Chronik von 1910 - 1917

1910

Über die Trockenlegung des Sees, über die Zusammenhänge von Schicksalsschlägen und dem Halleyschen Kometen, über eine Explosion als Zeichen der strafenden Hand Gottes, über den Tod des Kantorlehrers Barilich Martin, Masern, Hagelschäden und Abgeordneten-Wahlen berichtet Pfarrer Ribarits. Hier sein kompletter Beitrag: "Die Hoffnung auf ein gutes Jahr wurde durch die Witterung nur zum Teil gerechtfertigt. Der Winter war nicht streng und in unserer Gegend wirkte sich gerade dieser Umstand ungünstig auf die Bevölkerung aus, da der Rohrschnitt am See schöne Einnahmen für die Wintersaison bedeutete. Infolge des lauen Winters erhielt der See keine so feste Eisdecke, die einen Wagen tragen konnte.

Der See ist in dieser Gegend von großer wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung, wobei wir mit Sorge jene Bestrebungen verfolgen, die die Trockenlegung des Sees sich zum Ziele setzten. Dieser Plan, aus dem vielleicht nach Jahren nur einige Großgrundbesitzer Nutzen hätten, wurde Dank der geheimnisvollen Kraft der Natur zunichte gemacht. Somit verbleibt uns der See mit seinen flüsternden Rohrflächen weiterhin als wichtige Erwerbsquelle.

Nach dem milden Winter folgte ein schönes Frühjahr. Die Kirschenernte war mittelmäßig, doch wurde sie durch die Preishöhe, 50 - 60 Heller pro kg. ausgeglichen. Im Mai überraschte großer Hagel unser Dorf.

Futter wäre zu Genüge vorhanden gewesen, doch verhinderten die häufigen Regenfälle die Einbringung, und verschlämmte und laugte auch das bereits gemähte Heu aus. Auch mit der Getreideernte erging es uns ähnlich. Wenn wir jedoch der großen Katastrophen denken, die die durch Wolkenbruch ähnlichen Regenfällen verursachten Überschwemmungen in anderen besonders südlichen Landesteilen verursacht worden waren, müssen wir Gott Dank sagen, dass er uns so verschont hat. Die Gefahren und Schicksalsschläge, von denen die Menschheit heuer betroffen wurde, werden von vielen, nicht nur vom Volke, auch von den gebildeten Schichten dem Halleyschen Kometen, der am 18. Mai die Bahn unserer Erde durchquerte, zugeschrieben. Es wäre besser, darin einen Fingerzeig Gottes zu sehen, der uns vom Abhang, an dem wir stehen, zurückhalten soll. Denn ohne höhere Anordnung würden die Katastrophen und Epidemien, unter ihnen auch die Cholera, nicht so viele Opfer fordern, die genug für die Opfer eines Krieges wären. Die Überschwemmungen forderten viele Menschenopfer, Blitzschläge, Hagel, Epidemien, Eisenbahnzusammenstöße vollbrachten große Verwüstungen im Land. Auch in den Fabriken wütete der Tot. In diesen Arbeitsmühlen, wo die Räder die Gesundheit so vieler zermürben, und die in das Arbeitsjoch gezwungenen Naturkräfte sich soviel Menschen rächen (Explosionen in Fabriken von Budapest und Szegedin), so das der gläubige Mensch unwillkürlich nach einem Zusammenhang forscht zwischen der aufgeklärten und in ihrer Kultur und ihrem Fortschritt überheblichen Menschheit und der strafenden Hand Gottes. Die Gefahr ließ auch unsere Gemeinde nicht ganz unberührt.

Am 4. Februar, nach Empfang der hl. Sterbesakramente, gestärkt mit dem Trost des Glaubens verschied der 89jährige Kantorlehrer der Gemeinde, Barilich Martin, der seit 1852 also 44 Jahre hindurch eifrig in der Gemeinde gewirkt hatte.

Er war im Besitz des goldenen Verdienstkreuzes und trat 1896 in den wohlverdienten Ruhestand. Das aufrichtige Beileid und die liebende Dankbarkeit der ganzen Gemeinde begleitete ihn auf seinen letzten Erdenweg. Was auch verständlich ist, da unter den jetzt lebenden kaum jemand sich findet, den er nicht in die Wissenschaft des Lesens und Schreibens und das Rechens eingeführt hätte. Er möge in Frieden ruhen.

Unter den Kindern brachen anfangs Mai Masern aus, die 3 - 4 Opfer forderten. Doch die Zahl der Erkrankungen war so hoch, dass die Behörde das Schließen der Schule anordnete.

Am 9. Juli wurde der 9-jährige Knabe Josef Steiner von einem herabfallenden Schlitten erschlagen.

Am 24. Juli verursachte der Hagel große Schäden in den Weingärten. Die Weingärten waren durch den Befall von Oidium, Perospora und Schaden durch die Mäuse stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

Der Weinpreis hat das etwas ausgeglichen, ein Hektoliter Wein wurde mit 56 - 60 kr. verkauft.

In den ersten Tagen des Juni fanden die Abgeordneten- Wahlen statt, denen ein heftiger und leidenschaftlicher Kampf und an vielen Orten zu verurteilende Tätlichkeiten vorangingen, die dann ein unerwartetes Ergebnis brachten, da sie mit der schweren Niederlage der Oppositionsparteien, darunter auch der einzigen verlässlichen Partei, der Volkspartei endeten. Diese heldenhafte und für die katholische Sache kämpfende Partei zog mit 33 Mitgliedern aus dem Parlament und kehrte mit nur 13 Abgeordneten dorthin zurück.

Die Ergründung der Niederlage ist nicht die Aufgabe eines Pfarrers als Chronisten, doch ist ihm zu verzeihen, wenn er seine Erbitterung, seinen Schmerz und seiner Bestürzung über die Gleichgültigkeit der Katholiken des ganzen Landes, wie auch das Strebertum der zur Führung berufener Männer und ihrem Verrat zum Ausdruck bringt, die zu dieser Niederlage führten.

Zu den erfreulicheren Ereignissen des Jahres zählt ein herrliches Geschenk eines frommen Spenders, der nicht genannt werden wollte, für die Johannes Kapelle.

Am 31. Oktober waren wir Zeugen eines schönen und erfreulichen Schulfestes. An diesem Tag erschien Viktor Horváth, Probst von Eisenstadt, als Kreisdechant, und der Hilfsinspektor des Komitates Ödenburg, Kalman Palásti, und überreichten dem Klassenlehrer Michael Niegl im Rahmen einer schönen Rede das auszeichnende Geschenk für den erfolgreichen Unterricht der ungarischen Sprache.

Am Feste des Hl. Stefan des Märtyrers fing die Kleidung des 17jährigen Dienstmädchen, Maria Held aus Oslip, eines hiesigen Gemischtwarenhändlers in den Mittagsstunden infolge einer Spiritusexplosion Feuer und einige Augenblicke später rannte das unglückliche Mädchen lichterloh brennend auf die Gasse. Bis die flammenden Kleider gelöscht werden konnten, erlitt die Unglückliche so schwere Brandwunde, dass sie trotz schneller ärztlicher Hilfe verstarb."


Auszug aus der Friedhofsordnung:

Für das Schaufelneines großen Grabes3 Kr
eines kleinen Grabes2 Kr
Für das Ausgrabeneines Erwachsenen 6 Kr
eines Kindes 4 Kr

Für das Schneiden der Friedhofsbäume erhalten die Friedhofswärter die Äste. Für das Absperren des Friedhoftores 3 Kronen.

1911

"Das ganze Jahr ist im Allgemeinen charakterisiert durch die ständig wachsende Teuerung, die durch die auch bei uns vorkommende Maul- und Klauenseuche unter dem Rindvieh und auch durch die anhaltende Dürre verursacht wurde. Das Kilogramm Rindfleisch stieg auf 2 Kronen, der Preis des Schweine- und Kalbfleisches noch höher. Eigentümlicherweise stand der Kirschenpreis derart nieder, dass es sich kaum lohnte, diese zu ernten. Natürlich hielten auch die Arbeitslöhne mit der allgemeinen Preissteigerung Schritt".


Das erste bedeutende Ereignis des Jahres ist die Bewegung im Interesse der Verstaatlichung der Schule:

"Am Anfang des Jahres wurde diese gewaltsam entfachte und künstlich genährte Bewegung ziemlich eingehend besprochen. Der objektive Beobachter konnte leicht herausfinden, dass die Idee und in den Vordergrund geschobene Gedanke der Erleichterung der Gemeindekosten nur ein Vorwand für die Ausschließung des religiösen Geistes und des priesterlichen Einflusses aus der Schule war".

Unsere Diözese verliert seinen Bischof, Graf Nikolaus Széchenyi, der 9 Jahre hindurch ein besorgter Oberhirte gewesen war. Der Patronatsherr ernennt ihn am 8. März zum Bischof von Großwardein. Die Diözese verwaist jedoch nicht, da Dr. Arpád-Leopold Várady, Titularbischof und Domherr von Csanád, Sektionsrat im Kultusministerium, der Oberhirte der uralten Raaber Diözese wird. Seine Bischofs- weihe und Installierung erfolgt am 18. Juni im Dom zu Raab in Rahmen glänzender Feierlichkeiten. Durch seinen Hirtenbrief, der am folgenden Sonntag zu lesen ist, erobert der Oberhirte die Herzen aller.

Am Ende der sogenannten Neuhäusl wird 1910 am Lieblingsplatz des Pfarrers Török bei den drei Linden auf dessen Aneiferung von den Gläubigen eine kleine Kapelle erbaut. Der Bau wird aber erst im folgenden Jahr zu Ende geführt. Das Jahr 2010 ist also das erste Zentenarium des Bestehens der netten, kleinen Kapelle. Zu dieser Gelegenheit wird die Kapelle aus den Gaben der Gläubigen gründlich renoviert. Die Renovierungskosten betragen 600 kr. Am Tage des hl. Florian hält der Pfarrer nach der vorangehenden Predigt und Weihezeremonie in Anwesenheit der ganzen Gemeinde in der reich geschmückten Kapelle die erste hl. Messe.

Am 30. Mai zieht ein furchtbares Gewitter über das Dorf. Ein Blitz folgt dem anderen, die Donner lassen auch die Seele des härtesten Mannes erzittern. In den Morgenstunden bemerkt man, dass der Blitz in den Turm der Pfarrkirche eingeschlagen hat, den Glockenstuhl beschädigt und die Orgel zur Gänze zerstört hat. Das Entsetzen, das diese Nachricht in der Gemeinde auslöst, kann man sich gut vorstellen. Eine wahre Völkerwanderung begibt sich in die Kirche, und vielen treten Tränen in die Augen, "auch den bescheidenen Schreiber dieser Zeilen, als sie die zerstörende Wucht des Blitzes sahen, die sich im Turm, am Chor und im Kirchenschiff zeigte. Der Verputz des Turmes war außen abgeschlagen, die Eingangstür aufgerissen, die einzelnen Teile des Orgelkastens in der Kirche zerstreut, die Pfeifen zerschmolzen, die ganze Kirche von einer fingerdicken Staubschicht bedeckt, die Fenster zerbrochen, wahrlich ein trauriger Anblick".

Weiters schreibt der Chronist:
"Am Nachmittag des 5. August schwebte Gottes strafende Hand wieder über uns, der Blitz schlug wieder in den Turm ein, doch verursachte er nur geringen Sachschaden.

Ihrer Seltenheit und Außerordentlichkeit wegen, verdient ein Ereignis aufgezeichnet zu werden, das innig und familiär am 12. Aug. am Platz vor der Schule gefeiert wurde. An diesem Tag feierte Andreas Trimmel, der Halder der Gemeinde, seinen 100. Geburtstag. Die Bedeutung des Tages würdigte der Pfarrer in Anwesenheit der ganzen Gemeinde, indem er die tiefe Gläubigkeit des Gefeierten hervorhob, die sich auch daran erkennen ließ, dass dieser durch Empfang der Sakramente diesen seltenen Jahrestag beging. Vielen traten Tränen der Rührung in die Augen, als der greise Mann seinen großkörnigen Rosenkranz in den Händen die Beschreibung seines in Erfahrungen reichen Lebens anhörte und das Geldgeschenk, das Gemeinde und Kirche gemeinsam spendeten, entgegennahm. Der alte Patriarch wurde am 12. Aug. in Schattendorf geboren und war 66 Jahre hindurch Kuhhirt von Donnerskirchen"
.

Zur Aufnahme der hl. Firmung wird Donnerskirchen mit seinen 176 Firmlingen nach Purbach beordert, wo diese am 5. Sept. erscheinen.

Im Sommer und Herbst wird die obere Kirche renoviert. Die Kosten der Renovierung werden vom Patronatsherrn, der Gemeinde und der Kirche getragen. Sammlungen werden abgehalten.

Die Ernte und Weinlese übertreffen das Mittelmäßige, der Weinpreis steigt, sodass sogar die größten Hoffnungen übertroffen werden. Man kann also wirtschaftlich nicht über das Jahr 1911 klagen.

Am 31. Juli werden zwei Drittel des Nachbardorfes Schützen a/G. durch die Flammen eingeäschert.

Das Gemeindeamt wird an das Telefonnetz angeschlossen.

1912

Den Untergang der Titanic stellt Pfarrer Ribarits als Beweis der menschlichen Unzulänglichkeit der menschlichen Kraft gegenüber der Allmacht Gottes:
"Die zum allgemeinen Erstaunen stets wachsende Technik schritt immer mehr vorwärts. In der raschen Bewältigung des Verkehrs durch die märchenhaft geistreichen Strukturen des Automobils und der Lokomotive.

Der Stolz des technischen Fortschrittes war die Titanic, ein riesiger Ozeandampfer, der in der Nacht zum 17. April sank und 1.650 Passagiere ihren Tod dabei fanden. Dieses Unglück ist alles schon ein Beweis für die Unzulänglichkeit der menschlichen Kraft gegenüber der göttlichen Allmacht. Dazu kommen noch die Automobilunglükke, Eisenbahnzusammenstöße und Entgleisungen, Grubenkatastrophen und viele tödliche Flugzeugunglücke. Alles Beweise, dass alle Mühe der Menschen nutzlos ist, wenn sie Gottes Segen entbehren".


Am 26. Jänner verstirbt der Richter Ferenz Stiglitz im 54. Lebensjahr. Am 2. März wird Josef Bayer jun. als sein Nachfolger gewählt.

Das hl. Grab, das dank der Eifrigkeit des Pfarrers Rechnitzer 1844 von den Gläubigen gespendet worden war, ist nun schon derart morsch, dass seine Aufstellung schon im Jahr 1911 nur halb gelungen war. Dieses alte hl. Grab, das das ganze Sanctuar ("geheiligt, unantastbar, ehrwürdig, Allerheiligste") in Anspruch nimmt, ist seiner theatralischen Kulissen wegen zwar von erhebender Wirkung, doch ist die Aufstellung immer mit Schwierigkeiten verbunden. Darum errichtet der Steinermangerer Orgelbauer und Vergolder an die Stelle des linken Seitenaltars einen ganz neuen Altar mit einer Vorrichtung, die in der Karwoche mit Leichtigkeit und wenig Umänderung ein zweckmäßiges hl. Grab errichten lässt. Die Kosten des hl. Grabes samt Aufstellung belaufen sich auf 850 Kr., die durch eine Sammlung eingehoben werden.

Am 9. Juni weiht Viktor Horváth, Stadtpfarrer von Eisenstadt, im Rahmen einer Feier die an der nach Österreich führenden Straße aufgestellte Statue der Unbefleckten Empfängnis. Die Statue ist ein Geschenk der Jungfrau Katharina Schmidt und eine gelungene Arbeit des Ödenburger Steinmetzes Leopold Hild. Die Gesamtkosten betragen 700 kr. "Das heiligste Herz Jesu und die Unbefleckte Empfängnis nimmt die Gemeinde in ihren Schutz und reiße die Jugend aus dem Morast des zügellosen und unordentlichen Lebens, in den sie versinkt."

Am 14. Juni zieht über die Gemeinde ein riesiges Gewitter, das bis 2 Uhr morgens andauert und großen Schaden auf den Wiesen und in den Weingärten verursacht. Die großen Wassermassen durchbrechen an drei Stellen die Steinmauer des Tiergartens und reißen den Bahndamm durch, sodass der Bahnverkehr nur durch Umsteigen möglich ist.

Die Kirschenernte wird vom Frost am 14. April zur Gänze vernichtet, was der Bevölkerung einen bedeutenden Schaden verursacht. In der Qualität lässt der Wein viel zu wünschen übrig, doch der Preis steigt umso höher, und die Produzenten reiben sich zufrieden die Hände. Das alte Sprichwort bewahrheitet sich: "Wie säurer, wie teurer". Oder: "Saurer Tropfen, süßer Groschen." Vom 12. bis 15. September findet in Wien der 23. Eucharistische Kongress statt.

Wien ist für einige Tage Mittelpunkt der ganzen katholischen Welt: "Wir wollen die dort erhaltenen, nützlichen Eindrücke in unserer engeren Umgebung geltend machen".

Der Krieg am Balkan bedeutet auch eine Gefahr für die Monarchie. Aus Donnerskirchen werden 10 Soldaten zu ihrer Einheit einberufen.

Am 7. August erkranken am Seehof unter den Fremdarbeitern plötzlich mehrere Personen ernsthaft, eine Person stirbt nach einigen Stunden schmerzhafter Krämpfe. Der Verdacht auf Cholera wird bei der anschließenden Sezierung nicht bestätigt.

Am 8. April wird der Begräbnisverein gegründet, der mit seinen 316 Mitgliedern seine Tätigkeit sofort aufnimmt.

Altrichter Stiglitz Franz verstirbt. Sein Nachfolger ist Bachinger Josef als provisorischer Richter.

Der Gemeinde wird die Kreisarztstelle zugesprochen. Kreisarzt: Dr. Nindl Geza

Die Gemeinderepräsentanz verlangt von jedem Besitzer 170 Kr Verbrauchersteuer.

Privilegien genießen nur der Notar, der Richter und der Gemeindekassier, die davon nicht betroffen sind.

1913

Der Weinpreis, der im Herbst unerhört hoch ist - 70 Heller -, sinkt schon im Laufe des Winters und noch mehr bis auf 40 Heller im Frühjahr. Selbst bei so einem niedrigen Preis ist die Nachfrage so gering, dass viele ihre Weinernte nicht verkaufen können. Schnee und 4 Grad Kälte am 13. April führen dazu, dass die Kirschen- und Marillenblüten vernichtet werden. Die anderen Früchte bleiben schadlos. Die Getreideernte ist trotz des ungünstigen Wetters mittelmäßig, nur das Einbringen verläuft mit andauernden Schwierigkeiten.

Am 25. Juli verstirbt der älteste Mann der Gemeinde und auch der ganzen Umgebung, der 102-jährige Andreas Trimmel.

Am 15. August übergibt der Pfarrer jene beiden Kirchenfahnen ihrer Bestimmung, die der Rosenkranzverein gespendet hat.

Am 25. September um 23 Uhr wird die Bevölkerung durch Feueralarm aus ihrem friedlichen Schlaf gerissen. Die Scheune des Josef Kiesling, Nr. 43, steht in Flammen. Heu, Futter und Geräte werden ein Raub der Flammen.

Die Lese verläuft im gewohnten Rahmen, und wenn auch die Quantität sich mit der vorjährigen Ernte nicht messen kann, so ist die Qualität viel besser.

Durch eine Sammlung kann der Pfarrer das hl. Grab mit einem schwarzen Himmel versehen, der auf die Andächtigen von größerer Wirkung ist.

1914

Nach einer Predigt beschäftigt sich der Pfarrer Ribarits mit der politischen Lage im Lande und mit der Ermordung des Kaiserpaares in Sarajevo. In den ersten Augusttagen weckt der Dorftrommler die Bewohner aus dem Schlaf. Er fordert die militärfähigen Männer auf, sich zu melden, bereit zu halten und unter der Fahne des Königs zu kämpfen.

Somit wird der Ausbruch des 1. Weltkrieges verkündigt.

Pfarrer Ribarits schreibt:
"So kommen in der letzten Zeit traurige und empörende Ereignisse zum Ausbruch, die durch ihre Bedeutung fürs ganze Land in historische Tiefen blicken lassen, und auch in engen Rahmen dieser Chronik zu erwähnen würdig sind.

Die serbischen Fanatiker, die die Gründung eines Großserbiens planten, mit Bomben und Pistolen ihre vermessenen Bestrebungen zur Geltung zu bringen, löschten das Leben des Thronfolgers, Erzherzog Franz Ferdinand und seiner erhabenen Gattin, Sofie Hohenberg aus. Der feierliche Trauergottesdienst wurde für ihr Seelenheil bei uns mit großer Anteilnahme der Gläubigen am 6. Juli dem Allmächtigen dargebracht. Es ist würdig, die Aufzeichnung zu erwähnen, dass der Erzherzog während der großen Manöver in 1893, einige Tage im Pfarrhof von Donnerskirchen wohnte"
.

Das Jahr 1914 beginnt mit einer außergewöhnlichen Kälte, die ungefähr 6 Wochen ununterbrochen andauert, sodass sich der alte Spruch bewahrheitet: "Der Jänner ist der wahre Holzverbrenner". Die Kälte verursacht wahrlich keinen Schaden, nicht einmal der Frost am 3. Mai, obwohl er in anderen Ländern unüberschaubaren Schaden stiftete. Der glänzende Beweis dieser Behauptung ist die reiche Kirschenernte, die heuer die höchsten Hoffnungen übertrifft. Gott sei Dank! Jahre hindurch hatte das arme Volk ohnehin auf das Kirschengeld verzichten müssen.

Am 18. Februar findet man Gregor Pfaffen Mayer - einen Bettler aus Oslip - ertrunken in der Wulka. Sein Begräbnis findet am 20. Febr. in Donnerskirchen statt. Der alte Himmel wird durch Spendengelder von 500 kr. durch einen neuen ersetzt und das erste Mal bei der Auferstehung eingesetzt.

In weiterer Folge setzt sich der Chronist sehr ausführlich mit dem Beginn des 1.Weltkrieges auseinander. Pfarrer Ribarits im Original:
"Der Weltkrieg, den viele der hohen Kultur der Menschheit zufolge als unmöglich hielten, brach nun aus. Binnen kurzer Zeit stand der Großteil Europas in Flammen. Es stellte sich heraus, dass in der gewaltsamen Ermordung des Kronprinzen Franz Ferdinand und seiner erhabenen Gemahlin die mordenden Hände nicht von persönlicher Ruchlosigkeit gelenkt wurden, sondern von einer ganzen Organisation, deren sichtbares Zentrum Serbien war. Doch die Organisation wurde von dem Geist jener angeführt, deren Interesse es war die Serben in ihren antimonarchistischen Bestrebungen zu unterstützen. Die Monarchie hatte nicht einmal noch den Krieg an Serbien erklärt, als Russland bereits in Waffen stand. Doch als der geniale Kaiser des Deutschen Reiches als unser treuer Verbündeter in unserem Interesse tapfer sein Schwert aus der Scheide zog, wurde es offensichtlich, dass die Betonung des europäischen Gleichgewichtes nur ein Mantel war, der die fertigen Kriegspläne Russlands, Frankreichs, Englands und des unglücklichen kleinen Belgiens verbarg.

Die blutigen Wogen rollen auch in der Gemeinde Donnerskirchen heran. Die Zahl der Eingerückten erreichte samt den später eingerückten Arbeitern, Fuhrleuten und Handwerkern bis Jahresende 220. Schon die Teilmobilisierung riss die Männer aus dem Familienkreis, die anderen rückten am 2. Aug. ein. Die allgemeine Mobilisierung kam so plötzlich, dass vielleicht nur 20 die Sakramente empfangen konnten, da der Tag durch die Vorbereitungen, das Abschiednehmen und die wirtschaftlichen Anordnungen in Anspruch genommen wurde. Der Pfarrer verabschiedet sich im Rahmen einer kurzen Ansprache mit blutendem Herzen und tränenden Augen von seinen Pfarrkindern, da er wusste, dass viele von diesen jungen, lebenslustigen, kräftigen und gesunden Männern die Schwelle ihrer Heimatkirche nicht mehr übertreten werden. Von denen die hier nicht mehr die Sakramente empfangen konnten, verrichteten ihre Andacht in Pressburg oder Wien bevor sie auf den Kriegsschauplatz zogen. Die verwundet oder krank Heimgekehrten beichten und kommunizierten mit wenigen Ausnahmen bevor sie zu ihrer Einheit zurückkehrten. Es lässt sich nicht leugnen, dass diese traurigen Tage zugleich auch Tage der Gnade waren, da während der für die Soldaten abgehaltene Andacht in den Abendstunden, die Sonn- und Feiertage festlich, an Wochentagen nur einfach abgehalten wird, die Kirche sich mit Andächtigen füllt. Die Rekruten verrichteten vor ihrem Einrücken am 18. die Beichte und empfingen das Skapulier ("Schulterkleid"). Die Herzen wurden also durch die Leiden für die Wahrheit der göttlichen Lehre geöffnet und erweichten sie auch zu Wohltätigkeit.

Im Ersatzlazarett im benachbarten Purbach wurden von unserer Gemeinde 15 Betten ausgestattet. Die verwundeten Soldaten wurden des Öfteren durch Naturaliengeschenke, die auf Wägen oder per Bahn nach Purbach gebracht wurden, erfreut. Die Summe der Geldspende für das Rote Kreuz beträgt über 1.000 kr. Die Schulkinder pflückten 28 kg Erdbeerblätter.

Die Mädchen fertigten warme Kleidungsstücke an und schickten sie durch Vermittlungen auf die Kriegsschauplätze. Mit einem Wort, die harte Schule des Krieges war für das religiöse Leben nur von gutem Einfluss und um die gebräuchlichen Unterhaltungen einzustellen genügte auch nur eine gutwillige Mahnung von der Kanzel, dass, wenn der Sturm des Krieges so viele Familien in Trauer hüllt, ist es billig und gerecht, das Leid anderer mit Einschränkung unserer guten Laune zu teilen. Eine traurige Ausnahme bildete ein Teil des Landsturmes der Jahrgänge 24 - 36, die die Nacht zu ihrer Rekrutierung mit Ruhestörung und Saufen verbrachte. Die Rüge blieb nicht aus.

Ein schönes Zeugnis ihrer religiösen Einstellung gaben unsere eingerückten Soldaten dadurch, dass sie ihrem Pfarrer oft schrieben und für seine tröstenden und aufmunternden Zeilen auf rührender Weise dankten. Wenigstens 50 Karten und Briefe erhielt der Pfarrer vom Kriegsschauplatz bis Jahresende oder auch aus den Spitälern, welche alle lebende Beweise jener Wahrheit sind, dass das religiöse Gefühl tief im Boden der Seele wurzelt. In der Stunde der Gefahr versuchen wir unwillkürlich aus dem Urquell der Religion Trost, Kraft, Tapferkeit, Begeisterung und Ausharren zu schöpfen. Es sei mir erlaubt, einen Brief zu zitieren, wie die göttliche Barmherzigkeit durch körperliche Wunden seelische Wunden heilt:


Michael Niegl: "Ich vergaß das Gebet nicht, und bat die seligste Jungfrau Maria, sie sei stets mein Schutz. Ich bin überzeugt, dass sie meine Bitte auch erhört, denn trotz dem, das ich nicht weniger als 40-mal in Feuerlinie stand, geschah mir nichts. Dies war nur ein handgreiflicher Beweis für die Gnade Gottes".


In der Schule unterrichtet Direktor Zimmermann die 3. u. 4. Klasse vormittags und die 5. u. 6. Klasse nachmittags. Die 1. Klasse führt Frau Lehrer Olga Resch. Der unerbittliche Tod löscht mehreren unserer Soldaten während des 5 Monate lang andauernden ständigen Kampfes das Leben aus, doch erhält man nur von dreien die unwiderrufliche Todesnachricht bis Ende des Jahres, für die nach dem Vorangehen des Ausläutens die feierliche Trauermesse auch gelesen wird. Die drei Helden, die ihr Leben dem Vaterlande geopfert und ihre Familie in tiefe Trauer gestürzt haben, sind: Johann Pumpler - 30 Jahre, David Jautz - 30 Jahre und Franz Unger - 42 Jahre.
Ribarits:"Die gemeinsame Trauermesse für die gefallenen Helden wurde vom Pfarrer am 30. Dezember in Anwesenheit der Gemeindevorstehung, des Veteranenvereines, der Feuerwehr und der ganzen Gemeinde in der oberen Kirche dargebracht. Dies war auch die erste Funktion des Pfarrers nach seiner langen Krankheit. Papst Pius X. stirbt. Als Nachfolger wird Benedikt XV. gewählt. In Anbetracht der traurigen Zustände besteigt er den Thron, jede Feierlichkeit vermeidend. Am hartnäckigen Widerstand Russlands und Frankreichs zerbrach auch sein wahrhaft von christlicher Liebe geführter Plan, dass wenigstens zu Weihnachten am hl. Fest des Friedens das Donnern der Kanonen und das Knattern der Gewehre verstummen mögen. Endlich erreichte er durch seine diplomatische Geschicklichkeit, dass die kriegführenden Mächte versprachen, die kampfunfähigen Gefangenen gegenseitig auszutauschen. Auch von unseren Soldaten befinden sich wenigstens 10 in Sibirien, die bisher schon einmal ihrer Familie geschrieben haben. Verwundet und krank (Ruhr) waren schon sehr viele. Die verheirateten Männer nehmen schweren Herzens Abschied von ihren Familien, wenn sie auf Urlaub waren.

Der ungarische Staat versorgt die nun ohne Stütze dastehenden Familien der Eingerückten zufriedenstellend. So kann von Not oder Elend unter den Daheimgebliebenen keine Rede sein. Nun ist die stets wachsende Teuerung und der Mangel an Arbeitshände stark spürbar.

Bis die Staatsunterstützung ausbezahlt wurde, sorgten die Bewohner der Gemeinde für die Erhaltung der verlassenen Familien durch Naturalienspenden, deren Verteilung in der Schule erfolgte.

Auf Kriegsanleihe zeichneten die Stiftskapitale der Kirche 2.100 kr. Die Gläubigen ungefähr 50.000 kr. Die letzte Summe wäre noch höher gewesen, doch machten die Eisenstädter Sparkassen, wo die Gläubigen ihr erspartes Geld angelegt hatten, in den letzten Tagen bereits Schwierigkeiten bei der Überweisung des angelegten Geldes auf Kriegsanleihe. In die trostlose Finsternis dieser schweren Zeiten drang als leuchtender Strahl das großzügige Geschenk von 2.000 kr. für die Renovierung der kleinen Kirche und die Stiftung von 250 kr. für die Betreuung der Armen der Gemeinde der am 16. Aug. verstorbenen frommen Maria Wimmer. Die Verstorbene liebte die Pracht des Gotteshauses, und die Armen. Darum erhielt sie auch im Jenseits den nie verwelkenden Kranz des ewigen Lebens".
Die Weinlese entspricht qualitativ wie quantitativ den Erwartungen. Der Preis ist gut, doch im Vergleich zu den anderen Lebensmitteln sehr nieder. Was dadurch zu erklären ist, dass der Wein in gewissem Sinne zu entbehren ist und der Großteil der Verbraucher am Kriegsschauplatz kämpft.

Der Preis des Mehls, des Getreides, der Kartoffeln, des Petroleums und Salzes usw. steigt fast aufs Doppelte, was zur Steigerung der Arbeits löhne führt.

Da die Gemeinde keinen Arzt hat, bemüht sich der Apotheker Josef Kos um die Versorgung der Kranken.

Andreas Koller wird Gemeindediener.

1915

Die folgenden Seiten aus der Chronik werden so übernommen, wie sie geschrieben worden sind, sie sind ein eindrucksvolles zeitgeschichtliches Dokument:
"Die Seele der Menschheit wurde vom hoffnungsvollen Vertrauen und der lähmenden Ahnung befallen, als der Klang der Turmuhr das 1914er Jahr mit seinem tiefen Schmerz, seinen bitteren Tränen der Vergangenheit zuführte.

Ein Jahr, das schmerzliche Erinnerungen im Herzen vieler Hunderttausender zurück lassen wird, das mehr als je die Bedeutung des Stoßgebetes der Litanei zum Bewusstsein kommen lässt: Vor Hunger, Pest und Kriegsgefahr errette uns, o Herr. Am Jahresanfang donnerten die Kanonen, knatterten die Gewehre und wir dachten mit sorgender Liebe unserer tapferen Söhne, die in der Ebene Galiziens und am Gebirgskamm der Karpaten in grimmiger Kälte Wache hielten, damit das russischen Soldatenmeer mit seinen schmutzigen Wellen nicht über die fruchtbare Ebene unseres schönen Landes spülen möge.

Am Neujahrstage empfahlen wir uns, unseren Schmerz, unsere Hoffnung und Zukunft durch das herrliche Friedensgebet des Papstes Benedikt XV. in den Schutz des heiligsten Herzen Jesu mit dem starken Vertrauen, das nicht getäuscht zu werden pflegt. Die dunklen Wolken des uns aufgezwungenen Weltkrieges schwebten drohend über uns und es gab Zeiten, wo schon der Geist der Kleingläubigkeit und des Verzagens beängstigend sich unser bemächtigte. Doch der Gottesglaube und das Bewusstsein, dass der Sieg nicht nur von der Zahl der Soldaten und der Kraft der Waffen abhängig sei, sondern vor allem von jenen moralischen Kräften, die in der Seele der Kämpfenden wohnen. Da unsere Soldaten dieser Kräfte nicht entbehren, konnten wir auch die Hoffnung auf einen Sieg hegen, was auch von den einander folgenden Ereignissen glänzend bewiesen wurde.

Die außergewöhnliche strenge Witterung war eher dem Feind günstig als uns, die Folgen waren, dass die russische Übermacht nicht nur den Großteil von Galizien und der Bukovina besetzt hielt, sondern sich auch in Ungarn, in den Tälern der Karpaten festsetzte. Die am 22. März durch Aushungerung erfolgte Übergabe der Festung Psemysl berührte uns empfindlich, da aus unserer Gemeinde und aus der Umgebung sich viele in der belagerten Festung befanden, über deren Schicksal wir lange Zeit hindurch in Ungewissheit waren. Nach 2 - 3 Monaten begann es in der Nacht, unsere Angst und Ahnung zu dämmern und in unser Herz das Licht des Trostes einzuziehen, als aus den Gefangenenlagern Sibiriens und Turkestans langsam die rosaroten Feldpostkarten unserer gefangenen Helden ankamen. Vom Bruder des Schreibers der hiesigen Chronik kam am 18. Juni das erste Lebenszeichen aus der Stadt Kasalinsk der Provinz Turkestan.

Diese Berichte wurden nur abermals Beweise jener unabänderlichen Tatsache, in welch große Trauer die furchtbare Zerstörung des Weltkrieges die Herzen legt, denn in den Jubel über die freudige Nachricht mengte sich der dumpfe Ton der Niedergeschlagenheit und des schmerzlichen Schluchzens jener, die bisher umsonst tröstliche Zeilen von ihren Lieben und ihrem Aufenthaltsort erwarteten. Inzwischen kommen auch freudige Nachrichten über die wunderbaren Erfolge unserer tapferen Truppen, doch krampft sich unser Herz nach jeder Schlacht schmerzlich zusammen, da unsere sorgende Liebe in den Zeilen der Siegesnachricht auch die blutige Leichen unserer Söhne sucht und sieht, wissend, dass es keinen Sieg ohne Opfer gibt. Die Aufopferung jener aber, die wir lieben ist immer schmerzlich, wenn sie auch für das Vaterland und für seinen Schutz erfolgt.

Ich will den Ereignissen nicht vorgreifen, und nur erwähnen, dass Donnerskirchen im unbarmherzigen Krieg seine Schuld dem Vaterlande abgetragen hat in Blut, Leben, Geld und Arbeit, da viele seiner Söhne auf den Schlachtfeldern fielen, in den Lazaretten starben, in der Gefangenschaft leiden und in den Schützengräben darben. Der Pfarrchronist wird nach den aufzeichnungswürdigen Ereignissen dieses Jahres die glaubwürdige Namensliste der Kriegsopfer aufzeichnen, die bis dahin sicher noch erweitert wird, da unsere tapferen Söhne in ununterbrochenen zähen Kämpfen der Welt den Beweis der schon vergessenen ungarischen Heldenmütigkeit liefern und der ungarischen Nation und den ungarischen Namen unvergänglichen Ruhm erwerben.
Bei der Zeichnung der zweiten Kriegsanleihe nahm die Gemeinde in demselben Maße oder noch reichlicher Anteil als bei der ersten. Die Daheimgebliebenen kämpften auf den Feldern, in den Weingärten und im Wald für unser Glück, unseren Frieden, indem sie alle Arbeiten ohne Einbezug fremder Elemente durch erhöhten Fleiß und eigene Kraft bewältigten. Doch da die Zahl der arbeitsfähigen Männer durch die ständige Einberufung stets im Abnehmen ist, werden die ohne Stütze dastehenden Frauen, die müden Ehefrauen, trauernden Mütter, verwaisten Kinder, die alten Eltern mit gebrochener Kraft die angestrengte Arbeit nicht mehr lange leisten können und die Gemeinde wird gezwungen sein, zur Arbeit Kriegsgefangene in Anspruch zu nehmen, wie das in anderen Gemeinden und hauptsächlich in größeren Gutsbetrieben schon während des Sommers geschah.

Im Frühjahr herrschte Trockenheit, die sich dann in der schwachen Kirschen- und Getreideernte zeigte, dagegen die Leute, unbehindert vom Wetter die Arbeit in voller Ordnung, zum entsprechenden Zeitpunkt und mit Gründlichkeit verrichten konnten. Auf diese Weise erlitt der Aushungerungsfeldzug unseres Feindes zwar Schiffbruch, doch infolge unserer schlechten Organisation berührte es uns empfindlich. Abgesehen von der unerhörten Teuerung (1 kg Rindfleisch 4,80 kr.), die schon im vergangenen Jahr unerträglich war, durch das dreifache Steigen der Preise in den Lebensmitteln, besonders im Mehl, trat große Not ein.

Das brachte das Dazwischentreten des Staates mit sich in Form von Beschlagnahmung des Getreidevorrates, des Verkaufes des sog. Kriegsmehls (Weizen-, Roggen-, Gersten- und Kukuruzgemisch), die Beschränkung des Verbrauches der Zahl der Familienmitglieder nach, die Einführung der zwei fleischlosen Tage (Dienstag und Freitag) und der behördlichen Festsetzung der Lebensmittelhöchstpreise. Auch der Preis des Rindes und des Weines erreichte eine Grenze, von der wir früher nicht einmal zu träumen gewagt hätten, indem eine Melkkuh mit ihrem Kalb zu 1.600 - 2.000 kr., ein Paar Ochsen zu 4.000 - 4.200 und der Hektoliter Wein zu 80 kr. verkauft wurde. Unsere Gemeinde litt zwar keinen Hunger, doch ging die behördliche Verteilung des Kriegsmehls nicht ohne Unannehmlichkeiten vor sich. Es lehrte die Menschen, die landwirtschaftliche Beschäftigung zu schätzen und zu lieben. Um Störungen in der  Gemeinde Donnerskirchen Lebensmittelversorgung zu vermeiden, verordnete die Regierung, dass die Requirierung des neuen Getreidevorrates bis zum 15. Sept. zu verschieben sei. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte sich jede Familie die vom Gesetz festgesetzte Quote einschaffen, 18 kg. pro Kopf im Monat. Da der Getreideertrag, besonders in Weizen, unserer Gemeinde unseren Bedarf nicht deckte, verschaffte der Gemeindevorstand, dem Einsagen gemäß, Getreide. Ob diese neue Anordnung ihren Zweck erfüllt wird sich erst zeigen und erst in den Aufzeichnungen des nächsten Jahres behandelt werden.

Auch die durch die Grausamkeiten des Krieges hervorgerufene Verrohung, die Lockerung des Gesetzes der Liebe in den Herzen meldete sich im Laufe der Zeit durch Anwachsen der Zahl der Diebstähle wie auch durch die Engherzigkeit der durch die Kriegswirren verschont gebliebenen wohlhabenden Bauern und ihrer Selbstsucht jenen gegenüber, die die schonungslose Hand dieser blutigen Zeit so empfindlich traf. Freilich, fern vom Schlachtgetümmel, wo alles in gewohnter Weise friedlich seinen Gang geht, wo die Menschen nicht unmittelbar Zeugen der Ausrottung ganzer Völker sind, Zeugen des Todes, der Schmerzen, der klaffenden Wunden und das hoffnungslose Schluchzen heimatloser Kinder und von Schmerz gebrochener Frauen über den Verlust all dessen, das ihnen lieb und wert war, nicht unmittelbar in ihren Ohren klingt, können sie nicht auf jene moralische Höhe des Gefühles erheben, dem lieben Gott diese unaussprechliche Barmherzigkeit und unschätzbaren Segen durch Nächstenliebe zu erwidern.

Die Trockenheit des Frühjahrs wurde im Sommer von häufigen Regenfällen und Gewittern abgelöst, die nicht nur die Arbeit behindern, sondern auch in den Weingärten und Hackfrüchten sowie beim Heu Schaden anrichteten. Die Obsternte in Äpfel, Birnen, Nüssen ist sehr schön, doch zeigt sie sich bei Marillen und Zwetschken sehr schwach.

In den Sommermonaten wurde das eine Klassenzimmer für Kinder, die die Aufsicht benötigen, zu einem Kinderheim umgeändert, damit die Eltern ohne Sorge ihre Tagesarbeit verrichten können. Doch wurde es unverständlicherweise von den Familien wenig in Anspruch genommen.

Unsere Aufzeichnungen wären nicht vollständig, würde ich jene strahlende Siege verschweigen, die für ewige Zeiten Ehre und Ruhm der vereinten deutsch-österreichisch-ungarischen Armee verleihen, und neben denen alle anderen Ereignisse in den Hintergrund treten, da sie die Macht der größten Armee der Welt, der russischen, brachen.

Der 2. Mai brachte den ersten großen Sieg, von Gorlice bis Tarno. Am Morgen des 2. Juni, des Fronleichnamtages, wenn über die ungarische Ebene der Klang der Dorfglocken weht, zog auch eine festliche Prozession in Pzemysl ein. Durch die offenen Tore der zerschossenen Befestigungen marschierten singend unsere Soldaten. Freudentränen fielen auf die staubigen Kämpfer und das Morgengrauen grüßte schon unsere Fahnen. Die Häuser Pzemysls, die einst vom gefährlichsten aller Gegner, vom Hunger, mit russischem vertauscht wurden. Die Scharte an den Waffen unserer Armee wurde wieder glänzend ausgemerzt. Lemberg wurde am 22. Juni wieder von den unsrigen besetzt, in Lublin zogen am 30. Juli unsere Truppen ein, Iwangorod war am 4. Aug., Warschau am 5. Aug. gezwungen, ihre Tore unserer heldenmütigen Armee zu öffnen, die Arm in Arm mit unseren deutschen Bundesgenossen seinen siegreichen Weg fortsetzten und die geschlagene russische Armee zurückdrängte. Gottes Segen sei auch weiterhin auf unseren Waffen, damit endlich dem herzzerbrechenden Schmerzensschrei der Völker Europas ein Ende bereitet werde. Auch das rote Pfingstfest war gekommen. Es war nicht nur rot von der Farbenpracht der Natur, wie sonst, sondern vom Blute tausender und abertausender Soldaten und der von Schamröte des schnöden Verrates wegen, den unser langjähriger Bundesgenosse, der Italiener, uns gegenüber verübte, indem er aus seiner Neutralität heraustrat aber nicht an unserer Seite, sondern gegen uns. Es steht mir nicht zu, über dessen Vorgehen Kritik zu üben, dies tat schon jene Persönlichkeit, die dazu am meisten befugt ist, der apostolische König, indem er vor der ganzen Welt den Italiener als schändlichen Feind bezeichnete. Seines hinterlistigen Eidbruches wegen wird ihn die strafende Hand Gottes sicher erreichen. Die Aussichten auf Frieden haben sich durch diesen neuen Feind zwar verschlechtert, mit seinen ausgeruhten Kräften hatte er sich am österreichischen Meeresufer sogar zeitweilig gewisse Vorteile erringen können, über unsere kleineren Truppen, die nur eine Verteidigungsstellung einnahmen, auch fügte er unseren Herzen brennenden Schmerz zu. Denn unter den vielen tausend Helden floss auch das Blut der Söhne Donnerskirchens (Johann Stiglitz) auf der Hochebene von Doberdo, doch dieses unschuldige Abel-Blut, von einem treulosen Freund vergossen, schreit um Rache zum Himmel, die furchtbar sein wird vor Gott und Mensch. Bezeichnend für die allgemeine Verbitterung gegen die falschen Italiener ist der Umstand, dass von keiner der Feldpostkarten die vom italenischen Kriegsschauplatz kommen, der fluchartige Ausspruch fehlt: "Gott strafe das treubrüchige Italien." Die Zukunft wird auch hier beweisen, dass Gott mit uns ist.

Eine notgedrungene Forderung des Ausbruches der Feindseligkeiten zwischen uns und Italien wurde die Entfernung der friedlichen Bewohner des Meeresstrandes von den gefährdeten Plätzen. So kamen Ende Mai auch zu uns 55 Flüchtlinge aus Pola - meistens Frauen und kleine Kinder - die im Stierstall (neu gebaut und seiner Bestimmung noch nicht übergeben) am Dorfende, untergebracht wurden. Die Dorfbewohner empfingen zunächst mit Argwohn die unglücklichen Flüchtlinge ihrer italenischen Sprache wegen. Doch nachdem sie sich überzeugt hatten, dass sie ihrer Sprache wegen nicht mit unserem Feind zu identifizieren seien und sie, im Gegenteil, durch den Verrat der italienischen Nation Flüchtlinge wurde, verschwand das feindselige Gefühl und es entwickelte sich ein annehmbar freundschaftliches Verhältnis, soweit die sprachlichen Schwierigkeiten dies zuließen. Das österreichische Ärar sorgte für sie, da sie ausschließlich österreichische Staatsbürger waren. Die Antwortnote Amerikas auf die Aufforderung der Monarchie, sie möge ihre Neutralität durch die Einstellungen einseitiger Munitionslieferungen strengstens einhalten, und dadurch den heiß ersehnten Frieden baldigst ermöglichen, war natürlich abweisend. Dies ist bezeichnend für die Krämerseele und Grausamkeit der Amerikaner, für die das Wehgeschrei Tausender unerhört bleibt. Hauptsache ist der Gewinn, das Geld, der Nutzen. Mit fiebriger Hast und hungriger Gier schürten sie auch schon bisher durch ihre ständige Munitionslieferung das Feuer des furchtbaren Weltkrieges, der ohne der Mitwirkung Amerikas gewiss schon zu Ende wäre. Bisher tauchte ab und zu die Nachricht auf, Amerika wolle im Zeichen der Menschenliebe als Vermittler unter den Kriegsführenden auftreten, doch seiner traurigen Rolle wegen können wir ihm mit Recht die Anschuldigung in das Gesicht sagen:

So lange die europäischen Kriegsschauplätze durch in Amerika erzeugte Kugeln rot gefärbt werden, ist das Wort Humanismus nur Spott auf ihren Lippen und die Sehnsucht nach Frieden nur wurmige Frucht in ihrem Herzen. Das Blut Europas kommt zum Großteil auf die Krämerseelen der Führer Amerikas, ihrer Fabrikanten und Kinder. Die Mühlen Gottes mahlen langsam aber sicher!

So leer und beleidigend das Auftreten Amerikas als Friedensvermittler war, so ernst und würdevoll erwies sich das fromme Bestreben Papst Benedikt XV. zur Beendigung des furchtbaren Blutvergießens und des tödlichen Kampfes der zur Linderung der Schmerzen und Heilung jener Schäden, die der Krieg verursachte. Er betont und predigt ohne Unterlass die Grundthese des Christentums: Die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Erschütternd sind die Worte seines Friedensgebetes: O verleihe den Herrschern und Völkern den Rat der Versöhnung, glätte alle Streitsüchtigkeit, die die Völker zerrüttelt und gequält, mache die Menschen würdig zum Friedenskusse. Du, der Du sie durch dein eigen Blut zu Brüdern gemacht hast. So betet der Papst zu Jesus Christus, er möge der Sturm umbrausten Welt den Frieden schenken. Und die Katholiken der Welt beten und flehen mit ihm.

Wenn bisher die edlen Bestrebungen des Heiligen Vaters auch nicht von Erfolg gekrönt waren, so vermindert das keineswegs seine Verdienste und lässt ihn in seinen Bemühungen nicht müde werden. Erwartet er doch von dem die Erfüllung der Wünsche der Menschheit, der von sich sagte: Fürchtet euch nicht, ich habe die Welt besiegt.

Inzwischen fiel das sog. Burgviereck Russisch- Polens im Norden in deutsche, im Süden in österr. -ungarische Hände, sodass im Norden bis Jahresende nur Riga und Düneburg im Süden Rovno im Besitz der Russen verblieb. Allerdings stöhnt in Ostgalizien noch ein schmaler Streifen mit der Stadt Tarnopol unter russischem Joch. Doch das hat vor allem strategische Gründe um zwischen dem zweifelhaften Rumänien und uns einen russischen Teil zu belassen. Andererseits, da im Laufe des Herbstes der Schwerpunkt des Krieges sich auf den Balkan verlegt hatte, hatten sich unsere Truppen im Norden auf Verteidigung eingerichtet.

Das günstige Ergebnis des Balkanfeldzuges war, dass Bulgarien an unsere Seite trat und gegen Serbien zog, von dem es im Balkankrieg so schmählich betrogen worden war. Die serbische Armee war nicht fähig gegen die vereinte österr.-ung.-bulgarische Armee standzuhalten, da ihre Verbündeten nicht fähig waren ihr Versprechen einzuhalten und mit einer mächtigen Armee ihr zu Hilfe zu eilen. Es dauerte keine zwei Monate und ganz Serbien war in unserer Hand. Die Reste der serbischen Armee schlossen sich über Albanien den englisch-französischen Truppen an, die die Stadt Saloniki befestigten und anscheinend dort eine entscheidende Schlacht vorbereiteten. Die serbische Königsfamilie floh samt der Regierung Hals über Kopf in das Innere des Landes, und wurde schließlich ganz aus dem Lande verdrängt und kann sich nun im fremden Land darüber Gedanken machen, dass eine durch Blut und Sünde geborene und durch Mord unterstützte Herrschaft nicht lange halten kann.

Auch Italien sandte umsonst seine Soldaten auf das Schlachtfeld. Am starken Schutzwall, den die Heldenhaftigkeit und die Todesverachtung unserer begeisterten Soldaten bildeten, zerbrach jede ihrer Anstrengungen. Am Ende des Jahres war es an ihrem Ausgangpunkt angelangt und hatte nun genug Zeit darüber nachzugrübeln, dass der Spaziergang nach Wien, Triest und Fiume kein Kinderspiel sei, wie das von den italienischen Staatsmännern in die Welt posaunt worden war.

Im Westen ergab sich kein bedeutendes Ereignis in der zweiten Jahreshälfte. Die Franzosen versuchten zwar, die Deutschen aus Frankreich zu verdrängen, doch erzielten sie nur die Rückeroberung einzelner Schützengräben, die sie alsbald wieder verloren.

Die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Pfarrleben, ausgenommen die Wohltätigkeit zur Hebung der Pracht der Kirche, stehen mit dem Krieg in Verbindung.

Das Fehlen der Arbeitskräfte konnten im Sommer die Daheimgebliebenen trotz aller Anstrengung nicht ersetzen, worum man im Allgemeinen in der Gemeinde sich nach Kriegsgefangenen umsah. Am Anfang des Herbstes kam auch der erste Transport Russen, 70 Mann, an, die im Stierstall den

Platz der italienischen Flüchtlinge einnahmen, die von der Behörde in Anbetracht des kalten Wetters in eine wärmere Gegend gebracht wurden. Die Weinlese und die Herbstarbeiten wurden schon mit feindlicher Arbeitskraft, aber ohne feindliches Gefühl, durchgeführt. Denn die, die unter Zwang gegen unsere Söhne gekämpft hatten, wurden bei friedlicher Arbeit auch von uns nicht mehr als Feinde betrachtet und auch sie waren froh, dass sie die Waffe mit dem Pflug, dem Spaten, der Sense vertauschen konnten.

Die Weinlese war qualitativ und quantitativ günstig. Noch günstiger gestaltete sich der Weinpreis, der beim Rotwein den bisher unerhörten Preis von 1 Krone erreichte. Im diesem Maße stieg auch der Preis der übrigen Früchte. Doch erschwerte dieser Umstand nur die Lebenshaltung und warf den Schatten der Geldentwertung voraus, wovon wir uns nicht ohne Grund bei diesem Weltbrand fürchten, der das Staatsgebilde durch den langen und teuren Krieg zum Wanken bringt. Wirtschaftlich hielten wir 1915 durch, da die Ernte im ganzen Land befriedigend war. Doch sehen wir bedrückt der Zukunft entgegen, da infolge der herbstlichen Regengüsse viele Tausend Joch in den Getreidegebieten des Landes unbebaut blieben. Unsere Gegend blieb in der Herbstsaat nicht zurück, doch ist dies nicht entscheidend, da wir auch in guten Jahren der Einfuhr bedürfen. Die Obrigkeit macht darum die Bevölkerung immer wieder aufmerksam mit Lebensmittel sparsam umzugehen, denn wir wären wahrhaftig dem Hohngelächter des Feindes ausgeliefert, wenn der Ruhm unserer Waffen durch wirtschaftliche Krise getrübt würde. Wir hoffen, dass die Bevölkerung der Warnung Gehör schenkt, wie ja auch der Aufruf zur Kriegsspende stets offene Ohren und barmherzige Herzen fand. Die Sammlung für die Soldatenweihnacht erfolgte auch diesmal, und wir konnten nicht nur der landesüblichen Bewegung damit helfen, sondern konnten auch den Donnerskirchner Soldaten in den Schützengräben ein wenig Weihnachtsfreude bereiten, die dankbaren Herzens die Liebesgaben ihrer engeren Heimat begrüßten".


Die obere Kirche wird im November durch drei bemalte Fenster im Wert von je 700 kr. mit den Bildern des Hl. Josef, der Hl. Anna und des Hl. Aloisius verschönert. Die Stifter sind Josef Wimmer, Aloisia Ehn und die Jubilare der goldenen Hochzeit Josef und Anna Bayer.

"Letztere erneuern das Treuegelöbnis, das sie vor 50 Jahren einander gegeben haben, am 6. November, den ernsten Zeiten entsprechend still, doch umso inniger. Für lange Zeit wird es den Gläubigen unvergesslich bleiben, wie das verehrungswürdige Paar, umgeben vom Kranze ihrer Kinder und Enkel den Jubiläumssegen ihres Seelsorgers empfingen, nach dem alle vorerst zur hl. Kommunion gingen. Dem Fest spendet einen besonderen Glanz der Segen des Diözesanbischofs".

Über die Zahl der Opfer auf den Schlachtfeldern schreibt der Chronist:
"Die Opfer, die die Gemeinde an Blut und Leben bisher brachte, lässt sich nicht mit Gewissheit ermessen, da durch das große Ausmaß des Krieges auch die amtlichen Meldungen nicht immer ganz zuverlässig sind. Es kam vor, dass ein tot geglaubter und beweinter Soldat sich nach einem Jahr langen Schweigen aus einem sibirischen Gefangenenlager meldete. Im allgemeinen ist jedoch feststellbar, dass bis zum Jahresende aus der Gemeinde 300 Männer fehlten, davon sind 50 - 60 in Gefangenenlagern, ungefähr 25 starben den Heldentod, z.T. auf den Schlachtfeldern, z.T. in den Lazaretten. Wir hoffen, dass 1916, nach dem siegreichen Friedensschluss, die Namen dieser Helden genau auf diesen Blättern zu verewigen sein werden. Bis dahin gebe Gott uns allen Kraft, Gesundheit und Ausdauer zur Verrichtung der großen Arbeit, von der unser Glück, unser Frieden und unser Leben abhängen. Herr Pfarrer berichtet, dass die Gemeinde bis jetzt 25 Gefallene zu beklagen hat und 50 - 60 Männer in die Gefangenschaft geraten sind".

1916


Es herrscht immer noch Krieg, die Hoffnung auf Frieden kommt auf, die Ruhe auf den Schlachtfeldern ist aber nur die Ruhe vor einem furchtbaren Orkan. Die Berichte von Pfarrer Ribarits führen uns unter anderem auf die Schlachtfelder Italiens und Rumäniens:
"An der Schwelle des Neuen Jahres, an der am Morgen 1916 unser Volk mit der Waffe in der Hand, Tränen in den Augen, blutige Lorbeeren auf der Stirn und im Herzen mit vertrauensvoller Hoffnung stand, glaubten wir vor dem Tor einer neuen Epoche zu stehen, in der der Friede geschlossen wird. Unsere Hoffnung wurde durch die Ruhe an den Schlachtfeldern genährt, die jedoch nur Ruhe vor einem furchtbaren Orkan war.

Unsere Frühjahrsoffensive in Italien von zweifelhaftem Wert, entzog größere Kräfte der russischen Front. Die Schwächung unserer dortigen Front wurde von der russischen Heeresleitung geschickt ausgenützt, in dem sie bei der Burg Gluck den Lorbeerkranz an der Stirn unserer Heerführung gründlich zersauste und einen Teil durch große Opfer eroberten. Der Fehlgriff unserer Heeresleitung hatte die traurige Folge eines riesigen Verlustes an Menschen- und Kriegsmaterial, und die neuere Besetzung Bukovinas mit dem neueren Raumgewinn der Russen im östlichen Teil Galiziens. Auch mehrere heldenhafte Söhne Donnerskirchens büßten in diesen blutigen Kämpfen ihr Leben ein. Noch mehr fielen in russische Gefangenschaft, von denen wir bei einigen schon die Todesnachricht erhielten.

Inzwischen besetzte auch der Italiener nach langen schweren Kämpfen die Burg Görz, nachdem er sie durch pausenlose Kanonade in Ruinen verwandelte.

Im Laufe des Sommers bekannte nun auch ein anderer Nachbar Farbe, der während des ganzen Krieges sich bemühte aus der furchtbaren Weltkatastrophe Nutzen zu schlagen, wie ihm das beim Balkankrieg 1912-13 auch gelang. Kaum nach einer Stunde nach seiner Kriegserklärung brach der Rumäne in der Nacht vom 27. Aug. nach Diebesart hinterlistig in unser Land ein, stürzte sich mit taumelnder Wildheit auf unser Siebenbürgen. Der hinterlistige Angriff der Rumänen ist das Schandblatt der Geschichte dieses beispiellosen Weltkrieges.

Die geschichtliche Gerechtigkeit bestrafte den Schuldigen hart für den unermesslichen Schaden und die Leiden, die er den aus ihren Heimen vertriebenen friedlichen Bewohnern der Siebenbürgerungarn zufügte, die vor den wilden Horden Hals über Kopf die Flucht ergriffen, um das nackte Leben zu retten. 40 rumänisch-ungarische Flüchtlinge wurden auch in Donnerskirchen aufgenommen, da ihre Befreier und Stammesbrüder auf ihren Gütern hausten.

Im Laufe des Herbstes stellte der gefährliche Donner der Ereignisse den rumänischen Feldzug in den Vordergrund, da uns dieser mehr berührte als das gigantische Ringen der Deutschen an den Ufern der Flüsse Frankreichs. Die heldenmütigen Söhne unserer Gemeinde kämpften auch und bluteten auf den Schneegipfeln Siebenbürgens und den Ebenen Rumäniens. Die glänzenden Siege, überraschende Wendungen, berühmte Kampf- und Heldentaten des rumänischen Feldzuges brachten unser Herz Tag für Tag in fieberhaften Erregung, das mit Genugtuung die Nachricht in sich zog, dass die ungarischen, deutschen bulgarischen Tiger diesen hinterlistigen gemeinen Feind, der wie ein Aasgeier eine leichte Beute zu erlangen glaubte auf den blutigen Schlachtfeldern des Weltkrieges, zu Tode zerrissen in den Kampf auf Leben und Tod. Die Krone der Siege in Rumänien war die Eroberung Bukarests am 6. Dez., die uns als leuchtendes Beispiel der historischen Gerechtigkeit mit angenehmer Genugtuung erfüllte. Unser Glaube wird von nun an in dieser ewigen göttlichen Gerechtigkeit gefestigt, die in der Weltgeschichte Ordnung hält und nicht erlaubt, dass sich die Völker ungestraft gegen Treu und Ehre versündigen. Dem kurzsichtigen und charakterlosen rumänischen König aber, der das Testament seines weisen Vorgängers, König Karls mit Füssen trat und jetzt heimatlos in seinem eigenen Land wurde, können wir mit Recht die Worte der Hl. Schrift zurufen: Et nunc reges intelligite ("nun denn, Könige, seid verständig/einsichtig = nun denn, Könige, kommt zur Einsicht, lasst euch belehren, Herrscher (Richter) der Welt").

Bis zum Ende des Jahres ist zwar ganz Rumänien noch nicht unterworfen, doch lässt unser siegreiches Vorgehen hoffen, dass das Los Rumäniens in kurzer Zeit entschieden ist, was im Kriegs- verlauf einen Wendepunkt bedeuten kann, und zur weltgeschichtlichen Stärkung der Position der Doppelmonarchie beiträgt. Gott gebe, dass es so sei.

Unsere Feinde vertrauten anfangs der brutalen Kraft, besonders den russischen Waffen und ihrer Unbesiegbarkeit, doch als sich diese Hoffnungen als falsch erwiesen, nahmen sie Zuflucht zum grausamen Aushungerungsfeldzug. Der böse Geist des ganzen Krieges, die englische Krämerseele, trug sich schon bei Kriegsanfang mit dem Gedanken herum, wenn es ihr nicht gelingt mit den Waffen zu demütigen, den Krieg solange hinauszuziehen, bis das vom Weltmarkt abgeriegelte Deutschland mit der Monarchie nichts mehr zu Essen haben wird und dann wird es dem mächtigen Herrn der Meere leicht sein uns aufzurollen. Die Mittelmächte wehrten sich von Anfang an gegen das Aushungerungsmanöver, darum die strengen Verordnungen, die Kopfquoten von Lebensmitteln, die Einlieferung des Getreides in seine zentrale Verwaltung, die behördliche Festsetzung der Preise usw. doch darauf waren wir nicht vorbereitet, dass bei der Entwicklung der Technik des 20. Jhdt. noch im dritten Jahr auch die Kanonen donnern und die Waffen knallen und die blühenden Felder Europas dampfendes Menschenblut begießt. Die Berechnung des englischen Krämers war sehr gründlich und genau und von der unvergleichlichen Missernte des Jahres 1916 unterstützt, zeigte sich als hätten sie ihr Ziel erreicht. Den Zeitungsberichten nach kämpfen zwar auch Frankreich, Italien und Russland mit großen Lebensmittelsorgen, doch es ist nicht zu leugnen, dass auch wir uns im Netze des Gegners in Sorgen winden. Die Regierung war gezwungen einen staatlichen Ernährungskommissar zu ernennen, dessen Aufgabe es ist, für die Lebensmittelversorgung des Landes, hauptsächlich der Städte zu sorgen.

Es ist nicht die Aufgabe des hiesigen Chronisten über die Unterschlagungen, die von der Kriegsernährungsaktiengesellschaft, die von der Regierung unterstützt und fest in jüdischen Händen war, eine Kritik zu üben. Es ist jedoch verzeihlich, wenn er für die Nachwelt bemerkt, dass sich Einzelne die geschickt die Kriegskonjuktur ausnützen konnten, plötzlich bereicherten.

All diese Anordnungen wären hinfällig gewesen, hätte uns Gott eine gute Ernte beschert. Unsere Getreideernte war so schlecht, wie sie seit Menschengedenken nicht war. Auch die Weinlese war schwach, es konnte nur der Viertelteil des Durchschnittertrages gelesen werden. Allerdings stieg der Weinpreis horrendum dictu ("schreckliche Kunde") auf 300 kr. pro Hektoliter. Doch was nützte das, wenn nur wenig zum Verkauf vorhanden war.

In diesem Maße stiegen auch die Preise beim Vieh, des Fleisches, der Bekleidung und der Feldfrüchte, deren Preis zwar behördlich festgelegt war, doch unter der Hand war freier Handel.

Für die Nachwelt seien die Kriegspreise in 1916 festgehalten: 1 kg. Fleisch 10 kr., ein Paar schöne Ochsen 7 - 8000 kr., eine Melkkuh 3000 - 3200 kr., ein kleines Kalb 300 kr., ein Spanferkel 60 kr., ein Mastschwein 700 - 800 kr., ein Paar Schuhe 70 - 80 kr., ein paar Stiefel 160 kr., Getreide, Kukuruz wurde pro Zentner mit 60 kr. bezahlt. Viele konnten selbst um teures Geld kein  Schweinefutter erwerben, und waren gezwungen ihre Schweine vor der Zeit zu schlachten. Die Folge davon war Mangel an Fett, dessen kg 12 kr. kostete. Ein Ei kostete 40 Heller, 1 Stück Seife 2 kr.

Im Winter war großer Mangel an Beleuchtungsmaterial, von Zucker, Kaffee, Reis gar nicht zu reden. Wo diese Waren in Österreich eher zu bekommen waren, hat sich ein wahrer Tauschhandel zwischen uns und den Einwohnern der Dörfer des benachbarten Österreich entwickelt: sie brachten uns Petroleum, Zucker, Kaffee, Tabak und nahmen dafür Bohnen, Kartoffeln, Schmalz, Mehl, Brot usw. Diese Not war schon am Winteranfang! Was wird bis zum Frühjahr werden, wo wir noch immer vom Ertrag der vorjährigen Ernte leben müssen? Einer kann dem anderen nicht aushelfen, da die Tagesration von der Behörde streng festgelegt wurde - und noch dazu sehr karg. Der Überfluss wurde für die Gemeinernährung beschlagnahmt. Der liebe Gott sei uns gnädig".


Zu den vom Krieg verursachten Schwierigkeiten im Unterricht kommen die ständige Krankheit der Klassenlehrerin Olga Resch (eine Verwandte zur Fam. Koller), die am 24. April stirbt, sowie die Masernepidemie, die unter den Kindern 15 Opfer fordert. Der Unterricht wird daraufhin für drei Monate unterbrochen, auch die Endprüfungen fallen weg. Von den Obstsorten können nur einige Kirschen - 1,20 - 1,40 kr. pro kg - Nüsse und Cornellkirschen geerntet werden. Zwetschken, Marillen, Birnen, Äpfel verdienen nicht einmal erwähnt zu werden.

Die im Dorfe arbeitenden russischen Kriegsgefangenen nehmen mit Schadenfreude die Besorgnisse der Leute zur Kenntnis, in der geheimen Hoffnung, dass die wirtschaftliche Notlage den Krieg alsbald beendet und sie in den Kreis ihrer Familien zurückführt.

"Man kann es ihnen auch nicht übel nehmen, sind sie doch unsere Feinde, obwohl auch sie jetzt unser Brot essen".

Anfangs Oktober werden auch unsere Glocken zur Armee eingezogen.

"Nur zwei, die Armensünderglocke verblieben uns, um wenn schon den Frieden einzuläuten, so als Kanonenrohre den Tod auf den Feind zu speien, der die dargestreckte Friedenshand nicht ergreifen will".
Die Zeichnung der Kriegsanleihe hat in unserer Gemeinde nicht den Erfolg, wie das die materielle Lage der Bewohner erwarten hätte lassen. Der Grund der Zurückhaltung ist nicht im Misstrauen, sondern in der Sehnsucht nach Frieden zu suchen, da im Volke die Ansicht um sich greift, dass durch die Zeichnung der Kriegsanleihe der Krieg nur noch fortgesetzt werden könne. Auch Felder werden inzwischen verkauft, die das Dreifache des alten Preises kosten - 8000 kr. für das Joch (856 Ar), doch man legt das Geld lieber in Grundbesitz an. Am 10. September kehrt die Frau des Stefan Derdák, geb. Susanne Horváth, vom evangelischen Glauben zum katholischen zurück. Seit 1861 war keine Konversion in der Pfarre vorgekommen.

Die Anordnung des Diözesanbischofs in Bezug auf die Sparsamkeit mit Kirchenkerzen ihres hohen Preises wegen müssen nicht befolgt werden, da die Gläubigen auch in dieser teuren Zeit nicht aufhören für die Kirche zu spenden, sodass die Kirche das ganze Jahr hindurch mit Beleuchtungsmaterial versorgt ist. Auch mit Öl wird die Kirche Dank lobenswerten Eifers eines Spenders so gut versorgt, dass die Kirche nicht gezwungen ist, bei der ewigen Lampe das vom Bischof erlaubte Petroleum anzuwenden, wie das in den meisten Kirchen geschieht. Nur in der oberen Kirche kann man das Allerheiligste wegen Ölknappheit und der hohen Preise nicht mehr halten.

Über den Tod Franz Joseph I. berichtet der Chronist:
"Am 21. Nov. traf ein schwerer Schlag jedes treue Ungarnherz: unser gütiger König, Franz Joseph I. starb im 87. Lebensjahr. Bei seiner Bahre stand die trauernde treue ungarische Nation und beweinte den wahren Vater zweier Generationen, begoss mit Tränen jenen Sarg, in dem der Leichnam eines langen und großen Zeitraumes, eines unbefleckten fürstlichen Charakters ruhte.

Ein Monat nachdem sich die Tore der Krypta hinter dem Metallsarg des gütigen Vaters der Nation geschlossen hatten, am 30. Dez., mengten sich auch Freudentränen in die des Schmerzes, die von der Pracht und dem blendeten Glanz der Krönung aus dem Augen gelockt als Pfand der so rasch zustande gekommene Harmonie zwischen der Nation

Gemeinde Donnerskirchen und ihrem apostolischen König. Auf der Stirn der Nation presst sich Blut durchtränkter Lorbeer, der z.T. Wunden deckt, z.T. jedoch glänzender Verkünder ungarischer Ehre, Opferbereitschaft, ungarisches Heldentum und Vaterlandsliebe ist. Doch die Wunden und der Lorbeer treten hinter den großartigen ungarischen Fest zurück, an dem der behütete Schatz der Nation, die Stephanskrone, die das ungarische Rechtsleben in sich vereint, an der Stirne des jungen und staatlichen Königs, Karls IV leuchtet und die Schulter seiner anmutigen Gattin Königin Zita berührt. Wie Strahlen der sinkenden Sonne am Abend eines trüben Tages noch einmal die Wolken durchbrechen und die Berggipfel vergolden, brach durch die trüben Wolken der Sorge, des Leidens des sterbenden Jahres das Licht des Krönungstages und ließ uns das Leid und die Trauer des Krieges vergessen, erfüllte das Herz mit vertrauensvollem Hoffen für die Zukunft. Ich schließe meine Aufzeichnungen mit dem frommen Wunsch, die Zukunft möge unsere Wünsche erfüllen. Domine, dona nobis pacem! ("Herr gib uns Frieden")
Gesehen: Donnerskirchen, 3.Sept.1917 Bischof Fetser"


1917

Pfarrer Ribarits schreibt über die Kriegsereignisse des Jahres 1917:
"Je länger der Weltkrieg mit seinen unaussprechlichen Leiden und blutigen Opfern andauert, umso tiefere Wurzeln schlägt die Sehnsucht nach Frieden in den Herzen der Einzelnen wie in die Völkerschaften der Kriegsführenden Nationen. Umsonst wiesen unsere hochmütigen Feinde, die jetzt ihre Hoffnung in die Hilfe Amerikas und Japans setzen, die ihnen ritterliche dargereichte Friedenshand zurück, als unsere Sache sich auf den Kriegsschauplätzen überall günstig gestaltete; Umsonst ließen sie den Friedensaufruf des hl. Vaters Benedikt XV. unbeantwortet den heißen Wunsch nach Frieden, der die Herzen erfüllt, können auch ihre führenden Männer mit ihren Versprechungen und eitlen Traumbildern nicht mehr ganz unterdrücken. Der Segen des Friedens war zwar am Jahresanfang entfernt von uns, doch der Gedanke an ihn wurde immer reifer und die sanfte Taube des Friedens flog in dieser oder jener Form empor, der Friede nicht durch die Waffen erkämpft wird, sondern er müsse aus dem gegenseitigen Verständnis entsprießen und zwar ohne Zahlung von Kriegsentschädigung und ohne Gewinn von Gebieten, wie das der Friedenspapst Benedikt XV. ausdrückte: Betrachten wir den Frieden nicht als Triumph der Waffen, sondern als Geschenk Gottes.

In diesem Jahre zitterten die zurückgebliebenen noch immer um ihre Söhne, Väter und Männer, um den Bruder. Denn zuerst verließen uns die Männer, dann die Kinder (Einziehung der 18 jährigen), dann die Greisen (bis 52 Jahre).

Wir hier warteten unter Zittern und Bangen und lasen mit Rührung die Feldpostkarten, die die Liebe, der Schmerz und die Sehnsucht diktierten. Auf ewig wird für die Nachwelt der Sturm der Freude bleiben, mit der wir von denen die Karten empfangen, die wir schon tot geglaubt hatten, auch wird man auch nicht das Gefühl verstehen, wenn man diese Zeilen liest, welches Gefühl unser bemächtigte, wenn wir jemanden schrieben oder von jemanden ein Schreiben empfingen, der zu dieser Zeit bereits seit Tagen im kalten Grabe ruhte.

Im Kriege begannen wir die Größe und die Entschlossenheit unserer Vorfahren zu verstehen. Jetzt erst wurden uns die zeitläufige und die vergangene Geschichte klar. Alles was wir über die Verwüstung des Tatarensturmes, über die Schrecken der Bauernrevolution, über die Leiden der Türkennot, die Bruderkriege, die wir in der Geschichte gelernt hatten, wiederholten sich im Laufe dieses schrecklichen Krieges in dem einen oder anderen Landesteil, obwohl die Vorsehung nur die südlichen und östlichen Landesteile zu Kriegsschauplätzen werden ließ.

Wir Landsleute leben noch irgendwie, da die Erde die Früchte der Arbeit zurückgab, auch wenn die Behörde unseren Überfluss requirierte und festlegte, wie viel wir essen dürfen um auch den Soldaten und den Städten etwas zukommen zu lassen, so litten wir keine Not. Doch blutete uns das Herz, wenn wir von der Not der Großstädte hörten, wo man sich um jede Kleinigkeit auf der Straße stundenlang vor den Geschäften anstellen musste, um für die behördlich ausgestellte Lebensmittelkarte gerade nur soviel Lebensmittel zu erhalten, die vor dem Hungertod rettete.

Die Teuerung war schier unerträglich. Um sie zu zeigen, führe ich einige Daten an. Ein Klafter Holz 200 kr., das Schwein Lebensgewicht 15 kr., 1 kg Schmalz 30 - 40 kr., ein Ei 70 - 80 hl., ein Paar Schuhe 150 - 200 kr. ein Paar Stiefel 300 - 400 kr., ein Anzug 500 - 600 kr. Im Allgemeinen stiegen die Waren auf das Zehnfache. Die Schwierigkeit lag jedoch darin, dass viele notwendige Sachen selbst um teures Geld nicht zu haben waren, da sie entweder ganz ausgegangen waren oder in die Hände gewissenloser Krämer kamen, die sie zurückhielten, um sie dann mit noch mehr Nutzen verwerten zu können. Petroleum, Kerzen, Seife, Essig, Tabak, Gewürze fehlten fast zur Gänze, sowie auch Leder, Leinen usw., was natürlich viel Schwierigkeiten und Sorgen verursachte. Mit behördlich zugeteiltem Mehl war die Gemeinde jedoch in diesem Jahr besser versorgt als in den vergangenen Jahren. Die Kriegsereignisse berührten die Gemeinde nah, da unsere Soldaten in den russischen und italienischen Gefangenlager siechten, in Rumänien kämpften und im besetzten Serbien Ordnung hielten, wie auch in Montenegro und Albanien das ungesunde Klima Mazedoniens über sich ergehen ließen und die Höllenpein des Trommelfeuers am Isonzo erlitten. Doch Gott sei Dank forderte dieses Jahr an Menschenleben keine großen Opfer von uns.

Im Laufe des Sommers ließ die Kriegstätigkeit auf der russischen und rumänischen Front nach, ein Zeichen der Erschöpfung der russischen und rumänischen Armee. Doch Wellen des Krieges schlugen auf französischen und italienischen Kriegsschauplätzen wieder sehr empor. Auch bisher waren dort große Schlachten gewesen, doch jetzt schien es, als käme die letzte Abrechnung, die große Entscheidung.

Die kämpfenden Hälften wollten mit Anspannung aller ihrer Kräfte eine Entscheidung erzwingen. Uns interessierten vor allem die Kämpfe am Isonzo, wo die Schlacht um den Besitz des Monte san Gabriele, den Schlüssel Triests, der Brennpunkt der Kämpfe war. Die Franzosen und Engländer wollten durch die Befreiung des besetzten französischen und belgischen Gebietes die Entscheidung herbeiführen. Die Italiener wollten mit der Besetzung Triests ihr Kriegsziel erreichen. Doch die Anstrengung der Ersteren wie auch der Italiener war jedoch umsonst. Es gelang nicht die Stahlwand der Deutschen zu durchbrechen. Die Italiener drangen nicht gegen Triest vor, sondern stürzten sich auf die lombardische Ebene.

Sie mussten nicht nur den schmalen Land- streifen aufgeben, den sie durch große Opfer am Isonzo hielten, sondern mussten sich auch weit in eigenes Landesgebiet zurückziehen, bis zur Piave, wo sie endlich Halt machten und nach ihrer panikartigen Flucht die Ankunft der englisch-französischen Hilfstruppen abwarten konnten. Nun stehen sich dort die feindlichen Armeen gegenüber.

300.000 italienische Kriegsgefangene, 2.500 Kanonen und eine Unsumme anderen Kriegsmaterialien war das Ergebnis des unvergleichlichen Sieges der Verbündeten. Gott sei dafür Dank und Ehre. Dieser Sieg der Mittelmächte war sicherlich Anstoß zur Bewegung, die den Frieden im Dez. aus Russland ausgehend, in die Wege leiten sollte. Nach mehreren misslungenen Friedensversuchen kam nun aus dem russischen Volk, das in zwei Revolutionen die zaristische Tyrannei abgeschüttelte und die Ketten jahrhundertelanger Sklaverei, in die Welt der Geist des Verstehens im Sinne des Evangeliums, brachte.

Mitte Dez. kam nach drei Jahren zum ersten Mal eine Meldung des Oberkommandos. In dem nicht von Blutvergießen, nicht von Hunderten in der Kampflinie gefallener Soldaten, nicht von trauriger Gefangenen und einer Menge stählerner Ungeheuer die Rede war, sondern vom Waffenstillstand, von der süßen Hoffnung des Friedens.

Aus dem blutigen Graben von Riga bis zum "Djnester" kommt ein frischer Hauch, die Musik einer neuen Epoche, die vom Begraben des Hasses, vom Beginn der großen friedlichen Kulturarbeit, von einem besseren, glücklicheren, menschlicheren edleren Zeitalter erzählt. Wie lange hatten wir gewartet? Wie viel Leid, Hoffnung, Verzagen liegen vor dieser Meldung, die die glückliche Erfüllung aller unserer Hoffnungen, den Lohn unserer Leiden, den Trost unserer Trauer, den Morgen unserer Freude bedeutet. Wenn unsere Hoffnung sich bewahrheitet und der in Brestlitowsk unterzeichnete Waffenstillstand den russischen Sonderfrieden nach sich zieht, dann wird uns dieser trockene russische Städtename Brestlitowsk nicht mehr ein schwer merkbares Wort sein, sondern der Gegenstand unseres täglichen Dankgebetes".


Gemeinde Donnerskirchen Neben den geschichtlichen Ereignissen, die das Land und die Welt berührt haben, fließt das Dorfleben ruhig dahin. Der Ort ist weit entfernt von den Kriegsschauplätzen, die stille Beschäftigung wird vom Donner der Kanonen, vom Klirren der Waffen nicht beeinträchtigt. Nur die Ankunft kranker und invalider Soldaten, die rumänischen Internierten des Südens (unter ihnen auch zwei Popen und zwei Lehrer), die mit düsterem Gesicht umhergehen, die Störungen im Bahnverkehr, die bitteren Klagen der fernen Angehörigen, besonders der Gefangenen, die Sorgen der Lebenshaltung machen die Bewohner auf den Ernst der Zeit aufmerksam. Im Übrigen kommen Kinder auf die Welt, weniger als früher zwar, andere sterben. Die am Kriegsschauplatz zugezogenen Krankheiten, die mangelhafte Ernährung und Bekleidung und die überspannte Arbeit fordern auch daheim ihre Opfer. Die Zahl der Verstorbenen übersteigt in den letzten zwei Jahren die Zahl der Geburten, da es Eheschließungen kaum gibt.

Am 26. Juli stirbt der erste Krieger aus der Gemeinde im 53. Lebensjahr in seinem eigenen Heim an einer schweren Krankheit, die er sich am Kriegsschauplatz zugezogen hatte. Josef Liegenfeld war schon als Sterbender in die Pflege seiner Frau nach Hause gekommen. Sein Begräbnis erfolgt mit großen militärischen Ehren, und da er das erste Opfer des Krieges ist, dessen Leib in der geheiligten Erde des heimatlichen Friedhofs gebettet wird, hält der Dorfpfarrer entgegen seinem Brauch am offenen Grabe eine kurze Ansprache, in der er vom greisen Kämpfer Abschied nimmt.

Der Pfarrchronist kann auch schöne Beispiele der Wohltätigkeit und Opferbereitschaft nennen, deren Gegenstand vor allem die würdige Einrichtung und Schmückung der Kirche ist. Durch Sammlung und Einzelspenden wird die Kirche um ein prächtiges Velum, 3 Messgewänder, 2 Messbücher, einen Luster, einen schönen Weihwasserkessel, Stolas und Ministrantenkleider reicher. Die große Monstranz und ein Kelch werden vergoldet, das Sargkreuz wird versilbert. Die Witwe Aloisia Ehn lässt zum Andenken an ihren verstorbenen Mann auf der Nordseite der Kirche, wo früher nur eine Nische war und also auch die Mauer durchbrochen werden musste, für 1.600 kr. ein Fenster zu Ehren des hl. Andreas anfertigen. Eine mildtätige Seele schafft für die kleine Kirche eine kleine Statue des hl. Antonius an, aus dessen Sammelbüchse bis zum Jahresende für die Armen über 400 kr. einlaufen. Ein edelmütiger Menschenfreund (Graf Berchem Maximilian, Priester aus München, ein guter Bekannter des Herrn Kaplans von der Innsbrucker Universität) stellt 1.600 kr. zur Verfügung, um arme Kinder zur ersten hl. Kommunion und zur Firmung mit Kleidern zu versehen. Diese edle Tat wiederholt er auch im Jahre 1918. Dadurch ermöglicht er, dass an diesen schönen Tagen das Äußere mit der Zierde der Seele in Einklang steht. Der liebe Gott möge es den edlen Spendern zurückzahlen.

Am 3. September spendet der Diözesanbischof von Raab, Anton Fetser, in unserer Kirche 229 Kindern das Sakrament der Firmung. Dazu kommen noch Breitenbrunner und Purbacher. Begrüßt wird seine Exzellenz beim ersten Triumphbogen vom Gemeindenotar Emmerich Kirchlechner, beim zweiten Triumphbogen von Mariska Kath (Nichte vom Herrn Pfarrer). Der Empfang erfolgt im gewohnten Rahmen, dessen Feierlichkeit jedoch von dem Umstand gestört wird, dass die Militärbehörde Tage zuvor die noch übrig gebliebenen Glocken einzieht. Nur die Armenseelenglocke lassen sie zurück. Bei deren traurigem und weinerlichem Ton erfolgt der Einzug des Oberhirten.

Die Ernte in der Wintersaat ist zufrieden stellend. Im Allgemeinen ist sie schwach, da Frühling und Sommer ohne Regen vorbeigehen. So können sich das Heu und die Hackfrüchte nicht entwickeln. Viele müssen ihren Viehbestand verringern oder verkaufen, um die anderen leichter zu überwintern. Das Rindfleisch wird aber trotzdem nicht billiger. Der Kirschenertrag ist gut, der Preis unerhört, das Kilo kostet 2 - 2,30 Kronen. Auch an anderen Obstsorten ist keine Not. Man kann sogar anderen Orten helfen. Doch Kartoffeln, Bohnen, Kukuruz, Kraut sind so wenig, dass diese Produkte mit teurem Geld gekauft werden müssen.

Die Weinernte ist wegen der großen Trocken heit der Menge nach schlecht, qualitativ aber sehr gut. Der Weinpreis steigt unheimlich, der Liter wird mit 5 kr. gehandelt.

Die Herbstarbeiten können bei dem schönen Wetter gut verrichtet werden. Vor Eintritt des Schlechtwetters lässt der Patronatsherr das Dach der oberen Kirche ausbessern, ein Frühlingssturm hatte es stark beschädigt.