffmann Michael
Hofhansl Andreas
Hofhansl Josef
Jelleschitz Johann
Karner Martin
Kiefler Koloman
Kögler Josef
Koller Johann
Koller Josef
Kolocsany Franz
Kopf Josef
Kornfeld Josef
Krenn Alfred
Krenn Emmerich
Krenn Martin
Krenn Rudolf
Krumpeck Eduard
Laschitz Thomas
Leitgeb Michael
Liegenfeld Martin
Lintner Walter
Lippl Josef
Luif Franz
Luif Josef
Luif Philipp
Mad Alois
Mad Walter
Maschitz Johann
Michl Martin
Moyses Gregor
Moyses Gregor
Pfalz Franz
Pfalz Josef
Pfalz Josef
Pfalz Josef
Pfalz Michael
Pfeifer Stefan
Platzer Willibald
Pumpler Josef
Rainer Karl
Reichardt Johann
Reichardt Josef
Reichart Florian
Reichart Franz
Reichart Martin
Reichart Michael
Reicharth Johann Reichhart Martin
Dr. Rohrer Alfred
Rohrer Martin
Roser Elisabeth
Scherr Ewald
Scherr Franz
Scherr Rudolf
Scherr Rudolf
Schlögl Karl
Schmidt Karl
Schneider Richard
Schratzenthaler Johann
Sommer Josef
Sommer Karl
Stiglitz Rudolf
Striok Johann
Striok Josef
Suchentrunck Alfred
Szamek Johann
Thurner Franz
Tinagl Alfred
Tinagl Leo
Töltl Karl
Töltl Matthias
Törwart Karl
Udulutsch Gabriel
Udulutsch Josef
Varga Geza
Waller Andreas
Weidinger Johann
Weidinger Josef
Weidinger Karl
Weißenbäck Josef
Winkowitsch Andreas
Winkowitsch Paul
Wugodits Andreas
Zankowits Ludwi

Die Vermissten im 2. Weltkrieg:

Bachinger Karl
Bayer Josef
Engel Karl
Engel Peter
Grain Josef
Hauser Johann
Hauser Lorenz
Kamper Josef
Michl Alfred
Palatin Franz
Palheim Anton
Pfalz Johann
Reichardt Josef
Rohrer Alfred
Rohrer Karl
Scherr Michael  
Scherr Rudolf  
Scherr Johann  
Stiglitz Josef   
Winkowits  Martin   
Zankowits Eduard

Im KZ Mauthausen kommen ums Leben: Ackermann Martin, Reichardt Josef, Udulutsch Fabian.

Frau Roser Elisabeth stirbt auf der Flucht durch Bomben.

Kardinal Innitzer besucht die Gemeinde. Bei der Gelegenheit wird dem Herrn Pfarrer Geistlicher Rat Ribarits der Titel "EHRENKONSTORIALRAT" verliehen. Die Pfarre bringt dem Kardinal viele Gaben, um in Wien die Not zu lindern.

Das Wirtschaftsjahr ist mäßig. Die Russen schneiden die jungen Kirschbäume um und pflücken so die Kirschen.

Am Jahresende wird dem Herrgott gedankt, denn in anderen Gemeinden hatten die Russen noch viel ärger gewütet.

Im Rahmen von Recherchen stößt Rudolf Kleiner in dem Buch "Widerstand und Verfolgung im Burgenland 1934-1945" auf Zeugenaussagen in den Strafsachen gegen Otto Seits und Nikolaus Schorn. Hier die Dokumente:
Zeugenaussage von Josef Spreitzenbarth vor dem Bezirksgericht Eisenstadt in der Strafsache gegen den SA-Mann OTTO SEITS, 24. 7. BZW. 12.08. 1952: "Im Winter 1944/45 wurde ich als Kutscher beim Stellungsbau verwendet. In diesem Winter waren auch zahlreiche ungarische Juden als Arbeiter eingesetzt. Otto Seits war als einziger SA-Mann in Uniform als Aufsichtsorgan tätig. Es war ein Junger Mensch, der Brillen getragen hat.

Eines Tages befahl im Nikolaus Schorn, die zwei Juden, die Weinstecken gestohlen haben, zu erschießen. Der Beschriebene Otto Seits erschoß vor meinen Augen und vor Nikolaus Schorn mit dem Gewehr die beiden Juden. Diese wurden dann wie die anderen eingegraben.

Auf Vorhalt, dass es sich um eine schwerwiegende Aussage handelt, erkläre ich, dass ich ganz sicher bin, dass ein Herr Seits der SA-Mann war, der in Donnerskirchen zwei Juden über Befehl des Nikolaus Schorn erschossen hat."


Zeugenaussage von Ladislaus Mezey vor den Landesgericht Wien in der Strafsache gegen NIKOLAUS SCHORN; 11. 5. 1948:
"Am 18. 12. 1944 wurde ich mit 700 Kameraden in Kaschau einwaggoniert, und wir kamen gegen 29. 12. 1944 in Donnerskirchen an. Wir waren sämtlich sogenannte "Mischling" und wurden in der ungarischen Armee nur zu Arbeitsdiensten verwendet. Wir trugen Zivilkleider mit einer weißen Armbinde. Als Kopfbedeckung hatten wir eine Honvédkappe ohne Rosette. Etwa 3 Wochen nach meiner Ankunft erkrankte ich auch an Typhus. Ich wurde nun in den genannten Stall (Winkler) mit anderen Kameraden geschickt. Da ich mich noch bewegen konnte, ging ich zu Fuß hin. Ich durfte jedoch meine Decke nicht mitnehmen. Ich bemerkte, dass wir gar keine Medikamente erhielten, keine Badegelegenheit hatten und oft auch nicht genügend Wasser erhielten. Es war auch kein Arzt vorhanden, sondern einer unserer Leute, ein Mediziner, der auch in der Küche beschäftigt war, leistete uns Hilfe. Als ich beim Stall ankam, sah ich bereits 7 Mann ohne Kleider im Schnee liegen. Sie schienen mir im Sterben zu sein. Drinnen im Stall war nicht Platz genug, und wenn sich einer zum Sterben anschickte, wurde er auf Befehl von SA-Leuten, die nur tagsüber den Stall bewachten, von den übrigen ausgezogen und in den Schnee hinausgelegt, wo er dann verstarb. Ich bin noch in derselben Nacht aus dem Stalle geflüchtet und habe mich wieder in unsere Kellerunterkunft nach Donnerskirchen- die vom Stall ungefähr 2 km entfernt war- zurückgeschleppt.

Jeden Morgen beim Antreten pflegten Schorn und Laska die Leute wahllos zu schlagen. Schorn hieb mit einem dicken Stock, und Laska schlug oft mit der Schaufel auf die Leute. Auch wenn wir abends von der Arbeit zurückkehrten, wiederholten beide diese Handlungen.

Eines Tages war ich infolge Krankheit und Erschöpfung im Keller zurückgeblieben, mit mir noch ungefähr 12 Kameraden. Schorn brüllte dann in den Keller hinein, er werde den Keller vergasen lassen, falls wir nicht aus demselben herauskommen würden. Vor dem Ausgang erwartet uns schon Laska und vier SA-Männer, Laska hieb mit einer Eisenstange, Schorn mit einem dicken Stock auf uns ein, ebenso schlugen auch die übrigen SA- Leute mit Gewehrkolben auf uns. Ich selber erhielt Schläge auf Kinn, auf die Stirn, 2 von uns blieben infolge der ausgestandenen Misshandlung liegen, sie wurden auf Wagen geladen und weggeführt. Ich habe sie nicht mehr gesehen."

Zeugenaussage von Robert Böhm vor dem Gendarmeriepostenkommando Zwettl in der Strafsache Gegen Nikolaus Schorn, 24.11.1947:
"Am 13. Dezember 1944 wurde ich durch die Kreisleitung Zwettl nach Donnerskirchen, Bezirk Eisenstadt, Burgenland, kommandiert und als Magazineur des Volkssturmes in einem Meierhof in Verwendung genommen.

Am 25. Dezember 1944 kamen aus Ungarn 950 Juden an. Diese wurden im Meierhofkeller untergebracht. Infolge von Infektionskrankheiten sind von diesen täglich 10-15 Juden gestorben. Alle verstorbenen Juden wurden außerhalb des Ortes Donnerskirchen beim Winkler beerdigt. Schorn, Ortsgruppenleiter aus Waidhofen an der Ybbs, wurde unserer Eiheit bzw. dem Schanzstab zugeteilt. Dieser misshandelte täglich die Juden mit Schlägen, Fußtritten und drohte diesen auch mit dem Erschießen. Jene Juden, welche durch Misshandlungen von Schorn verletzt wurden und arbeitsunfähig waren, wurden auf Befehl von Schorn auf einen Leiterwagen geworfen und auf einen entsiedelten Bauernhof gebracht. (Winkler) Sie mussten dort ein Grab schaufeln, anschließend wurden sie erschossen und dort begraben. Schorn hat sich einmal im Hofe des Meierhofes, in meiner Anwesenheit, dahin gehend geäußert, dass er selbst schon so manchen umgelegt hat."

URTEIL DES LG. WIEN ALS VOLKSGERICHT GEGEN NIKOLAUS SCHORN WEGEN VERBRECHENS DES MORDES; 24. 9. 1951: Gemeinde Donnerskirchen
Schorn wird in vielen Fällen wegen Mordes schuldig gesprochen. Das Urteil lautet auf lebenslangen, schweren Kerker.

Der Angeklagte fungierte als Baustreifenleiter und es oblag ihm die Überwachung der Arbeitsleistung der Juden. Infolge des Überbelages von Donnerskirchen, es waren zu jenem Zeitpunkt, mit dem Volkssturm und den deutschen Süd-Ostwallarbeitern, etwa 3000 Mann in unserem Ort, waren keine geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für die Juden vorhanden. Sie wurden deshalb in einem Keller, der etwa 60-70 m lang und 6 m breit war, untergebracht. Dieser Keller war zweifellos viel zu klein. Erst nach einigen Tagen ließ der Angeklagte Etagen aus Holz einbauen. Die Juden waren nach einem mehrtägigen Fußmarsch, wie der Angeklagte selbst auch angibt, körperlich vollkommen geschwächt, zum Teil krank, in Donnerskirchen eingetroffen. Die Verpflegung der Fremdarbeiter war unzulänglich, da sie nur zum einen Teil des Verpflegungssatzes der übrigen deutschsprachigen Arbeiter, erhielten. Die sanitären Anlagen waren die denkbar schlechtesten, vor allem wurde anfangs der Keller, in dem die Juden untergebracht waren, nachts zugeschlossen, da Bewachungspersonal nicht zur Verfügung stand, und es wurden für sanitäre Zwecke lediglich auf den Podesten links und rechts der Kellerstiegen Eimer aufgestellt. Da die Juden auf dem kalten Boden liegen mussten, war infolge der Entkräftung und Kälte Durchfall sehr stark verbreitet, sodass die wenigen Eimer in der Nacht nicht ausreichten. Durch diese Zustände trat eine starke Verlausung der jüdischen Zwangsarbeiter ein, die auch durch Waschen und Reinlichkeit nicht beseitigt werden konnte, da lediglich ein paar Waschtröge für so viel Menschen zur Reinigung zur Verfügung standen. Eine Reinigung der Bekleidung war überhaupt nicht möglich. Es brach sofort Flecktyphus aus, der schon am 1. Tage zwei Juden das Leben kostete. Schließlich wurde von der Ärztekammer aus Eisenstadt ein auf der Strecke Donnerskirchen - Purbach befindlicher alleinstehender Meierhof gefunden, als angeblich vorübergehender Absonderungsort für die Flecktyphuskranken bestimmt. Es sollen täglich bis zu 50 Juden in diesem Stall an Flecktyphus oder Erfrierungen gestorben sein. Erst als Ende Jänner 1945 der Angeklagte wegen Erkrankung weg kam und seine Stelle von Johann Fuchs eingenommen wurde, besserte sich die Lage schlagartig. Die Juden erhielten mehr Verpflegung, erhielten eine ärztliche Betreuung und auch Medikamente.

Die abziehende SS-Einheit erschießt Josef Striok. Beim Kampf um Donnerskirchen kommt ein Unteroffizier namens Heinrich Meier ums Leben. Seine Mutter hat ihn später nach Deutschland überführen lassen.

Im Dorf sind auch 8 russische Soldaten gefallen und in Donnerskirchen begraben worden.

Die russischen Kommandanten sind bei Alois Liegenfeld einquartiert. Die Soldaten sind in verschiedenen Häusern aufgeteilt.

Die Menschen müssen sich an sie gewöhnen, denn sie blieben 10 Jahre in Österreich.

Österreich wird in 4 Zonen aufgeteilt.

Unsere Gefangenen sind in Amerika, England Frankreich und Russland. Die in Russland sind, werden Jahre gefangen gehalten, viele sterben in der Gefangenschaft.

In Österreich blüht der Schwarzmarkt. Um Lebensmittel kann man sich alles besorgen.

Kriegsende in Europa: 8. Mai 1945

1946

Der Krieg ist zwar zu Ende, aber das Land ist in vier Besatzungszonen geteilt. Durch diese Besatzungszonen sind noch viele Familien zerrissen. Wollen die Amerikaner für uns Österreicher eine Erleichterung, protestieren die Russen und legen ein Veto ein.

Die Russen nehmen die großen Betriebe und die Landwirtschaft und Meierhöfe in ihre Verwaltung, daher herrscht Knappheit an Lebensmittel in den Städten und Industriegebieten.

Wirtschaftlich hat die ganze Umgebung großes Glück. Jede Frucht, ob Kirsche, Weizen, Korn und Wein gibt es in großen Mengen. Der Preisanstieg lindert so manche Not.

Für Martin Ackermann, Franz Reichart und Fabian Udulutsch, die im KZ Mauthausen umgekommen sind, wird ein Requiem abgehalten.

Der Gemeinderat setzt sich aus folgenden Personen zusammen:
Bürgermeister: Engel Josef
Stellvertreter: Hauser Martin
Gemeindekassier: Rubel Josef
Gemeinderäte: Bayer Johann, Engel Josef, Gruber Rudolf, Reichart Johann, Schemitz Anton, Scherr Josef, Sommer Leopold, Weißenbäck Michael

Bestellung eines Ortsschulrates:
Vorstand: Bürgermeister Engel Josef
Mitglieder: Pfarrer Ribarits Josef, Lehrerin Vukovitsch Maria
Schriftführer: Gruber Rudolf, Reichart Johann, Sommer Leopold

Vergabe einer Kinokonzession.

1947

Der Winter lässt Milde walten, daher gibt es in den Weingärten keine Frostschäden. Am 8. Juli ziehen unheimliche Wolken über unser Dorf, der Hagel vernichtet jede Hoffnung. Das Getreide kann gar nicht geerntet werden.

Im Herbst wird nach all dem Unheil das Geld 1 zu 3 entwertet. Die Preise der Produkte sinken, und der Wohlstand der Bauern hat sich aufgehört.

Am 31. August wird die Glockenweihung vorgenommen. Glockenpatin ist Maria Tinagl, sie hat auch sehr viel zur Finanzierung der Glocken beigetragen. Die Frau war eine alleinstehende und sehr religiöse Frau gewesen.

Die Weinernte ist mengenmäßig sehr gering, dafür ist die Qualität ausgezeichnet.

Im Jahr kehren an die 30 Kriegsgefangene heim, aber an die 50 Personen werden noch erwartet.

Klage wird geführt, dass ein junger Mann, der acht Tage abgängig ist, im Walde erschossen aufgefunden worden ist (Krailer Ludwig). Zwei Personen nehmen sich das Leben. Das Ehepaar Wimmer verunglückt tödlich durch einen Motorradunfall.

Direktor Zimmermann stirbt im hohen Alter.

Gemeinderatswahlen:
Bürgermeister: Hauser Martin
Stellvertreter: Bayer Johann Kassier: Schemitz Anton
Gemeinderäte: Berger Josef, Kaindlbauer Josef, Karner Julius, Krenn Martin, Leeb Stefan, Palatin Johann, Reichart Johann, Scherr Josef, Scherr Michael, Stiglitz Franz, Treiber Anton

1948

Kardinal Dr. Innitzer ersucht Geistlichen Rat Ribarits, er möge wegen seines hohen Alters aus dem Pfarrdienst ausscheiden und in den Ruhestand treten. Diesen Rat nimmt sich Pfarrer Ribarits zu Herzen und geht mit Jahresende in den Ruhestand.

Mit folgenden Worten schließt er die Pfarrchronik:
"Wohlan du guter und getreuer Knecht, trete hin in die Freuden deines Herrn!"

Vorübergehender Nachfolger wird Josef Tschida, geboren 1910 in Apetlon, 1948 Administrator der Pfarre Donnerskirchen, dann Pfarrer von Großhöflein.

Rudolf Kleiner: "Was ist in der Pfarre geschehen? Herr Geistl. Rat. Ribarits war schon sehr alt, somit stand ein Priesterwechsel in der Pfarre bevor. Als Vikar hat man vorläufig Pfarrer Tschida, aus Illmitz stammend, bis zur endgültigen Lösung, in die Pfarre beordnet. Herr Pfarrer Tschida hat sich hier in Donnerskirchen schnell und wunderbar eingelebt. Pflegte mit der Ortsbevölkerung einmaligen Kontakt, nahm sich besonders der Jugend an. Er ist auch öfters mit der Bauernjugend in den Weinkeller gegangen, alles nichts Schlimmes.

Seitens der Diözese geschah etwas, was sich die Donnerskirchner nicht vorstellen konnten. Bischof Laszlo von der Diözese hat nicht Vikar Tschida zum Pfarrer von Donnerskirchen bestellt, sondern einen ganz unbekannten Pfarrer und zwar Pfarrer Stephan Widder aus Horitschon. Pfarrer Widder war Pfarrer in Neufeld. Es muss noch gesagt werden, damals musste bei einer Ernennung eines Priesters in einem Dorfe noch der Patronatsherr seine Zustimmung geben (Fürst Esterházy).

In Donnerskirchen war die Hölle los. Warum?
1. Weil schon einige Kirchenräte auf den damaligen Kirchenbesitz liebäugelten.
2. Einige haben sich schon als Verwalter des Kirchenvermögens gesehen. Pfarrer Tschida hatte nämlich bereits zugesagt, wenn er Pfarrer von Donnerskirchen wird, will er mit den Grundstücken und Weingärten nichts zu tun haben. Die Pfarre hatte damals noch den größten Grundbesitz im Dorf, an die 25 ha Ackerland und Weingärten.

Als Pfarrer Widder zum Priester von Donnerskirchen ernannt wurde, haben einige Herren in der Gemeinde sofort protestiert und gleich wurden Pläne geschmiedet, um diesen Bescheid zu vereiteln.

Bischof Laszlo hat die Rücknahme der Ernennung verweigert. Man versuchte mit Pfarrer Widder zu sprechen. Pfarrer Widder teilte man mit: "Man will ihn nicht, wir anerkennen Sie nicht, wir werden keine Kirche besuchen." Herr Pfarrer Widder antwortet:
"Ich habe der Kirche und meinem Bischof die Treue und Gehorsam geschworen, daher ist es meine Pflicht, nach Donnerskirchen zu gehen."
Antwort der Donnerskirchener:
"Sie werden Ihre Wunder erleben."

Er hat sie auch erlebt! Der letzte Weg war zu Kardinal Innitzer, der auch den Wunsch der Donnerskirchner nicht erfüllen konnte.

Die Jugend wurde verhetzt und zum Widerstand aufgerufen. Pater Ackermann wollte die aufgebrachte Jugend beruhigen und zur Vernunft bringen, alles war vergebens.

Die Burschen haben die Pfarrhoffenster mit Steinen beworfen, so dass die Steine am Schreibtisch gelegen sind. Der Rest der Fenster wurde mit Kot verschmiert. Es kam zur Anzeige, die Täter wurden verhaftet und kamen ins Gefängnis. Pfarrer Widder ist selbst gefahren und hat bei Gericht vorgesprochen, dass die Burschen wieder frei kommen.

1. Die Burschen haben während des Gottesdienstes Fledermäuse am Krumpirnkeller gejagt.
2. Von diesem Krumpirnkeller aus wurden während der Messe auf den auf dem Altar stehenden Messkelch Kirschkerne gespuckt und geworfen. Pfarrer Widder hat sich trotz seines schweren Standes in der Pfarre eingelebt und vieles in der Gemeinde, zum Wohle seiner Pfarrkinder geleistet. Nun wirklich die Frage, was hat Pfarrer Widder in der Gemeinde geleistet?

a) Ist voll hinter der Pfarre gestanden.
b) Hat Bauplätze geschaffen und die Verbauung der Bahnstraße ermöglicht.
c) Für die neue Schule hat er großzügig den Platz getauscht.
d) Nur ihm ist es zu verdanken, dass wir so einen schönen Kindergarten haben.

Pfarrer Widder hat während seiner Anwesenheit in der Pfarre keine Chronik geschrieben".


Stefan Widder 1949-1956, geboren 1911 in Horitschon

Errichtung des Pfarrkindergarten, nach 1956 Pfarrer von Mörbisch und Fachinspektor für Religion in Eisenstadt, gestorben 1975 in Eisenstadt

Pfarrer Widder ist sehr bescheiden. Sein großes Anliegen ist die Seelsorge. Er ist sehr sozial, die Kinder und die Menschen der Gemeinde sind ihm ein großes Anliegen.

Literaturverzeichnis